BRESLAÜ.
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herabgesunken. Unter dem Rathhaus ist der besuchte Schweid-
nitzer Bierkeller, auch Restauration. Die Staupsäule vor dem
Rathhaus erinnert an die alte rohe Rechtspflege, die ausge-
dehnten Anbauten um das Rathhaus an die eigentümliche sla-
wische Sitte, Amtsgebäude auf öffentlichen Plätzen mit kleinen
Verkaufsbuden ganz zu umgeben.
Auf dem Ring und seinen nächsten Umgebungen entfaltet sich
das lebhafteste Treiben, besonders in der schönen Schweidnitzer
Strasse, welche zu den westlichen Bahnhöfen führt. Am Ende
dieser Strasse zwei stattliche neue Gebäude, das General-Com-
mando und das Schauspielhaus, von Langhans. Jenseit der Graben-
brücke, an der Strasse zu den Bahnhöfen, die grosse Oürassier-
Caserne; am Blücherplatz (11 U. "Wachtparade) die 1824 von
Langhans aufgeführte Börse. Hinter dem Schloss an der Pro-
menade ist der Exercierplatz, an diesem das landständische Ge-
bäude. Unter den Neubauten ragt in der Nähe des niederschles.
Bahnhofs das 1852 vollendete Stadtgerichtsgebäude hervor.
Die wichtigsten kirchlichen Gebäude sind am rechten Ufer
der Oder auf engem Raum zusammen, der Dom, die Kreuz- und
die Sandkirche. Die *Domkirche zu St. Johann', 1170 nach
dem Muster einer Kirche zu Rouen (?) aufgeführt, ist vor einigen
Jahren ganz wieder hergestellt worden.
Sie hat manche heachtenswerthe Kunstgegenstände, besonders in den
Capellen hinter dem Hochaltar, namentlich in der mit Marmor und Male-
reien prächtig verzierten Capelle des Cardinal - Bischofs Friedrich, Land-
grafen von Hessen, das Grabmal des Stifters und ein Standbild der h. Elisa-
beth, in der Mitte des 17. Jahrh. von Floretti in Rom gearbeitet. In der
angrenzenden Capelle eine sehr gute Grabplatte des Bischofs Rother (f 1506),
■welche 1496 (?) Peter Vischer zu Nürnberg gegossen hat, die lebensgrosse
Figur des Bischofs hoch erhaben, von den sechs Landespatronen umgeben,
ferner das Grabdenkmal des Herzogs Christian von Holstein, kaiserl. Ober-
feldherrn, 1691 bei Salankehmen gegen die Türken geblieben. In der an-
grenzenden Capelle des Pfalzgrafen Franz Ludwig, Kurfürst von Mainz,
Fürstbischof von Breslau, 1727 vollendet, sind zwei gute Marmorstandbilder,
Aaron und Moses, von Brackhof in Wien gearbeitet. Auch sonst finden
sich in der Kirche selbst zahlreiche Denkmäler von Bischöfen und Dom-
herren, nebst Gemälden von dem in Schlesien unvermeidlichen Maler Will-
mann, vielleicht dem fruchtbarsten des vor. Jahrh. Ein h. Stephanus, an
der nördl. äussern Chorwand, wird Tizian (?), eine Madonna in einer der
südl. Capellen neben dem Aufgang zum Chor, Cranach zugeschrieben.
Tn der KreUZkirche, 1288 gegründet, ist vor dem Hochaltar
das merkwürdige Grabmal Herzog Heinrichs IV. von Breslau
(j 1290), von gebranntem Thon in ganzer Figur mit zahlreichen
Reliefs. Die Skelette des h. Benedictus und des h. Innocenz
liegen auf Altären in Glaskasten. Unter der Kirche eine Crypta.
