222 Route 48.
MARIAZELL.
einem Wegweiser den Fahrweg, r. bergan bei der Tafel mit dem
Ritter St. Georg in den Wald, und erreicht 3/i St. weiter bei
dem zweiten Bildstock die Höhe des Freynsattels; die Wand
links ist der Student, im s.w. Hintergrund zeigt sich der kahle
Gipfel des Oetscher (6094'). Nun scharf bergab. Unterhalb des
(20 M.) dritten an einem Tannenbaum befestigten Bildstocks ga-
belt sich der Weg: nicht r. sondern immer 1. bergab an der
Köhlerhütte vorbei bis zur (*/a St.) Salza, dann auf der Strasse
flussabwärts (bis Mariazell noch 2 St.), zuletzt einen Sattel
scharf bergan, wo denn auf der Höhe gerade aus der Dirnstan-
gel hervortritt, links der Hochschwab (S. 224), und bald auch
die stattlichen Thürme der Mariazeller Kirche sich zeigen.
Mariazell (*Post, *Löwe, billig, gefälliger Wirth; Wein-
traube, Goldne Krone, Bräu, Fleischhacker). East der ganze Ort
besteht aus Wirthshäusern, doch ist zur Zeit, wenn die grossen
Processionen eintreffen (die Wiener am 1. Juli, die Prager am
14. Aug.), wie überhaupt in der zweiten Hälfte des August, auf
angemessene Unterkunft nicht zu rechnen, die Zimmer in den bes-
sern Gasthöfen sind dann meist schon wochenlang voraus bestellt.
Mariazell (2637') liegt sehr malerisch in einem weiten von
schönen Waldbergen in mannigfaltiger Form umgebenen Berg-
kessel. Es ist der besuchteste Wallfahrtsort in Oesterreich (allein
70 grössere Züge jährlich, zusammen 100,000 Pilger), seine 900
Bewohner leben fast ausschliesslich von Wallfahrern. Die vielen
säubern Häuser sind nach dem Brande von 1827, der fast den
ganzen Markt verzehrte, neu aufgeführt. Den Mittelpunct bildet
die sehr ansehnliche mit Kupfer gedeckte Kirche mit ihren 4
Thürmen, zu Ende des 17. Jahrh. aufgeführt, der schöne goth.
Mittelthurm noch vom ersten Kirchenbau aus dem 14. Jahrh.
Das Gnadenbild, eine 18 Zoll hohe, aus Lindenholz geschnitzte
Madonna mit dem Kinde, brachte im J. 1157 ein Priester des
Benedictinerstifts St. Lambrecht, dessen Filial Mariazell heute
noch ist, hierher. Markgraf Heinrich I. von Mähren liess um
das J. 1200 eine Capelle darüber erbauen, Ludwig I., König von
Ungarn, über dieser Capelle im J. 1363 nach einem Siege über
die Türken eine grössere Kirche aufführen, wie auf den Inschrif-
ten unter den beiden Blei-Standbildern am s. Portal zu lesen
ist. Ueber dem Portal hierauf bezügliche Relief-Darstellungen.
Im Innern der 53 Sehr. br., 142 Sehr. 1. Kirche am ersten Pfeiler 1.
das Grabmal des Grafen Loysiana (Losymthal, f 1781), 1792 von seiner Ge-
mahlin einer Gräfin Fuchs errichtet. Im Mittelschiff die Capelle mit dem
kleinen Gnadenbild, sehr reich verziert u. a. mit 12 silbernen Säulen. Vor
derselben ertönen häufig Lobgesänge zu Ehren der Himmelskönigin, Vor-
beter empfehlen ihre Angehörigen in lauter Rede dem Schutz derselben,
Betende umlagern die Capelle und rutschen, eine Kerze in der Hand, auf
den Knien um dieselbe und in der Kirche umher. An den Pfeilern grössere
in Oel gemalte Votivbilder. Die Kanzel eine grosse Masse rothen Por-
phyrs. Am Hochaltar ein grosses Kreuz von Ebenholz, mit zwei sil-
MARIAZELL.
