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4Z8

O Traurigkeit!
O Herzeleid!
O jammervolle Stunden!
Welches Richters strenge Hand
Schlägt mir solche Wunden?
Ä^eine Lieben! ich weiß nicht, ob ich heute vor euch
reden, oder mit euch weinen soll? Dieser Tag wär zu
einem Freudenfeste ausersehen, und es ist ein Trauer-
tag daraus geworden. Hier, wo so viele wohlgebaute
Hauser standen, sehe ich nichts mehr als Haufen Schutt
und Asche. Dort sehe ich über die Aschenhaufen hin in
unsre Felder, und sehe keinen Halm mehr aufrechts stehen.
DieHoffnung der schönenErndte ist zu Boden geschlagen,
die Arbeit des Jahrs ist verlohren, die Verbesserungen
mehrererIahre hat ein grausamesWetter in Einer Nacht
zerstöret. Die wohlhabenden Besitzer dieser Hauser und
Felder wollten heute Gott ein Dankfest feuern, daß er ih-
re Mühe und Arbeit so reichlich gesegnet: und nun haben
sie kaum soviel übrig, daß sie ihre Blöße decken können.
Und drey erblaßte Leichname unsrer Freunde liegen hier
bereit für das Grab und die Verwesung, die sich noch
ehegestern gesund und frisch zur Ruhe niederlegten. Wer
sollte da nicht mit Salomo ausrufen: Ich sähe an al-
les Thun, das uncer der Sonne geschieht, und
. siehe! es war alles eitel und Jammer!— Barm-
herziger Gott! Ach! daß ich noch in meinen alten Tagen
solchen Jammer in meiner lieben Gemeine sehen soll! Ich
habe mich in der ganzen Zeit meiner Amtsführung bemü-
het,

Achtzehntes Capitel.
Trauer - und Leichen - Rede, welche der Herr Pastor
Wohlgemut!) nach der großen Feuers - rmd Wassers-
Noch auf dem Gottesacker zu Mildheim gehal-
ten, nebst den dabey gesungenen Liedern.
 
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