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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Hrsg.]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 1): Unter-Aegypten bis zum Fayûm und die Sinai-Halbinsel — Leipzig, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5554#0018
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REISEZEIT.

Allerdings kann Aegypten schon wegen der Entfernung und der
Kostspieligkeit der Reise niemals in solchem Maasse ein allgemei-
nes Reiseziel werden wie z. I!. Italien , wennschon die stets zu-
nehmende Erleichterung des Verkehrs, die Vermehrung der Dampfer-
linien, sowie ganz besonders die der Eisenbahnen (S. 12) im Lande
selbst die entgegenstehenden Schwierigkeiten immer mehr besei-
tigen; aber die Erinnerungen, die Aegypten jedem Zurücklägst,
werden nicht nur unauslöschlich bleiben , sondern auch stets den
Trieb erwecken , immer wieder, wenn nicht in (las Land selbst, so
doch wenigstens zur Beschäftigung mit ihm zurückzukehren.

I. Praktische Vorbemerkungen.

A. Reiseplan. Heisezeit. Reisegesellschaft. Reiserouten.

In Aegypten gestatten es die Verkehrsverhältnisse (Eisenbah-
nen und Dampfschiffe}, einen zu Hause entworfenen Reiseplan
für die besuchteren Gegenden mit derselben Sicherheit durchzu-
führen wie in den meisten europäischen Ländern; ja man hat noch
di u wesentlichen Vortheil, dass das Wetter in der eigentlichen Reise-
zeit beständig schön ist (vergl. S. 79). Weiss man also was mau
sehen will und wie dies zu erreichen ist, so kann man auch schnell
vorwärts kommen, vorausgesetzt dass man seine Energie behält
und gegen das Sichgehenlassen, dem man ohne bestimmtes Ziel gar
leicht verfällt, stets auf der Hut ist. Damit soll nicht gesagt sein,
dass das „dolce far niente", ganz besonders in Kairo, das Flaniren
in den.Strassen dieser Stadt, nicht ebenfalls seine grossen Reize hat.

Reisezeit. In Alexandrien herrscht in den Monaten Decem-
ber bis März meist stürmisches und regnerisches Wetter. Sowie
man ins Innere des Landes dringt, ändert sich dies sofort, und vom
mittleren Delta (J)amanhür-Tanta-Mansüra) ab dürfte von Anfang
November bis Mitte oder Ende April in Aegypten kaum ein Tag un-
günstiges Wetter bringen; es herrscht alsdann beständig das herr-
lichste Frühlings- und Sommerwetter, und kein Regen nüthigt zu
Hause zu bleiben, denn den paar Tropfen, die mitunter fallen, wird
der Europäer keine Beachtung schenken. Der Nil hat durch seine
Ueberschwemmung ( S. 68) das Land von neuem befruchtet, die ganze
Natur grünt und blüht. Ende April (zuweilen auch schon im März)
beginnt die l'eriode des Chams! n fJ3. 80), eines eigentümlich schwü-
len, heissen Wüstenwindes, der während etwa fünfzig Tagen (daher
der Name), jedesmal 1 oder 1 volle Tage anhaltend, einigemal weht,
und auf den Körper sowohl wie auf den (feist äusserst erschlaffend
wirkt, in manchen Jahren indessen auch ganz ausbleibt. Unsere
Wintermonate sind daher die eigentliche Reisezeit für Aegypten.
Die,Sommermonate wird nur derjenige wählen, der die Nilüber-
BChwemmnllg oder dietiluth der afrikanischen Sonne näher kennen
lernen will (vergl. iudess auch S. 86). Die Preise sind in dieser
Zeit natürlich viel billiger.
 
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