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Die Nürnbergische Schule.
täglich in seiner .Gießhütten umgangen und gearbeitet, das findet man
unten am Fnß am St. Sebald's Grab ..., welches er anno 1506 an-
gefangen und mit Hülfe seiner fünf Söhne, Namens Peter, Hermann,
Hans, Panlus und Jakob, so alle verheurathet, die mehrentheils bei ihm
im Hans mit Weib und Kindern gewohnt haben, so ich selbst gesehen,
^iino 1519 den 19. Juli verfertiget rc." Stellen wir diese Worte mit
der anspruchslosen und doch von hohem Selbstgefühl beseelten Erscheinung
zusammen, in der er sich selbst am Sebaldusgrabe vorgLführt hat, so er-
halten wir das überans erfreuliche Bild eines ganzen deutschen Mannes,
der schlicht und recht im Umgänge mit Jedermann, treu uud gewissenhaft
als Hausvater uud eiu rüstiger und unermüdlicher Arbeiter die Kräfte und -
Geistesgaben nutzte, die sein frommes Gemüth als ein Geschenk Gottes
mit dankbarem Aufblick zum Himmel zu schätzen nnd zu ehreu wußte.
Bou deu Sohneu des Peter Bischer, welche in ihren besten Jahren
starben, sind nnr wenig Arbeiten bekannt, und die bekannten stehen an
Kunstwerth denen des Vaters nach. Ein überaus kostbares Gitter, welches
ursprünglich für die Grabstätte der Fugger in Augsburg bestimmt, von
Johannes Vischer nach des Vaters Tode vollendet und vom Rathe der
Stadt Nürnberg für die bedeutende Summe von 2796^ GulderG) an-
gekauft wurde, ist leider bei dem Uebergange der Stadt an die bayrische
Krone von dem Königlichen Commissar vertrödelt 'und dann vermuthlich
eingeschmolzen Worden. Von demselben Johannes sieht man in der Stifts-
kirche zu Aschaffeuburg eiu großes Basrelief, die Madonna mit dem
Kinde auf eiuem Halbmond darstellend, und im Dome zu Berlin das
Doppeldenkmal der Knrfürsten Joachim I. und Johann Cicero
von Brandenburg. Von Hermann Vischer dem j. rührt das Denkmal
Johannes des Beständigen in der Schloßkirche zu Wittenberg und das
eherne Denkmal des Bischofs Sigismund von Lindenau an der
Vorhalle des Domes zn Magdeburg her.
Als ein tüchtiger Schüler Peter Vifchers wird noch sein Verwandter
Pankraz Labenwolf (1492 — 1563) genannt, dem man das sogenannte
Gänsemännchen zuschreibt, jene bekannte Nürnberger Brunnenfigur, eineu
Bauern darstellend, welcher zwei Gänse trägt, ans deren Schnäbeln das
Wasser abfließt. Anch der Brunnen im Hofe des Nürnberger Rathhauses
ist eine Arbeit Labenwolfs.
*) Baader, a. a. O. S. 27.
Die Nürnbergische Schule.
täglich in seiner .Gießhütten umgangen und gearbeitet, das findet man
unten am Fnß am St. Sebald's Grab ..., welches er anno 1506 an-
gefangen und mit Hülfe seiner fünf Söhne, Namens Peter, Hermann,
Hans, Panlus und Jakob, so alle verheurathet, die mehrentheils bei ihm
im Hans mit Weib und Kindern gewohnt haben, so ich selbst gesehen,
^iino 1519 den 19. Juli verfertiget rc." Stellen wir diese Worte mit
der anspruchslosen und doch von hohem Selbstgefühl beseelten Erscheinung
zusammen, in der er sich selbst am Sebaldusgrabe vorgLführt hat, so er-
halten wir das überans erfreuliche Bild eines ganzen deutschen Mannes,
der schlicht und recht im Umgänge mit Jedermann, treu uud gewissenhaft
als Hausvater uud eiu rüstiger und unermüdlicher Arbeiter die Kräfte und -
Geistesgaben nutzte, die sein frommes Gemüth als ein Geschenk Gottes
mit dankbarem Aufblick zum Himmel zu schätzen nnd zu ehreu wußte.
Bou deu Sohneu des Peter Bischer, welche in ihren besten Jahren
starben, sind nnr wenig Arbeiten bekannt, und die bekannten stehen an
Kunstwerth denen des Vaters nach. Ein überaus kostbares Gitter, welches
ursprünglich für die Grabstätte der Fugger in Augsburg bestimmt, von
Johannes Vischer nach des Vaters Tode vollendet und vom Rathe der
Stadt Nürnberg für die bedeutende Summe von 2796^ GulderG) an-
gekauft wurde, ist leider bei dem Uebergange der Stadt an die bayrische
Krone von dem Königlichen Commissar vertrödelt 'und dann vermuthlich
eingeschmolzen Worden. Von demselben Johannes sieht man in der Stifts-
kirche zu Aschaffeuburg eiu großes Basrelief, die Madonna mit dem
Kinde auf eiuem Halbmond darstellend, und im Dome zu Berlin das
Doppeldenkmal der Knrfürsten Joachim I. und Johann Cicero
von Brandenburg. Von Hermann Vischer dem j. rührt das Denkmal
Johannes des Beständigen in der Schloßkirche zu Wittenberg und das
eherne Denkmal des Bischofs Sigismund von Lindenau an der
Vorhalle des Domes zn Magdeburg her.
Als ein tüchtiger Schüler Peter Vifchers wird noch sein Verwandter
Pankraz Labenwolf (1492 — 1563) genannt, dem man das sogenannte
Gänsemännchen zuschreibt, jene bekannte Nürnberger Brunnenfigur, eineu
Bauern darstellend, welcher zwei Gänse trägt, ans deren Schnäbeln das
Wasser abfließt. Anch der Brunnen im Hofe des Nürnberger Rathhauses
ist eine Arbeit Labenwolfs.
*) Baader, a. a. O. S. 27.