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https://doi.org/10.11588/diglit.5404#0005
D ieWiener Sammlung, die in Berlin zur Versteigerung kommt, gehört nicht
zum älteren österreichischen Privatbesitz, ist vielmehr erst in den letzten Jahr-
zehnten zusammengebracht worden. Ihr Schöpfer war beseelt von jener in Wien
heimischen und traditionellen Passion, deren Errungenschaften in unsrer harten
Zeit bedroht werden. Während in Berlin unter Bodes befeuernder Herrschaft
Gemäldegalerien entstanden als etwas künstliche Anpflanzungen, die sich im
Sturm nicht bewährt haben, sammelten die Wiener anders in bezug auf das Was
und auf das Wie. Sie sind mehr selbständig, persönlich und selbst eigenwillig vor-
gegangen, mit einer warmherzigen Pietät für alle kunsthaften Überbleibsel der
Vergangenheit.
Die historische, repräsentative und großartigste Leistung der spezifisch Wiener
Sammelleidenschaft, Dr. Albert Figdors Besitz, fällt nun auch in Bälde der Auf-
lösung anheim.
Die Sammlung, deren Kataloge ich mit einigen Sätzen einzuführen gebeten
worden bin, wird in zwei Teilen versteigert. Der erste und größere Teil enthält
Zeichnungen der alten Meister. Schon dieser Umstand weckt die günstigsten Vor-
urteile. War doch und ist das Verständnis für die Zeichnung ein Merkmal echter
Kunstliebe. Der Zeichnungssammler widmet sich dem sublimen geistigen Sport,
frei von Eitelkeit und ohne die Absicht zu imponieren oder den Glanz seiner
Behausung zu steigern.
Die Durchsicht der Mappen befriedigt hoch gespannte Erwartungen. An-
spruchsvoll in bezug auf den Kunstwert, duldsam und vielseitig in Hinsicht auf
Stilform, auf Ort und Zeit, hat dieser Sammler - in elfter Stunde - Erstaunliches
erreicht.
Das sorgfältig auf Grund seiner sachkundigen Notizen verfaßte Verzeichnis
enthält die Herkunftsangaben zu fast jedem Blatte. Wir stoßen auf die besten
Wiener Sammlungen als auf die Quellen - Böhm, Strauß, Licht. In die Sammlung
zum älteren österreichischen Privatbesitz, ist vielmehr erst in den letzten Jahr-
zehnten zusammengebracht worden. Ihr Schöpfer war beseelt von jener in Wien
heimischen und traditionellen Passion, deren Errungenschaften in unsrer harten
Zeit bedroht werden. Während in Berlin unter Bodes befeuernder Herrschaft
Gemäldegalerien entstanden als etwas künstliche Anpflanzungen, die sich im
Sturm nicht bewährt haben, sammelten die Wiener anders in bezug auf das Was
und auf das Wie. Sie sind mehr selbständig, persönlich und selbst eigenwillig vor-
gegangen, mit einer warmherzigen Pietät für alle kunsthaften Überbleibsel der
Vergangenheit.
Die historische, repräsentative und großartigste Leistung der spezifisch Wiener
Sammelleidenschaft, Dr. Albert Figdors Besitz, fällt nun auch in Bälde der Auf-
lösung anheim.
Die Sammlung, deren Kataloge ich mit einigen Sätzen einzuführen gebeten
worden bin, wird in zwei Teilen versteigert. Der erste und größere Teil enthält
Zeichnungen der alten Meister. Schon dieser Umstand weckt die günstigsten Vor-
urteile. War doch und ist das Verständnis für die Zeichnung ein Merkmal echter
Kunstliebe. Der Zeichnungssammler widmet sich dem sublimen geistigen Sport,
frei von Eitelkeit und ohne die Absicht zu imponieren oder den Glanz seiner
Behausung zu steigern.
Die Durchsicht der Mappen befriedigt hoch gespannte Erwartungen. An-
spruchsvoll in bezug auf den Kunstwert, duldsam und vielseitig in Hinsicht auf
Stilform, auf Ort und Zeit, hat dieser Sammler - in elfter Stunde - Erstaunliches
erreicht.
Das sorgfältig auf Grund seiner sachkundigen Notizen verfaßte Verzeichnis
enthält die Herkunftsangaben zu fast jedem Blatte. Wir stoßen auf die besten
Wiener Sammlungen als auf die Quellen - Böhm, Strauß, Licht. In die Sammlung