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Rudolf Bangel (Frankfurt, Main); Rudolf Bangel [Hrsg.]; Hamburger, Julius [Bearb.]
Katalog / Rudolf Bangel: Versteigerung in Frankfurt a.M.: Catalog der Antiquitäten-Sammlung von Julius Hamburger in Frankfurt a. M., Zeil 38, bestehend in antiken römischen, griechischen, etruskischen Terracotten, bemalten Thonvasen, Bronze-Figuren, Gefässen, Gold-, Silber- etc., Schmuckgegenständen, Intaglios, Kunstgegenständen des Mittelalters, der Renaissance und späteren Perioden, ...: Versteigerung durch Rudolph Bangel, Auctionator, vom 1. bis 6. October 1888 im Russischen Hof, Zeil 48, Parterre, Frankfurt a. M. — Frankfurt a.M.: August Osterrieth, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.61968#0102

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78

Manuscripte.

ausserhalb, Verzierungen, Blättern, Ranken an den Seiten. Die Mi-
niaturen sind Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christis und
Heiligen mit Landschaften, gefühlvoll gemalt und gut erhalten, eine
Miniatur defekt. Ledereinb. mit Messingecken und Rosetten auf Holz.
XV. Jahrh. Die letzten Blätter später dazugesetzt.
1413 Breviar. 79 Blatt. Papier, teils sehr fleckig, beschmutzt, die ersten 6 Blätter
unten zerfressen. Waschleder-Einb. XV. Jahrh.
1414 Breviar Franciscanum, 428 Blatt 40, mit gothischen Buchstaben, breitem
Rande mit Federlinien-Verzierungen. 40 illüminirte Initialen, hiervon
17 mit Miniaturen, drei derselben mit Bordüren auf allen Seiten lebhaft
in Farben und Gold gemalt. Heiliger mit Monstranz, Triptichon etc.,
König David, einige Seiten unbedeutend fleckig, bei letzter Seite fehlt
Rand unten; Leder-Einb. auf Holz. XV. Jahrh.
1415 Gebetbuch, 37 Blatt 8°, Papier. »Scaido die« etc. auf erstem Blatte, Leder-
Einb. XV. Jahrh.
1416 Breviar. 343 Blatt mit grossen Buchstaben, mit Musiknoten im Text, viele
Buchstaben verziert, am Ende »fine tibi luis xpe benigne facto fine
pir laudatur virgo miria.« 30 mit Miniaturen illustrirte Initiale, leb-
haft auf brillantem Gold 3-12 cm gross mit ein und mehreren
Figuren, alle mit lebhaften Bordüren, die 3 grössten mit Bordüren an
allen Seiten, mit Blumen, Blättern, Heiligen, grotesken Figuren, Vögeln,
Emblemen des Hauses Savoyen etc. verziert. Die Miniaturen beginnen
mit der Erschaffung Adams, stellen König David, St. Franciscus von
Assissi und Geschichte Christis dar. Ledereinb. auf Holzdeckel mit
Messingecken im Centrum, auf deren Ränder »menor« gothisch gravirt,
in der Mitte der Messingbeschläge Knöpfe. 2 Ecken fehlen, einzelne
unbedeutende Löcher im Pergament, eine Miniatur etwas verwischt,
schöne italienische Ausführung. XV. Jahrh.
1417 Litaniae Ambrosianae, 9oBlatt4°. Gothische Schrift mit breitem Rande, Musik-
noten mit einer Querlinie, Titelblatt mit Miniatur: St. Ambrosius vor
Thron stehend, Cardinale vor ihm knieend, unten: Agnus Dei auf dem
Buche sitzend, Rand reich mit Blumen-Verzierungen in Gold, auf
Blatt 26 47: Miniaturen St. Ambrosius vor Oratorium knieend, hinter
ihm Mönche; auf zweitletztem Blatte: Kreuzigung, darüber I. N. R. I.,
zur Seite knieender St. Ambrosius, Heiliger mit Lanze und Band mit
Inschrift »O Deus Ambrosii Adua me«, alle meisterhaft ausgeführt;
bl. gepresster Ledereinb. auf Holzdeckel. 2 Messingschliessen. XV. Jahrh.
1418 Officio Beate Virginis Maria, 259 Blatt, 12°, 12 ■ 8E2 cm. Prachtvolles Bijou-
Manuscript, Meisterwerk eines Miniatisten der lombardischen Schule,
Graf Trivulzio, aus dessen Besitz es stammt, und viele andere sahen
darin klar die Meisterhand des Bernardo Luini. Auf feinstem Pergament,
mit breitem Rande, kleinen Buchstaben, Gold und farbig auf allen
Seiten geschrieben, enthält 17 blattgrosse Miniaturen, 6 hiervon sind
in 4 Teile, eine in 3 Teile geteilt, diesen meistens gegenüber sind
16 Initialen auf Goldgrund mit Randleisten an allen Seiten; der Kalender
ist mit den Zeichen des Zodiaks auf blauem Grunde gemalt. Jede
Miniatur ist ein kleines schönes Gemälde; viele sind mit architektoni-
schen Tempeln und Kirchen und schön perspektivischen Scenerien reich
gemalt; die Personen sind in kostbare Gewänder gekleidet, die Portraits
sind sehr fein, die der Initialen sind entzückend edel, die Randleisten
sind reich verziert mit Vögeln, Früchten und vielen Wappen; letztere
weisen darauf hin, dass dieses M. S. S. wahrscheinlich als ein Braut-
geschenk bei der Trauung zweier Glieder der edlen Familien Carcano
und Areonati gearbeitet wurde. Wohl unbedingt eines der schönsten
Denkmäler, welches aus dem Höhepunkt der Miniaturkunst der lom-
bardischen Schule, zweite Hälfte des XV. Jahrh., erhalten blieb. Diese
Perle bildete das Anziehungs-Centrum für alle Kunstliebhaber, welche
die Trivulzio-Sammlung aus weiter Ferne besuchten.
I. Miniatur: Trauung der heil. Katharina mit 12 kostbar gekleideten
Personen, Tempel mit 3 Kuppeln, Marmorsäulen-Vestibüle, Seiten-
bordüren mit Engeln, Genien, Waffen, Laubwerk, unten Inschrift:
 
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