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Baumeister und Bildhauer.

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einem Schranke des Saals der Zehn auf und schenkte es endlich 1534 dem
Cardinal von Lorena, der es mit nach Frankreich nahm.
Inzwischen erkrankte der Gönner Jacopo's, Giuliano da Sangallo, der
ihn zu sich in's Haus genommen hatte, und zwar so heftig, daß er auf
Anrathen der Aerzte sich nach Florenz bringen lassen mußte. In Folge
dessen bemühte sich Bramante sogleich, für die Unterkunft Jacopo's zu sorgen.
Auf Verwendung des einflußreichen Mannes ward diesem im Palast des
Domenico della Rovera bei dem Cardinal di S. Clemente eine Wohnung
eingeräumt. In demselben Palaste wohnte damals auch der Lehrer Rafaels,
Pietro Perugino, welcher im Auftrag des Papstes die Wölbung des
Zimmers im Torre Borgia ausmalte. Dieser angesehene Meister beschäftigte
Sansovino wieder mit Herstellung von Modellen, deren er für seine Zeich-
nungen bedurfte. Eins dieser Modelle, eine Kreuzabnahme, wurde noch
bis zum Jahre 1766 in der Casa Gaddi zu Florenz aufbewahrt, ist aber
seitdem verschollen.
Allmälig dehnten sich die Künstlerbekanntschaften Sansovino's in Folge
seiner Verbindung mit Perugino immer weiter aus. Wichtiger als diese
war für ihn aber sein Umgang mit dem gelehrten Cesare Cesariano, der
durch seine Erläuterungen des Vitruv auf die Eutwickelung der Baukunst
nicht ohne wesentlichen Einfluß war; denn Vitruvs Bücher über die Archi-
tektur der Alten bildeten damals die Grundlage aller architektonischen
Studien. Während er auf diese Weise sich geistig gefördert sah, sorgte
Bramante für sein materielles Fortkommen. Der Cultus der Antike stand
damals in voller Blüthe, und Julius II. war unermüdlich, die Schätze der
alten Kunst aus der Verborgenheit hervorzuziehen, wieder Herrichten und
aufstellen zu lassen. Zur Restauration aber der an den Extremitäten oft
arg verstümmelten Sculpturen bedurfte man einer geschickten Hand und
eines einsichtsvollen Kopfes. Bramante glaubte zu diesen Zwecke keinen
besseren Künstler finden zu können als Sansovino, und die Sorgfalt und
der Fleiß, den dieser auf die Arbeit verwandte, verschaffte ihm bald die
Gunst des kunstsinnigen Papstes.
Das Wohlwollen des großen Kirchenfürsten eröffnete unserm Meister
die glänzendsten Aussichten für die Zuknnft, als ihn eine Krankheit, die er
sich theils durch übermäßige Studien, theils durch einen unregelmäßigen
Lebenswandel zugezogen hatte, nöthigte, das ungesunde Klima Roms zu
meiden. Er kehrte deshalb (um 1512) nach Florenz zurück, wo er auch
nach kurzer Zeit wieder hergestellt wurde.
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