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Joseph Baer & Co., Buchhandlung und Antiquariat <Frankfurt, Main> [Hrsg.]
Bibliothek Carl Hirsch, Konstanz: Teile der Bibliotheken des Grafen Grigorij Alexandrowitsch Stroganoff (1770 - 1857) und der Eremitage in Leningrad ... ; 30. April und 1. Mai 1931 — Frankfurt a. M., 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.7750#0024

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VI. Autographen.

119 BRANT, SEBASTIAN, Der Dichter des Narrenschiffs, 1457—1505. Eigen-
händ. Brief mit Unterschrift Titus uti Suus Sb, an den Humanisten
und Rechtsgelehrten Ulrich Zasius in Freiburg i. B. Ex argentina
sexta Kalendas octobres Anno quinto (1505). 2 B1I. folio, auf der 4. Seite ein
Distichon, ebenfalls von der Hand Sebastian Brants.

Herrlicher Brief von vorzüglicher Erhaltung. Beginnt: S. d.
p. Doleo & quidem vehementer mi Zazi. Ueber die Händel des Jacob Locher (Philo-
rausus), des Uebersetzers des Narrenschiffes, mit Zasius. Auf der 2. Seite
ein griechisch-lateinisches Gedicht und auf der 4. Seite ein Distichon,
beide gegen Locher.

Das seltene Stück stammt aus der berühmten Dorowschen Sammlung, die
1847 in Frankfurt a. M. versteigert wurde u. trägt die Etikette der Sammlung des
Frankfurter Senators Dr. Qwinner. Später kam es in den Besitz von
Alex. Meyer Cohn (Versteigerungskatalog 1905 Nr. 874), der dazu bemerkte: Von
Seb. Brant kennt man nur 5—6 Briefe, der vorliegende Ist der einzige in Privatbesitz.

Siehe Abbildung aui Tafel I.

120 GOETHE, JOHANN WOLFGANG von, 1749—1832. Eigenhändiger
Brief mit Unterschrift: ,,G." Undatiert [Weimar, September oder Octo-
ber 1789.] H/2 SS. 4<>.

Schöner Brief an den Minister Christian Gottlob von Voigt. Sprichtaus-
führlich über Bergwerksangelegenheiten. Nach dem was mir Ew. Wohlgeboren gestern erzählten
and was ich nun in des Bergsekreta,iis Protokollen lese .... Die ganze Angelegenheit Ist
zu küzlich und ernsthaft. Auf dem Bissherigen Weg kommen wir nicht zum Ziel. Leben Sie
recht wohl. G.

121 KORNER, THEODOR, der Freiheitsdichter, 1791—1813. Eigenhändi-
ger Brief mit Unterschrift. [Wien] am 22. Febr. [1813]. 2 SS. 4". M.
eigenh. Adr.: „An Frau [Henriette] Baronin von Pe r e i ra - A r n s t e i n".
M. verletztem Siegel. Prächtiger, voll signierter Brief an seine Wiener
Gönnerin.

Schöne Leidensgefährtin, denn so darf ich Sie heute nennen, angebetete Freundin, da sich
mein Halsweh zu einer ziemlich [bedeutenden Halsentzündung potenziert hat. Der Arzt . . .
hat mir das Versprechen abgetrotzt, heute wenigstens im Zimmer zu bleiben, für mich ein gräss-
licher Gedanke . . . Da lieg. ich nun in meinen verhassten vier Pfählen, ganz auf mich selbst
gewiesen und auf meine eigenen Träume zurückgezwungen. . . Ich leg daher die mir anvertraute
mütterliche Gewalt über Adolph für heute Abend wieder in Ihre schönen Hände, weil ich dem
Ball nicht beiwohnen darf, ein Opfer, das mir nichtJschwer wird, da ich doch nicht die Hoff-
nung hatte, Sie dort zu sehen . . . Bittet sie. C a s t e 11 i zu ihm zu bescheiden, mit
dem er eine Probe besprechen will. Er schliesst: Heute früh fiel mir die Stelle aus
Rosamunde wieder ein, die für mich ein heitrer Talisman der Ruhe und ßeSyFriedens geworden
ist. Darf ich sie niederschreiben ?

Sie wird als eine Sonne meines Lebens

Vorleuchtend wandeln meine Liederbahn

An ihre Strahlen knüpf ich meine Träume

Rein ist ihr Licht, rein sei auch meine Tat

Ich darf sie nicht besitzen und erkämpfen

Doch meines Muthes Zauber darf sie sein ! -

In Rosamunde V. 5 lautet die Stelle:

Sie wird als eine Sonne meines Lebens,
Vorleuchtend wandeln meine Heldenbabn
An ihre Strahlen knüpf ich meine Sehnsucht

Doch meines Lebens Zauber darf sie sein!

122 LUTHER, MARTIN, Der grosse Reformator, Eigenhänd. lateini-
scher Brief mit Unterschr. Martinus Luther XVI. Januarij 1531. 1 S. kl.
4°. Auf der Rückseite eigenhänd. Adresse: Venerabiii in Christo fratri Jo-
hanni Weber Ministro Verbi in Newstadio & Superattendenti ßdeli & syncero.
Zwei Stellen an den Falten auf der Rückseite unterlegt.

Sehr schöner Brief in der Eheangelegenheit des Pfarrers J o h. Nicolai
in Dreltzsch, dessen Frau durchgegangen war. Luther hat ihm geraten die Frau durch an-
schlagen von Plakaten an den Kirchentüren in den Nachbarstädten aufzufordern sich inner-
halb eines Monats zu stellen, andernfalls sie verurteilt und geschieden und ihrem Mann ge-
stattet würde eine andere Frau zu nehmen. Dann solle die Angelegenheit in der Versamm-
lung der Gemeinde bekanntgegeben werden. Dem Aergerniss des Satans müsse so durch
öffentliches Zeugnis und Verfahren entgegen getreten werden.

Abgedruckt in Luthers Werken. Briefwechsel. Bd. 8. Calw. 1898. S. 347. Der Brief
stammt aus dem Ratsarchiv in Wittenberg, kam in die Börnersche Autographen-Sammlung
und im Mai 1867 in den Besitz von Richard Zeune in Berlin. Von dessen Hand liegt eine
Notiz von 3 SS. 8°. bei mit Abschrift und Uebersetzung des Briefes.

Siehe Abbildung aul Seite IS.

Versteigerung am 30. April und 1. Mai 1931.

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