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Bartsch, Friedrich Joseph Adam
Die Kupferstichsammlung der k. u. k. Hofbibliothek Wien: in einer Auswahl ihrer merkwürdigsten Blätter — Wien, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.31749#0023
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Die Sammlung derNiellen verdient durch den Umstand eine be-
sondere Beachtung, dass in den vorliegenden Proben der Betrieb
dieser Kunst sicli in einem längeren Zeitraume herausstellt, als
man gewöhnlich annimmt. Sie enthält florentinische, römische
und vorziiglich oberitalienische Arbeiten, letztere bis gegen Ende
des sechzehnten Jahrhunderts herabsteigend, in seltener techni-
scher Yollendung, und dürfte dem Forscher für geschichtliche
Studien der Goldschmiedekunst einen willkommenenBeitrag liefern.

1. Papierabdrücke nieüirter Platten.

Alt - florentinisches Niellowerk.

Christus als Lehrer in einem Thronstuhle sitzend. Er hält
den Evangeliencodex mit der linken , auf den Schenkel gestützten
Hand, und ertheilt mit der gegen die Mitte der Brust erhobenen
Rechten den Segen. Das mild-ernste Haupt umgibt ein Heiligen-
schein, mit breiten beschatteten Kreuzesspangen darin. Die Hände
und die auf einem Schämel ruhenden entblössten Füsse sind ohne
Wundmale. Das griechische Alpha und Omikron D (Anfang und
Ende) haften zu beiden Seiten der Thronlehne. Im Abdruck er-
scheinen die angegebenen Buchstaben im Gegensinne, links das
X, rechts das 5 ebenso geschieht die Segenspendung mit der
linken Hand. H. 4 Z. 5 L. Br- 2 Z. 4 L.

Dieser Niello, in streng- byzanlinischer Auffassungsweise gemacht,
wird dem Schlusse des vierzehnten Jahrhunderts, etwa von 1380 gegen
1400, angehören. Der Pergamentdruck muss von der Platte selbst mittels
der Presse abgezogen seyn, wofür die technische Yollendung spricht. Er
fand sich im inneren ßuchdeckel einer Agenda von 1483 eingeleimt, wel-
che irn Besitze des Grafen Weischlitz im Vogtlande verblieb. Somit
ein Anhalt für die beiläufige Entstehung des Druckes selbst. Der tuschar-

*) Christus als zueitc Person nach dem Vater durch das kleine griechische 0 aug'ezeig't.
Bartsch: Kupferstichsamnilung. 1
 
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