Baumeister und Bildhauer.
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Haupt die Renaissance auf diesem Gebiete nie zu jenen großartigen Raum-
dispositron, einfachen Würde und. erhabenen/ Schönheit gelangen konnte,
welche allein der Geist des Mittelalters dem, christlichen Gotteshause zu
geben berufen war. .
Noch viele stattliche Paläste, Billen und andere Gebäude entstanden
während seiner bis ins hohe Greifenalter mit Frische und Kraft fortge-
führten Amtsthätigkeit. Mit Aufzählung derselben wollen wir den Leser nicht
ermüden. Dagegen Haben wir feiner Wirksamkeit als Bildhauer noch zu
gedenken, seit der Zeit wo er in Venedig eine zweite Heimat' fand. Durch
sein Amt. und seine Bauten schon sehr in Anspruch genommen, scheint der
Meister nur noch selten mit eigner Hand den Meißel geführt, 'ja auch nur
Modelle für Metallguß gearbeitet zu haben. Wenn trotzdem eipe große
Anzahl der Sculpturwerke Venedigs seinen Namen tragen, so gehören die-
selben in her Ausführung wohl zum größten Theil seinen Schülern an, deren
sich nach und mach eine sehr große Anzahl um ihn gesammelt Hatte. Schon
die Ungleichheit der Arbeit läßt auf eine starke Betheiligung jüngerer und
minder geschickter, Kräfte schließen. Im Allgemeinen war die Schule San-
sovino's von jenem frisches gesunden und maßvollen Realismus beseelt, der
auch die venetianische Malerei auszeichuete und zeigt nur geringe Spuren
von der Ausartung der Plastik,, die seit Michelangelo sich in's Effectvolle,
Kolossale und Absonderliche oder in einen geistlosen Naturalismus verlor. Auch
das Hat Sansovino's Art mit der Weise der venetiamschen Maler gemeitt,
daß - sie nicht in der naturgetreuen Nachbildung des, Details ihre Stärke
sucht, sondern in der allgemeinen Wahrheit der Naturauffassung, in der
frischen Freudigkeit- mit welcher sie das menschliche Dasein abzufpiegeln
bemüht ist. Die.Dispositiott des Kunstwerkes ist meist Noch ganz unbefangen
ohne Rücksicht auf höhere Sttzlgefetze angeordnet, und diese Naivetät ent-
schädigt für die MäuMl der. statuarischen Anlage,
Unter den Freistatuen, welche aus Sansovino's Werkstatt hervorgingen,
sind die bekanntesten und größten die Riesenfiguren Neptun und Mars-
welche gleichsam als Schutzgötter und Wächter venetianischer Macht an der
von ihnen benannten Riesentreppe des Dogenpalastes aufgestellt find, Sie
gehören, zu seinen späteren Werken L1H55 begonnen/ 1M6 ausgestellt) und
Haben manche Mängel , in den Körperverhältnifsen, welche, indeß nicht so sehr
auffallen wie die unschöne gespreizte Stellung. Diese verkümmert die Wirkung
der im Uebrigen großartigen Behandlung namentlich beim Anblick von
vorn. In seinen kleineren Einzelnstatuen ist. Gansovino im Allgemeinen
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Haupt die Renaissance auf diesem Gebiete nie zu jenen großartigen Raum-
dispositron, einfachen Würde und. erhabenen/ Schönheit gelangen konnte,
welche allein der Geist des Mittelalters dem, christlichen Gotteshause zu
geben berufen war. .
Noch viele stattliche Paläste, Billen und andere Gebäude entstanden
während seiner bis ins hohe Greifenalter mit Frische und Kraft fortge-
führten Amtsthätigkeit. Mit Aufzählung derselben wollen wir den Leser nicht
ermüden. Dagegen Haben wir feiner Wirksamkeit als Bildhauer noch zu
gedenken, seit der Zeit wo er in Venedig eine zweite Heimat' fand. Durch
sein Amt. und seine Bauten schon sehr in Anspruch genommen, scheint der
Meister nur noch selten mit eigner Hand den Meißel geführt, 'ja auch nur
Modelle für Metallguß gearbeitet zu haben. Wenn trotzdem eipe große
Anzahl der Sculpturwerke Venedigs seinen Namen tragen, so gehören die-
selben in her Ausführung wohl zum größten Theil seinen Schülern an, deren
sich nach und mach eine sehr große Anzahl um ihn gesammelt Hatte. Schon
die Ungleichheit der Arbeit läßt auf eine starke Betheiligung jüngerer und
minder geschickter, Kräfte schließen. Im Allgemeinen war die Schule San-
sovino's von jenem frisches gesunden und maßvollen Realismus beseelt, der
auch die venetianische Malerei auszeichuete und zeigt nur geringe Spuren
von der Ausartung der Plastik,, die seit Michelangelo sich in's Effectvolle,
Kolossale und Absonderliche oder in einen geistlosen Naturalismus verlor. Auch
das Hat Sansovino's Art mit der Weise der venetiamschen Maler gemeitt,
daß - sie nicht in der naturgetreuen Nachbildung des, Details ihre Stärke
sucht, sondern in der allgemeinen Wahrheit der Naturauffassung, in der
frischen Freudigkeit- mit welcher sie das menschliche Dasein abzufpiegeln
bemüht ist. Die.Dispositiott des Kunstwerkes ist meist Noch ganz unbefangen
ohne Rücksicht auf höhere Sttzlgefetze angeordnet, und diese Naivetät ent-
schädigt für die MäuMl der. statuarischen Anlage,
Unter den Freistatuen, welche aus Sansovino's Werkstatt hervorgingen,
sind die bekanntesten und größten die Riesenfiguren Neptun und Mars-
welche gleichsam als Schutzgötter und Wächter venetianischer Macht an der
von ihnen benannten Riesentreppe des Dogenpalastes aufgestellt find, Sie
gehören, zu seinen späteren Werken L1H55 begonnen/ 1M6 ausgestellt) und
Haben manche Mängel , in den Körperverhältnifsen, welche, indeß nicht so sehr
auffallen wie die unschöne gespreizte Stellung. Diese verkümmert die Wirkung
der im Uebrigen großartigen Behandlung namentlich beim Anblick von
vorn. In seinen kleineren Einzelnstatuen ist. Gansovino im Allgemeinen