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daß man einen sichern Ort zum Baden ausfuche, ws
keine Löcher und Tümpfel sind, und wo man nicht vom
Strome ergriffen und fortgerissen werden kann. Mir
ist es selbst wiederfahren, daß ich im Jahre 178z. im
Sommer mich bey Dessau in der Mulde badete,
an einem Orte, wo zwey Arme des Flusses zusam-
men laufen. Ich bedachte nicht, daß das Wasser durch
den Zusammenstoß daselbst einen Tümpfel unter sick-
gewühlt haben könne. Weil mir nun das Bad wohl
that, gieng ich zum Vergnügen so weit vom Ufer weg,
daß mir das Wasser bis ans Kinn reichte. Und siehe
da! auf einmahl wich der Boden unter mir weg, weil
es Flugsand war, und ich stürzte wohl 10 Ellen tief
in den Tümpfel hinab, der wie ein Trichter ausgehöhlt
war. Unten hatte das Wasser keinen Zug, mich etwa
ans Ufer zu treiben, und da ich nicht schwimmen kann,
so wußte ich mir nicht zu helfen. Im ersten Schrecken
schluckte ich auch schon viel Wasser ein, wodurch mein
Leib schwerer wurde, und mich das stillstehende Wasser
desto weniger in die Höhe heben konnte. Allein zum
Glück erhohlte ich mich bald vom ersten Schrecken,
und da fiel mir die Regel ein: Wenn du ins Wasser
fällst, so halte den Mund zu, mache die Brust breit,
ziehe den Athem an und bewege Hande und Füsse.
Dieß that ich: und da hob mich das Wasser sacht wie-
der in die Höhe, daß ich allmählich das Tageslicht
wieder schimmern sähe. Die Hofnung/ mich zu retten,
gab mir nun Kräfte, daß ich mit den Händen ruderte,
als ob ich schwimmen gelernt hätte, und glücklich ans
Land kam. Von der Zeit an visitire ich allezeit das
Fleck, wo ich mich bade, weit umher mit einem langen
Stocke, und rathe allen Eltern, daß sie ihre Kinder
niemahls allein, ohne Beyseyn und Aufsicht erwach-
sener Personen, baden lassen. Auch rathe ich gern
jedem, der Gelegenheit dazu hat, ordentlich schwim-
men
 
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