Eine Ergänzung erfuhren die Sammlungen dankenswerter Weise einmal dadurch, daß Me-
daillen erworben wurden, die Dürer und berühmte Zeitgenossen von ihm darstellen oder in späterer
Zeit zu seinem Gedächtnis entstanden sind. Und zum anderen dadurch, daß man Copien nach Dürer-
schen Gemälden anfertigen ließ. Unter den kleinen Medaillenbestand geriet freilich mancher schlechte
Abguß nach guten alten Originalen und manches minderwertige neue Stück. Einige Bleiabgüste
bekamen die Bleikrankheit. Die Copien nach Gemälden Dürers fielen sehr unterschiedlich in der
Oualität aus, und einige davon hielten sich in der Farbe recht schlecht.
2n der von Professor Wanderer geschaffenen Verfassung, die wir für eine innerhalb ihrer
EntstehungSzeit recht anerkennenswerte, aber nun doch unhaltbar gewordene ansehen mußten, blieben
die Einrichtung und die Sammlungen des Hauses bis ins Frühjahr 1928. Schon vor dem Kriege
hatte ich mehrmals eine Aenderung, die den Grundsätzen einer neuen und gesunderen Denkmalpflege
gerecht werden sollte, vorgeschlagen, fand aber zunächst keinen Anklang damit. Allmählich schie-
nen solche Gedanken und Vorschläge zwar durchdringen zu wollen, allein man verschob die An-
gelegenheit, und der Krieg erwies sich als ein neues Hindernis, hier Wandel zu schaffen. Schließlich
aber fand ich in Herrn Stadtrat Dr. TLagner einen energischen Bundesgenossen für meine Ideen.
Er beraumte eine Reihe von Vorbesprechungen, auch an Ort und Stelle, an, und seiner Mithilfe
vor allem ist es zu danken, daß mit einer sinn- und sachgemäßen Umwandlung endlich begonnen
werden konnte. Bei der Durchführung derselben hat mir Herr Architekt Höllfritsch mit Rat und Tat
sehr rührig zur Seite gestanden. Herr Baurat Heinrich Bauer vom städtischen Hochbauamt leistete
mit der Ausarbeitung von Zeichnungen für die neuen Vitrinen und Wandrahmen, welche die
Originalgraphik und die Reproduktionen aufnehmen sollten, und durch ein sehr verständnisvolles Ein-
gehen auf meine Wünsche für die Form und Ausstattung dieser Schauvorrichtungen und für eine
zweckentsprechende Beleuchtungsanlage in den Räumen der Sammlungen recht wertvolle Mitarbeit.
2. Die Umgestaltung der Einrichtung und der Sammlungen im Frühjahr 4928.
Die Neueinrichtung des Dürerhauses durch Professor Wanderer war die Schöpfung einer stark
retrospektiv gerichteten Zeit, die da glaubte, den Zauberstab zu besitzen, mit besten Hilfe man das
Wesen und die Form einer vergangenen Kulturepoche getreu in jedem Zuge wiederzuerwecken, wie-
derauferstehen zu lassen vermöge.
Die nun im Dürerjahr durchgeführte Reorganisation aber hatte im Gegensatz zu jener frühe-
ren nicht den Zweck und den Ehrgeiz, dem Besucher des Hauses die Vorstellung zu erzeugen, daß
hier der ursprüngliche Zustand der Dürerschen Zeit mit aller Treue und Zuverlässigkeit wieder-
hergestellt sei. Wir können eine derartige Rekonstruktion ja gar nicht wagen, da wir durchaus
nicht wissen, wie Dürers T8ohn- und Arbeitsräume und all' die Nebengelaste eigentlich eingerichtet
waren. Nicht ein einziges Stück seines Hausrates ist erhalten geblieben, und für die Verwendung
der einzelnen Wohnräume und die Anordnung ihrer Einrichtungsgegenstände während Dürers
Lebenszeit sind wir rein auf Vermutungen angewiesen. So begnügte ich mich und mußte ich mich
begnügen damit, daß ich an die Stelle jener mehr oder weniger liebenswürdigen Dekoration eine Ge-
dächtnisstätte setzte, die im Grunde ein kleines Müseum ist, das auf der Grundlage neuer wissenschaft-
licher Erkenntnis und neuer Denkmalspflege Dürer lebendig zu ehren und die Erinnerung an sein
großes Menschen- und Künstlertum wach zu halten sucht. Das malerisch - antiquarische, alter-
tümelnde Element und die in die Einrichtung hereingeratenen Fälschungen und unsachgemäßen Zu-
taten mußten zugunsten der Wahrheit verschwinden. Und Wahrheit läßt sich mit Ehrfurcht sehr
wohl vereinen, ja sie ist wohl deren bester Bundesgenosse, denn sie allein vermag wirklich und auf
die Dauer zu überzeugen.