einem Wegweiser den Fahrweg, r. bergan bei der Tafel mit dem
Ritter St. Georg in den Wald, und erreicht 3/i St. weiter bei
dem zweiten Bildstock die Höhe des Freynsattels; die Wand
links ist der Student, im s.w. Hintergrund zeigt sich der kahle
Gipfel des Oetscher (6094'). Nun scharf bergab. Unterhalb des
(20 M.) dritten an einem Tannenbaum befestigten Bildstocks ga-
belt sich der Weg: nicht r. sondern immer 1. bergab an der
Köhlerhütte vorbei bis zur (*/a St.) Salza, dann auf der Strasse
flussabwärts (bis Mariazell noch 2 St.), zuletzt einen Sattel
scharf bergan, wo denn auf der Höhe gerade aus der Dirnstan-
gel hervortritt, links der Hochschwab (S. 224), und bald auch
die stattlichen Thürme der Mariazeller Kirche sich zeigen.
Mariazell (*Post, *Löwe, billig, gefälliger Wirth; Wein-
traube, Goldne Krone, Bräu, Fleischhacker). East der ganze Ort
besteht aus Wirthshäusern, doch ist zur Zeit, wenn die grossen
Processionen eintreffen (die Wiener am 1. Juli, die Prager am
14. Aug.), wie überhaupt in der zweiten Hälfte des August, auf
angemessene Unterkunft nicht zu rechnen, die Zimmer in den bes-
sern Gasthöfen sind dann meist schon wochenlang voraus bestellt.
Mariazell (2637') liegt sehr malerisch in einem weiten von
schönen Waldbergen in mannigfaltiger Form umgebenen Berg-
kessel. Es ist der besuchteste Wallfahrtsort in Oesterreich (allein
70 grössere Züge jährlich, zusammen 100,000 Pilger), seine 900
Bewohner leben fast ausschliesslich von Wallfahrern. Die vielen
säubern Häuser sind nach dem Brande von 1827, der fast den
ganzen Markt verzehrte, neu aufgeführt. Den Mittelpunct bildet
die sehr ansehnliche mit Kupfer gedeckte Kirche mit ihren 4
Thürmen, zu Ende des 17. Jahrh. aufgeführt, der schöne goth.
Mittelthurm noch vom ersten Kirchenbau aus dem 14. Jahrh.
Das Gnadenbild, eine 18 Zoll hohe, aus Lindenholz geschnitzte
Madonna mit dem Kinde, brachte im J. 1157 ein Priester des
Benedictinerstifts St. Lambrecht, dessen Filial Mariazell heute
noch ist, hierher. Markgraf Heinrich I. von Mähren liess um
das J. 1200 eine Capelle darüber erbauen, Ludwig I., König von
Ungarn, über dieser Capelle im J. 1363 nach einem Siege über
die Türken eine grössere Kirche aufführen, wie auf den Inschrif-
ten unter den beiden Blei-Standbildern am s. Portal zu lesen
ist. Ueber dem Portal hierauf bezügliche Relief-Darstellungen.
Im Innern der 53 Sehr. br., 142 Sehr. 1. Kirche am ersten Pfeiler 1.
das Grabmal des Grafen Loysiana (Losymthal, f 1781), 1792 von seiner Ge-
mahlin einer Gräfin Fuchs errichtet. Im Mittelschiff die Capelle mit dem
kleinen Gnadenbild, sehr reich verziert u. a. mit 12 silbernen Säulen. Vor
derselben ertönen häufig Lobgesänge zu Ehren der Himmelskönigin, Vor-
beter empfehlen ihre Angehörigen in lauter Rede dem Schutz derselben,
Betende umlagern die Capelle und rutschen, eine Kerze in der Hand, auf
den Knien um dieselbe und in der Kirche umher. An den Pfeilern grössere
in Oel gemalte Votivbilder. Die Kanzel eine grosse Masse rothen Por-
phyrs. Am Hochaltar ein grosses Kreuz von Ebenholz, mit zwei sil-