Federigo Baroccio. 231
solches Schellengeklingel der Rede machen im Allgemeinen die Werke der
Manieristen. Es sind meist gemalte Phrasen, conventionelle Formen, in
welche sie ihre Gedankenlosigkeit hüllen; selten kommt ihnen ein Pinselstrich
von Herzen. Ein gespreiztes Schönthun oder ein Streben nach dem Ab-
sonderlichen macht sich in ihren Schöpfungen durchweg bemerkbar. Als
höchster Ruhm gilt ihnen die gelungene Ausführung irgend einer schwierigen
Verkürzung oder Körperstellung, und Vasari unterläßt nie bei der Schilde-
rung von Gemälden, die Ueberwindung derartiger Schwierigkeiten als etwas
im höchsten Grade Bewundernswerthes hervorzuheben. Dies ist sehr bezeich-
nend für die Geschmacksrichtung jener Zeit, die lieber ein Kunststückchen an-
zustaunen als an der einfachen Schönheit eines Kunstwerks sich zu erbauen
geneigt war, es ist auch bezeichnend für die Sinnesweise der Künstler, die
sich selbst, nicht ihr Werk zum Gegenstände der Bewunderung zu machen
beliebten. Denn das wahre Kunstwerk erfüllt von vorn herein mit seinem
innern Gehalt die Seele des Beschauers, der erst, vom Genuß gesättigt,
nach der Mühe und Arbeit forscht, die zur Hervorbringung desselben vom
Künstler aufgewandt wurde.
Während der Herrschaft dieser trostlosen Zustände ist es doppelt er-
freuend, einer ächten Künstlernatur zu begegnen, die der inneren Stimme
nachgeht und sich im Grunde des Herzens nicht beirren läßt durch das
Treiben und die Erfolge gefeierter Virtuosen. Wie die ersten Vorboten
einer besseren Zeit erscheinen die Werke des Federigo Baroccio. Zwar
konnte auch er sich nicht ganz der herrschenden Geschmacksrichtung entwinden
und zahlte dem Zeitgeist den ungern gewährten Tribut; im großen Ganzen
aber ist seine Auffassung von einer edlen Sinnesart getragen, seine Be-
handlung des Gegenstandes voll Würde und mitunter selbst von großartiger
Schönheit, der Ausdruck namentlich andachtsvoller Stimmung meistens
wahr und tief empfunden und die Darstellung des Asfects von großer Le-
bendigkeit, wobei es ihm jedoch nicht immer gelingt, das Maß des Erlaubten
einzuhalten. Ein vortrefflicher Zeichner, verdient er weniger Lob als Colo-
rist, denn seine Farben sind oft unwahr, so angenehm er sie auch zu einan-
der zu stimmen weiß. Die Färbung hat im Allgemeinen etwas Gläsernes,
die Fleischtöne fallen ins Grünliche und gehen an beleuchteten Stellen in
eine hektische Röthe über.
Federigo Baroccio, auch Barozzi oder Fiori Federico d'Urbino ge-
nannt, war der Sohn eines Mechanikers, Ambrogio Baroccio, und wurde in
demselben Jahre wie Paolo Veronese, 1528, in Urbino geboren. Den ersten
solches Schellengeklingel der Rede machen im Allgemeinen die Werke der
Manieristen. Es sind meist gemalte Phrasen, conventionelle Formen, in
welche sie ihre Gedankenlosigkeit hüllen; selten kommt ihnen ein Pinselstrich
von Herzen. Ein gespreiztes Schönthun oder ein Streben nach dem Ab-
sonderlichen macht sich in ihren Schöpfungen durchweg bemerkbar. Als
höchster Ruhm gilt ihnen die gelungene Ausführung irgend einer schwierigen
Verkürzung oder Körperstellung, und Vasari unterläßt nie bei der Schilde-
rung von Gemälden, die Ueberwindung derartiger Schwierigkeiten als etwas
im höchsten Grade Bewundernswerthes hervorzuheben. Dies ist sehr bezeich-
nend für die Geschmacksrichtung jener Zeit, die lieber ein Kunststückchen an-
zustaunen als an der einfachen Schönheit eines Kunstwerks sich zu erbauen
geneigt war, es ist auch bezeichnend für die Sinnesweise der Künstler, die
sich selbst, nicht ihr Werk zum Gegenstände der Bewunderung zu machen
beliebten. Denn das wahre Kunstwerk erfüllt von vorn herein mit seinem
innern Gehalt die Seele des Beschauers, der erst, vom Genuß gesättigt,
nach der Mühe und Arbeit forscht, die zur Hervorbringung desselben vom
Künstler aufgewandt wurde.
Während der Herrschaft dieser trostlosen Zustände ist es doppelt er-
freuend, einer ächten Künstlernatur zu begegnen, die der inneren Stimme
nachgeht und sich im Grunde des Herzens nicht beirren läßt durch das
Treiben und die Erfolge gefeierter Virtuosen. Wie die ersten Vorboten
einer besseren Zeit erscheinen die Werke des Federigo Baroccio. Zwar
konnte auch er sich nicht ganz der herrschenden Geschmacksrichtung entwinden
und zahlte dem Zeitgeist den ungern gewährten Tribut; im großen Ganzen
aber ist seine Auffassung von einer edlen Sinnesart getragen, seine Be-
handlung des Gegenstandes voll Würde und mitunter selbst von großartiger
Schönheit, der Ausdruck namentlich andachtsvoller Stimmung meistens
wahr und tief empfunden und die Darstellung des Asfects von großer Le-
bendigkeit, wobei es ihm jedoch nicht immer gelingt, das Maß des Erlaubten
einzuhalten. Ein vortrefflicher Zeichner, verdient er weniger Lob als Colo-
rist, denn seine Farben sind oft unwahr, so angenehm er sie auch zu einan-
der zu stimmen weiß. Die Färbung hat im Allgemeinen etwas Gläsernes,
die Fleischtöne fallen ins Grünliche und gehen an beleuchteten Stellen in
eine hektische Röthe über.
Federigo Baroccio, auch Barozzi oder Fiori Federico d'Urbino ge-
nannt, war der Sohn eines Mechanikers, Ambrogio Baroccio, und wurde in
demselben Jahre wie Paolo Veronese, 1528, in Urbino geboren. Den ersten