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daillen erworben wurden, die Dürer und berühmte Zeitgenossen von ihm darstellen oder in späterer
Zeit zu seinem Gedächtnis entstanden sind. Und zum anderen dadurch, daß man Copien nach Dürer-
schen Gemälden anfertigen ließ. Unter den kleinen Medaillenbestand geriet freilich mancher schlechte
Abguß nach guten alten Originalen und manches minderwertige neue Stück. Einige Bleiabgüste
bekamen die Bleikrankheit. Die Copien nach Gemälden Dürers fielen sehr unterschiedlich in der
Oualität aus, und einige davon hielten sich in der Farbe recht schlecht.
2n der von Professor Wanderer geschaffenen Verfassung, die wir für eine innerhalb ihrer
EntstehungSzeit recht anerkennenswerte, aber nun doch unhaltbar gewordene ansehen mußten, blieben
die Einrichtung und die Sammlungen des Hauses bis ins Frühjahr 1928. Schon vor dem Kriege
hatte ich mehrmals eine Aenderung, die den Grundsätzen einer neuen und gesunderen Denkmalpflege
gerecht werden sollte, vorgeschlagen, fand aber zunächst keinen Anklang damit. Allmählich schie-
nen solche Gedanken und Vorschläge zwar durchdringen zu wollen, allein man verschob die An-
gelegenheit, und der Krieg erwies sich als ein neues Hindernis, hier Wandel zu schaffen. Schließlich
aber fand ich in Herrn Stadtrat Dr. TLagner einen energischen Bundesgenossen für meine Ideen.
Er beraumte eine Reihe von Vorbesprechungen, auch an Ort und Stelle, an, und seiner Mithilfe
vor allem ist es zu danken, daß mit einer sinn- und sachgemäßen Umwandlung endlich begonnen
werden konnte. Bei der Durchführung derselben hat mir Herr Architekt Höllfritsch mit Rat und Tat
sehr rührig zur Seite gestanden. Herr Baurat Heinrich Bauer vom städtischen Hochbauamt leistete
mit der Ausarbeitung von Zeichnungen für die neuen Vitrinen und Wandrahmen, welche die
Originalgraphik und die Reproduktionen aufnehmen sollten, und durch ein sehr verständnisvolles Ein-
gehen auf meine Wünsche für die Form und Ausstattung dieser Schauvorrichtungen und für eine
zweckentsprechende Beleuchtungsanlage in den Räumen der Sammlungen recht wertvolle Mitarbeit.
2. Die Umgestaltung der Einrichtung und der Sammlungen im Frühjahr 4928.
Die Neueinrichtung des Dürerhauses durch Professor Wanderer war die Schöpfung einer stark
retrospektiv gerichteten Zeit, die da glaubte, den Zauberstab zu besitzen, mit besten Hilfe man das
Wesen und die Form einer vergangenen Kulturepoche getreu in jedem Zuge wiederzuerwecken, wie-
derauferstehen zu lassen vermöge.
Die nun im Dürerjahr durchgeführte Reorganisation aber hatte im Gegensatz zu jener frühe-
ren nicht den Zweck und den Ehrgeiz, dem Besucher des Hauses die Vorstellung zu erzeugen, daß
hier der ursprüngliche Zustand der Dürerschen Zeit mit aller Treue und Zuverlässigkeit wieder-
hergestellt sei. Wir können eine derartige Rekonstruktion ja gar nicht wagen, da wir durchaus
nicht wissen, wie Dürers T8ohn- und Arbeitsräume und all' die Nebengelaste eigentlich eingerichtet
waren. Nicht ein einziges Stück seines Hausrates ist erhalten geblieben, und für die Verwendung
der einzelnen Wohnräume und die Anordnung ihrer Einrichtungsgegenstände während Dürers
Lebenszeit sind wir rein auf Vermutungen angewiesen. So begnügte ich mich und mußte ich mich
begnügen damit, daß ich an die Stelle jener mehr oder weniger liebenswürdigen Dekoration eine Ge-
dächtnisstätte setzte, die im Grunde ein kleines Müseum ist, das auf der Grundlage neuer wissenschaft-
licher Erkenntnis und neuer Denkmalspflege Dürer lebendig zu ehren und die Erinnerung an sein
großes Menschen- und Künstlertum wach zu halten sucht. Das malerisch - antiquarische, alter-
tümelnde Element und die in die Einrichtung hereingeratenen Fälschungen und unsachgemäßen Zu-
taten mußten zugunsten der Wahrheit verschwinden. Und Wahrheit läßt sich mit Ehrfurcht sehr
wohl vereinen, ja sie ist wohl deren bester Bundesgenosse, denn sie allein vermag wirklich und auf
die Dauer zu überzeugen.
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