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Lucas Cranach
stellt den Vorgang des Sterbens mit seinen irdischen Folgen und Neben-
umständen dar. Man sieht neben dem Sterbenden einen Priester, der ihm
znr Berscheuchnng der schreckhaften Phantasien, die als mißgestaltete halb-
thierische Tenfelsfiguren verkörpert sind, das Kruzifix eutgegenhält, daun
am Fußende des Bettes eine klagende Frau, weiterhin den das Testament
ausnehmenden Notar, auf der anderen Seite den Arzt, gekennzeichnet durch
das unvermeidliche Uringlas, und hinter diesem den Tenfel selbst im gäh-
nenden Höllenrachen, endlich unterhalb des Bettes die Erben, welche bereits
Kisten und Kasten durchwühlen, lieber dem Sterbenden schwebt dessen
Seele anfwärts, um vou eiuem Engel empfangen und zum Himmel geleitet
zu werden. Der Engel hält ein Täfelchen mit den Worten „opera llorm".
Aber die guten Werke nützen nichts znr Seligkeit, dazn dient allein der
Glaube an die H. Dreieinigkeit, deren Darstellung der obere Theil des
Bildes gewidmet ist. Diesem Hauptbilde schließt sich eine Lünette an, ans
welcher drei Männer nnd zwei Frauen, vermuthlich Angehörige -der Schmidt-
bnrgschen Familie vor einer Kapelle knieen. lieber diesen erscheint die
H. Jungfran mit dem göttlichen Kinde in einer Glorie. Das ganze, an
vierzig Figuren umfassende, Gemälde ist nur 2 Fuß 6 Zoll hoch und 1 Fuß
8 Zoll breit uud zählt hiusichtlich der Volleudung der miniaturartigen Aus-
führung, namentlich der Köpfe, zu den vorzüglichsten Werken des Meisters.
Als Lnther zu weiteren Consequenzen seines ersten reformatorischen
Schrittes gedrängt wnrde und nach vergeblichen Vermittelnngsversuchen dem
Papstthume offenen Krieg erklärte, lieh Cranach bereitwillig sein Talent
her, nm durch bildliche Darstelluugen dem Fassungsvermögen der großen
Menge zn Hülfe zu kommen. Er illustrirte zu dem Ende nicht nur die
Flugschrifteu Luthers, sonderu gab anch im Jahre 1521 ein eignes Holz-
schnittwerk Heranö, welches dazu dienen sollte, und anch wesentlich dazn
diente, das Papstthum znm Gegenstände des Gelächters und der Verachtung
zu machen. Es ist dies das Passiongl Christi und Antichristi, znerst
in 14 Blättern mit 26 Darstellungen, später in 26 Blättern herans-
gegeben. Die Absicht Cranachs war, die Handlungsweise des göttlichen
Dulders dem hochmüthigen Treiben des Statthalters Christi unter enll
sprechenden Verhältnissen gegenüberzustellen. So sieht man nnter Anderem
auf 'der einen Seite Christus mit der Doruenkrone und gegenüber den
Papst mit der dreifachen Krone; weiter Christi Heilung der Lahmen und
Kranken und gegenüber den Papst, der mit seinen Kardinälen einem Tournier
znsieht; dann die Bergpredigt und als Gegenstück ein Trinkgelage des
Lucas Cranach
stellt den Vorgang des Sterbens mit seinen irdischen Folgen und Neben-
umständen dar. Man sieht neben dem Sterbenden einen Priester, der ihm
znr Berscheuchnng der schreckhaften Phantasien, die als mißgestaltete halb-
thierische Tenfelsfiguren verkörpert sind, das Kruzifix eutgegenhält, daun
am Fußende des Bettes eine klagende Frau, weiterhin den das Testament
ausnehmenden Notar, auf der anderen Seite den Arzt, gekennzeichnet durch
das unvermeidliche Uringlas, und hinter diesem den Tenfel selbst im gäh-
nenden Höllenrachen, endlich unterhalb des Bettes die Erben, welche bereits
Kisten und Kasten durchwühlen, lieber dem Sterbenden schwebt dessen
Seele anfwärts, um vou eiuem Engel empfangen und zum Himmel geleitet
zu werden. Der Engel hält ein Täfelchen mit den Worten „opera llorm".
Aber die guten Werke nützen nichts znr Seligkeit, dazn dient allein der
Glaube an die H. Dreieinigkeit, deren Darstellung der obere Theil des
Bildes gewidmet ist. Diesem Hauptbilde schließt sich eine Lünette an, ans
welcher drei Männer nnd zwei Frauen, vermuthlich Angehörige -der Schmidt-
bnrgschen Familie vor einer Kapelle knieen. lieber diesen erscheint die
H. Jungfran mit dem göttlichen Kinde in einer Glorie. Das ganze, an
vierzig Figuren umfassende, Gemälde ist nur 2 Fuß 6 Zoll hoch und 1 Fuß
8 Zoll breit uud zählt hiusichtlich der Volleudung der miniaturartigen Aus-
führung, namentlich der Köpfe, zu den vorzüglichsten Werken des Meisters.
Als Lnther zu weiteren Consequenzen seines ersten reformatorischen
Schrittes gedrängt wnrde und nach vergeblichen Vermittelnngsversuchen dem
Papstthume offenen Krieg erklärte, lieh Cranach bereitwillig sein Talent
her, nm durch bildliche Darstelluugen dem Fassungsvermögen der großen
Menge zn Hülfe zu kommen. Er illustrirte zu dem Ende nicht nur die
Flugschrifteu Luthers, sonderu gab anch im Jahre 1521 ein eignes Holz-
schnittwerk Heranö, welches dazu dienen sollte, und anch wesentlich dazn
diente, das Papstthum znm Gegenstände des Gelächters und der Verachtung
zu machen. Es ist dies das Passiongl Christi und Antichristi, znerst
in 14 Blättern mit 26 Darstellungen, später in 26 Blättern herans-
gegeben. Die Absicht Cranachs war, die Handlungsweise des göttlichen
Dulders dem hochmüthigen Treiben des Statthalters Christi unter enll
sprechenden Verhältnissen gegenüberzustellen. So sieht man nnter Anderem
auf 'der einen Seite Christus mit der Doruenkrone und gegenüber den
Papst mit der dreifachen Krone; weiter Christi Heilung der Lahmen und
Kranken und gegenüber den Papst, der mit seinen Kardinälen einem Tournier
znsieht; dann die Bergpredigt und als Gegenstück ein Trinkgelage des