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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0107

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ANSICHT VON DÖHLEN
zwischen den verleide denen Bäumen und Büschen, mit der Weisseritz im Vor-
grunde, ein angenehmes Gemälde darbietet. Es ist ein angenehmes und freund-
liches Plätzchen, und man kann den Wunseh nicht unterdrücken, dass der
Herr Graf, der den vordem Theil dieses Wegs so verdienstlich gebahnt und
interessanter gemacht, auch diese Parthie am kahlen Rücken des Bergs und
unten herum durch Pflanzungen und durch einige Bänke verschönern möchte.
Auch könnte der Weg auf ähnliche Weise noch fortgeführt werden und dann
lieh in dichtere Schatten verlieren.
Ich verweile auf diesem Platze, wo man Döhlen im Auge behält, um
hier das Andenken eines merkwürdigen Mannes zu erneuern, der in Rücksicht
auf Landwirthschaft, hauptsächlich aber in Ansehung der Obstbaumzucht, ein
Wohlthäter der ganzen Gegend wurde. Der Kirchthurm von Döhlen erinnert
an ihn, denn er war im sechszehnten Jahrhunderte Pfarrer daselbst. Sein
Name ist Martin Küntzelmann. Er trat sein Pfarramt 1535 an, bekannte
lieh 1539 zur evangelischen Religion, verwaltete sein Amt 53 Jahre bei der
nämlichen Gemeinde, und starb 156g; Er genoss sehon bei seinem Leben einer
Art von Berühmtheit, die aber von derjenigen, welche ihm jetzt in unsern
Gegenden gebührt, ziemlich verschieden ist. Damals ßand er im Rufe, dass
er die Kraft besitze, die Teufel auszutreiben, und wurde daher weit und breit
herum geholt, diese schlechten Gäste aus dem armen Menschen , in welchem sie
ihre Wohnung aufgeschlagen hatten, herauszujagen. So ward er auch einmal nach
Böhmen gerufen, einem von bösen Geiste besessenen Grafen zu helfen, den man
hatte in Ketten legen müssen. Küntzelmann langte im Schlosse dellelben an;
da er aber ein kleines verwachsenes Männchen war, so getrauten lieh die Ver-
wandten nicht, ihn vor den Grafen zulassen, aus Furcht, er mögte denselben,
wie er schon mehrmals stärkern Personen gethan, zu Boden werfen und übel
zurichten. Sie theilten ihm ihre Verlegenheit mit, und boten ihm für seine
Reise eine gute Entschädigung an: aber Küntzelmann bat sie, ihn wenigstens
zu dem Besessenen hinzuführen. So wie die Thüre geösfnet war, erblickte er
<£en Unglückliehen, der mit wilder verzweissungsvoller Miene nach der geöff-
neten Thüre schielte, in einem Winkel mit vielen Ketten geschloITem Kün-

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