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Falke, Otto von; Hermann Ball <Berlin> [Hrsg.]
Die Sammlung C. Castiglioni, Wien: Gemälde, Skulpturen, Möbel, Keramik, Textilien ; [Versteigerung Freitag, den 28. November 1930 und Sonnabend, den 29. November 1930] — Berlin, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.1487#0010
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Dem sicheren Blick Millers von Aichholz für interessante und seltene Möbelformen guter
Erhaltung verdankt die Sammlung die beiden Kabinettschränke (Nr. 178, Tafel 57; Nr. 180,
Tafel 57), beide zweigeschossig, mit Schubladeneinrichtung im Oberbau, ein Typus, der in
der Kunstgeschichte des italienischen Mobiliars bisher wenig Beachtung gefunden hat, als eine
Renaissancephase in der langen Entwicklungsgeschichte des Schreibtisches jedoch erhebliche
Bedeutung hat.

Der italienischen Kunst vom 15. bis zum 17. Jahrhundert gehört auch die große Mehrzahl
der Skulpturen aus Stein, Bronze, Stukko, Terrakotta an. Für diese Abteilung einschließlich
der Kleinbronzen sind zumeist die sachkundigen Bestimmungen von Dr. Leo Planiscig in den
Katalog übernommen worden.

In der reichhaltigen Abteilung der Textilien hat ebenfalls Italien das erste Wort. Italienischer
Herkunft ist nicht nur der ganze Bestand an alten Samtstoffen, sondern auch der große
Florentiner Wandteppich mit dem Abendmahl Christi nach Allori (Nr. 451, Tafel 92),
ausgeführt um 1600 von Caspare Papini. Von nicht geringerer Bedeutung sind die beiden
Gobelins mit dem Tod des Leonardo da Vinci und mit der Geschichte Coriolans nach Gemälden
von Menageot aus den Jahren 1781 und 1789 aus der Manufacture royale in Paris.
Einen so abgerundeten Komplex wie die italienischen Möbel bilden die Abteilungen der
Metallarbeiten und der Keramik in diesem Katalog nicht. Die zahlreichen Majoliken der
Sammlung dienten vornehmlich dekorativen Zwecken, und es mag genügen, die schöne
Derutaschüssel mit dem Reiter (Nr. 426, Tafel 33) und als seltene deutsche Arbeit den
Nürnberger Preuningkrug (Nr. 442, Tafel 88) hervorzuheben und von Goldschmiedewerken
den toskanischen Meßkelch mit reicher Emailverzierung (Nr. 329, Tafel 80) des 15. Jahr-
hunderts, die unbezeichnete, vermutlich niederländische Silberschale (Nr. 354, Tafel 82) und
neben den französischen Golddosen die Augsburger und Dresdener Silberarbeiten aus der
Silberkammer Augusts des Starken von Sachsen-Polen.

OTTO VON FALKE
 
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