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https://doi.org/10.11588/diglit.61208#0007
Die älteste darstellende Kunst, die man kennt, erscheint
im jüngeren Eiszeitalter. Wie über der Mensch-
werdung, so liegt auch über ihren Anfängen geheimnis-
volles Dunkel und wenn man die Sachlage betrachtet,
muß man zweifeln, ob jemals die Frage, wann, wo und
wie der Mensch durch die erste künstlerische Betätigung
aus dem tierischen Stadium getreten ist, mit Sicherheit
zu beantworten sein wird. Zwei Umstände sind es vor-
nehmlich, welche einen Einblick in das früheste Kunst-
stadium verwehren. Der eine ist der, daß die älteste be-
kannte Menschenrasse, die vom Neandertal, deren
Kulturentwicklung sich auf eine Strecke von mehreren
Jahrzehntausenden verfolgen läßt, für unsere Frage
nicht in Betracht kommt, was sich für den, der in der
Kunst allein das ausgesprochene, wahre Merkmal des
Menschentums sieht, schon hinlänglich aus der physi-
schen Beschaffenheit des Neandertalers erklärt. Tat-
sächlich ist aus seiner Ära auch nicht die geringste Spur
künstlerischer Betätigung bekannt geworden. Die be-
sonders im Acheuleen in Erscheinung tretende Sym-
metrie seiner Werkzeuge ist lediglich als technischer
Fortschritt zu bewerten, der noch dazu höchstwahr-
scheinlich auf Beeinflussung durch die Prä-Aurignac-
Kultur zurückzuführen ist, deren Träger dann nach der
vorletzten Eiszeit den Neandertaler aus Mittel- und
Westeuropa verdrängen.
Dieser im Körperbau dem rezenten Europäer schon
sehr nahestehende Aurignacmensch ist der Schöp-
fer der ältesten bekannten Kunstwerke, die je-
doch deutlich verraten, daß sie nicht die ersten Versuche
künstlerischen Schaffens sind, sondern weit vorgeschrit-
tene Leistungen einer alten Schule, einer vielleicht schon
Jahrtausende währenden Kunstentwicklung.
Sie muß sich in jenem Gebiete vollzogen haben, wo der
Aurignacmensch vor seinem Erscheinen in Mittel- und
Westeuropa gelebt hat und wo seine Kultur während
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im jüngeren Eiszeitalter. Wie über der Mensch-
werdung, so liegt auch über ihren Anfängen geheimnis-
volles Dunkel und wenn man die Sachlage betrachtet,
muß man zweifeln, ob jemals die Frage, wann, wo und
wie der Mensch durch die erste künstlerische Betätigung
aus dem tierischen Stadium getreten ist, mit Sicherheit
zu beantworten sein wird. Zwei Umstände sind es vor-
nehmlich, welche einen Einblick in das früheste Kunst-
stadium verwehren. Der eine ist der, daß die älteste be-
kannte Menschenrasse, die vom Neandertal, deren
Kulturentwicklung sich auf eine Strecke von mehreren
Jahrzehntausenden verfolgen läßt, für unsere Frage
nicht in Betracht kommt, was sich für den, der in der
Kunst allein das ausgesprochene, wahre Merkmal des
Menschentums sieht, schon hinlänglich aus der physi-
schen Beschaffenheit des Neandertalers erklärt. Tat-
sächlich ist aus seiner Ära auch nicht die geringste Spur
künstlerischer Betätigung bekannt geworden. Die be-
sonders im Acheuleen in Erscheinung tretende Sym-
metrie seiner Werkzeuge ist lediglich als technischer
Fortschritt zu bewerten, der noch dazu höchstwahr-
scheinlich auf Beeinflussung durch die Prä-Aurignac-
Kultur zurückzuführen ist, deren Träger dann nach der
vorletzten Eiszeit den Neandertaler aus Mittel- und
Westeuropa verdrängen.
Dieser im Körperbau dem rezenten Europäer schon
sehr nahestehende Aurignacmensch ist der Schöp-
fer der ältesten bekannten Kunstwerke, die je-
doch deutlich verraten, daß sie nicht die ersten Versuche
künstlerischen Schaffens sind, sondern weit vorgeschrit-
tene Leistungen einer alten Schule, einer vielleicht schon
Jahrtausende währenden Kunstentwicklung.
Sie muß sich in jenem Gebiete vollzogen haben, wo der
Aurignacmensch vor seinem Erscheinen in Mittel- und
Westeuropa gelebt hat und wo seine Kultur während
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