Die Liebfrauenkirche auf dem Sand, die sogenannte Sand-
kirche, um die. Mitte des 14. Jahrh. aufgeführt, ist innerlich mit
Vergoldung und Marmor reichlich versehen, an Kunstwerken
aber arm. In dieser, wie in den andern Kirchen findet man
mehrfach Copien des Marienbildes (U. L. Pr.) von Czenstochau,
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herabgesunken. Unter dem Rathhaus ist der besuchte Schweid-
nitzer Bierkeller, auch Restauration. Die Staupsäule vor dem
Rathhaus erinnert an die alte rohe Rechtspflege, die ausge-
dehnten Anbauten um das Rathhaus an die eigentümliche sla-
wische Sitte, Amtsgebäude auf öffentlichen Plätzen mit kleinen
Verkaufsbuden ganz zu umgeben.
Auf dem Ring und seinen nächsten Umgebungen entfaltet sich
das lebhafteste Treiben, besonders in der schönen Schweidnitzer
Strasse, welche zu den westlichen Bahnhöfen führt. Am Ende
dieser Strasse zwei stattliche neue Gebäude, das General-Com-
mando und das Schauspielhaus, von Langhans. Jenseit der Graben-
brücke, an der Strasse zu den Bahnhöfen, die grosse Oürassier-
Caserne; am Blücherplatz (11 U. "Wachtparade) die 1824 von
Langhans aufgeführte Börse. Hinter dem Schloss an der Pro-
menade ist der Exercierplatz, an diesem das landständische Ge-
bäude. Unter den Neubauten ragt in der Nähe des niederschles.
Bahnhofs das 1852 vollendete Stadtgerichtsgebäude hervor.
Die wichtigsten kirchlichen Gebäude sind am rechten Ufer
der Oder auf engem Raum zusammen, der Dom, die Kreuz- und
die Sandkirche. Die *Domkirche zu St. Johann', 1170 nach
dem Muster einer Kirche zu Rouen (?) aufgeführt, ist vor einigen
Jahren ganz wieder hergestellt worden.
Sie hat manche heachtenswerthe Kunstgegenstände, besonders in den
Capellen hinter dem Hochaltar, namentlich in der mit Marmor und Male-
reien prächtig verzierten Capelle des Cardinal - Bischofs Friedrich, Land-
grafen von Hessen, das Grabmal des Stifters und ein Standbild der h. Elisa-
beth, in der Mitte des 17. Jahrh. von Floretti in Rom gearbeitet. In der
angrenzenden Capelle eine sehr gute Grabplatte des Bischofs Rother (f 1506),
■welche 1496 (?) Peter Vischer zu Nürnberg gegossen hat, die lebensgrosse
Figur des Bischofs hoch erhaben, von den sechs Landespatronen umgeben,
ferner das Grabdenkmal des Herzogs Christian von Holstein, kaiserl. Ober-
feldherrn, 1691 bei Salankehmen gegen die Türken geblieben. In der an-
grenzenden Capelle des Pfalzgrafen Franz Ludwig, Kurfürst von Mainz,
Fürstbischof von Breslau, 1727 vollendet, sind zwei gute Marmorstandbilder,
Aaron und Moses, von Brackhof in Wien gearbeitet. Auch sonst finden
sich in der Kirche selbst zahlreiche Denkmäler von Bischöfen und Dom-
herren, nebst Gemälden von dem in Schlesien unvermeidlichen Maler Will-
mann, vielleicht dem fruchtbarsten des vor. Jahrh. Ein h. Stephanus, an
der nördl. äussern Chorwand, wird Tizian (?), eine Madonna in einer der
südl. Capellen neben dem Aufgang zum Chor, Cranach zugeschrieben.
Tn der KreUZkirche, 1288 gegründet, ist vor dem Hochaltar
das merkwürdige Grabmal Herzog Heinrichs IV. von Breslau
(j 1290), von gebranntem Thon in ganzer Figur mit zahlreichen
Reliefs. Die Skelette des h. Benedictus und des h. Innocenz
liegen auf Altären in Glaskasten. Unter der Kirche eine Crypta.
Die Liebfrauenkirche auf dem Sand, die sogenannte Sand-
kirche, um die. Mitte des 14. Jahrh. aufgeführt, ist innerlich mit
Vergoldung und Marmor reichlich versehen, an Kunstwerken
aber arm. In dieser, wie in den andern Kirchen findet man
mehrfach Copien des Marienbildes (U. L. Pr.) von Czenstochau,