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Und seineGHule.

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wägen. Dieses bewunderungswürdige Spiel des Lichtes ist ganz Erzeugnis
des Kunstsinnres und nicht Wirkung Mes Kunstgriffs, wie einige in
Betreff seiner Magdalene gemeint haben, weil dies Bild auf einen goldenen
Grund (vergoldete Kupfertafel) gemalt sei. Allem die Vergoldung trägt
nichts zur Wirkung der Beleuchtung bei, sondern war lediglich eine Vor-
sichtsmaßregel, damit die Malerei nicht etwa von Grünspan zerstört werde.
Dieses Affectvolle und Empfindsame zeigt sich auch im Style seiner
Zeichnung. .Die Schönheit der Formen gellügt ihm noch nicht, er sucht
ihnen auch"eine reizende, eine überraschende Ansicht abzugewinnen und daher
kommen die häufigen Verkürzungen in seinen Bildern. Seine Bilder lächeln
und weinen und Lebendigkeit zuckt bis in alle Zehen und Fingerspitzen..
Es bedarf wohl kaum einer Erwähnung, daß -eine so organisirte Künst-
lernatur in der Zeichnung minder streng war als Michelangelo oder
Lionardo, daß Coreggio in Bezug auf Formsinn und Linievgefühl weit
hinter Rafael zurück blieb, daß seine Komposition ein lockeres Gefüge hatte
und seine Gedanken, so mannigfach sie sind, sich auf einer niedern Sphäre
hielten, wohl gefallen und überraschen, selten aber durch Tiefe und Gehalt
die Seele ergreifen und von der Wucht des Materiellen befreien. Bei alledem
bleibt' Coreggio der Ruhm vollendeter Meisterschaft auf dem ihm eigen-
thümlichen Gebiete, welches er eroberte ohne Hülfe, ohne äußeren Antrieb
nur vermöge ferner- reichen Begabung und seines rastlosen Kunsteifers.
Und um so mehr ist dies anzuerkennen, als die Schule, in welcher er
aufivrrchs, seinem frühreifen Geiste fast nichts Anderes zu bieten wußte, als
die Kenntniß ber gewöhnlichen praktischen Handgriffe. Was darüber Hinaus-
ging, mußte er sich selbst anzueignen suchen durch Anschauen und Studium
älterer Meisterwerke, durch eigne Beobachtung der Natur und des Lebens.
Antonio Allegri wurde muthmaßlich im Jahre 1494 zu Coreggio
geboren. ^Er selbst pflegte sich auch Wohl Antonio Leto oder Lieto zu nennen
und zu- unterschreiben, weshalb man darüber in Zweifel gerathen ist, ob
Allegri oder Lieto sein Familienname gewesen sei. Dem Sinne nach laufen
beide Worte ziemlich auf Ems hinaus und es mag sein, daß in jener Zeit
sich weniger Bedenken gegen eme Namensänderung geltend machten als
Heutzutage, wo man schwerlich damit einverstanden sein würde, Wenn Jemand
der Fröhlich heißt, Quittungen oder andere Docurnente mit Lustig unter-
schreiben wollte. Die Kunstgeschichte hat den Meister Coreggio ge-
tauft, und für sie hat der Streit haarspaltender Gelehrter kein sonderliches
Interesse.
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