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Rudolf Bangel <Frankfurt, Main> [Hrsg.]
Verzeichnis der hervorragenden Japan- und China-Sammlung des ehemaligen Kaiserlich Deutschen Generalkonsuls in Japan Herrn Dr. Schmidt-Leda † u.a.: Versteigerung in Frankfurt a. M. ... (Nr. 714): bestehend aus Arbeiten in Metallen, Holz, Elfenbein, Porzellanen, Töpfer- und Lack-Arbeiten, sowie einer chronologischen Kollektion von Farbenholzschnitten: Versteigerung in Frankfurt a. M. den 6.,7. und 8. Oktober 1908 — Frankfurt a. M., 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.21022#0005
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l/ürbemErkung

Wirklich gute, alte Objekte der japanischen und chinesischen Kunst
werden von Tag zu Tag seltener, ja im fernen Osten selbst kommen beste
Stücke kaum noch, oder doch nur sehr vereinzelt im Handel vor. In der
Hauptsache hat das seinen Grund darin, daß bei der in den letzten Jahren
ständig zunehmenden Liebe, und bei dem immer mehr erwachenden Ver-
ständnis, für die Feinheiten und die intimen Reize der ostasiatischen Kunst,
das Ausland, insbesondere Europa und Amerika einen großen Teil der an-
fänglich unerschöpflich erscheinenden Bestände Japans und Chinas absorbiert
hat. — Ein weiteres wichtiges Moment ist aber auch das folgende: In früheren
Jahren sah man im Osten selbst mehr oder weniger gleichgültig zu, wie durch
die Ausfuhr ein Stück alter Kunst nach dem anderen dem Lande entführt
wurde, plötzlich aber fiel es besonders den Japanern wie Schuppen von den
Augen; man erkannte die Gefahr, die dem eigenen Lande durch Verringerung
seines Bestandes an alten Kunstobjekten drohte und fing an, dieses Besitztum,
ein Denkmal alter, hochentwickelter Kultur, zu verteidigen. Museen, sowie
Private traten in den "Wettbewerb mit ausländischen Sammlern, Händlern
und Aufkäufern und es wurden drüben in vielen Fällen für besonders gute
Beispiele alter Kunst Preise bezahlt, die uns fabelhaft erscheinen.

Der Aufenthalt des verstorbenen Herrn Generalkonsuls Dr. Schmidt-
Leda im Osten fiel in eine Zeit, zu der es noch verhältnismäßig leicht war,
gute, alte Kunstobjekte zu erhalten und er hat es verstanden, eine Sammlung
zusammenzubringen, die höchste Beachtung verdient. —

Unter den Bronzen und Metallarbeiten befindet sich eine große Anzahl
typischer und wundervoller Stücke in Techniken, die die Japaner und be-
sonders auch die Chinesen in meisterhafter Weise beherrschen und man ist
bei vielen Gegenständen im Zweifel, ob man mehr die Feinheit und Ge-
schicklichkeit der Ziselierung oder die Schönheit und Wärme der Patina,
die von Jahrhunderten nicht nur überdauert, sondern sogar verschönt wurde,
bewundern soll.

Über die intimen Reize japanischer Töpferarbeiten oder über Fein-
heiten chinesischer Porzellane zu reden, erübrigt sich, ist deren Kenntnis
doch längst schon Gemeingut aller Kunstsinnigen geworden. Die vorliegende
Sammlung bietet auch darin eine Menge des wirklich Guten und Schönen
aus allen Zeiten.
 
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