Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
198 ——
gen des vielen Herzeleids, das sie darüber ausstehen
mußte, da sie doch ein gutes Gewissen hatte.
Der Junge wurde also wie ein Hund aus einer
Ecke in die andere gestossen und alles, was er anfieng,
war nicht recht. Davon wurde er heimtückisch, bos-
haft und rachgierig: weil ihm immer unrecht geschah
und niemand ihn lieb hatte. Auch legte er sich aufs
heimliche Naschen und Mausen: weil er oft von Va-
ter und Mutter Schläge bekam, wenn er Brod forderte.
Die Eltern hätten nun fleißig mit einander davon spre-
chen und sich bereden sollen, wie sie den Kindern ihre Feh-
ler abgewöhnen könnten; allein dies rhaten sie nicht:
sondern sie begiengen wohl gar oft die Thorheit, daß sie
sich in Gegenwart der Kinder zankten, und einander Sack
und Seil (was sie aufbringen konnten) vorwarfen.
Wenn hernach eins mit diesem oder jenem Kinde allem
war, so redeten sie einander alles Böse nach, gegen die
Kinder. Da hielt es denn der älteste Sohn immer mit
der Mutter und die Tochter mit dem Vater, und sie zank-
ten und schlugen sich wohl unter einander darüber, wer
von beyden Recht hätte. In der Hölle kann es nicht
schlimmer seyn, als in dieser Haushaltung. Auch starb
die Frau in ihren besten Jahren und der Mann gerieth
immer weiter in das Saufen, daß er selten nüchtern
war und alles drunter und drüber gieng in seiner Wirth-
schaft; bis er endlich, seiner Tochter wegen, in Ketten
und Banden kam und im Gefängnisse starb, wie ich
nun weiter erzählen will.

26. was
 
Annotationen