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LmoastHranach

Im Jähre 1536 starb Cranachs ältester Atzhm '.Johann Micss^ -ein
Hoffnungsvoller Jüngling, der . sich, dem Berufe seines Vaters gewidmet
hatte, -zu Bologna, wo er sich zuletzt auf einer- italienischen Studienreise
aufgehalten. Die Eltern waren über diesen Schlag aufs Tiefste bekümmert und
machten sich Vorwürfe, daß sie den Sohn mach Italien geschickt hatten,
also selbst, vielleicht Ursache seines Todes gewesen ' wären» Der Heraus-
geber von Luthers Tischreden*) erwähnt dieses/ Vorfalls weitläuftig und
aus seinem Berichte geht hervor, welch' innigen Antheils Luther, der des
Verstorbenen Taufpathe gewesen- an dem Familienunglück nähm: -Hus einer
Todtenklage. in lateinischen Distichen,.von Joh. Stigel verfaßt, geht Her-
vor, daß dieser Sohn Cranachs bereits in einer ganzen Reihe von Ge-
mälden oder Holzschnitten sein reiches Talent bekundet Hatte. Ueber seine
künstlerische Thätigkeit ist nichts Gewisses bekannt-'doch vermuthet Cranachs
Biograph -*), daß das schöne Madonnenbild der ehemals Weigelschen
Sammlung, jetzt im Stadtmuseum zu Leipzig, ferner Venus und Amor
im Landauer Brüderhause zu Nürnberg von Johann Lucas Cranäch
gemalt sei.
Seit dem Jahre 1520 besaß Cranach neben seinem Buchladen such
eine Apotheke in Wittenberg und mochte, da er auch Capitaljen in Grund-
stücken anlegte, als einer der betriebsamsten und vielleicht auch reichsten
Bürger Wittenbergs gelten^ Als Mensch, Geschäftsmatty, Künstler und
Freund des. Kurfürsten bei seinen Mitbürgern in hoher Achtung stehend,
ward er, nachdem er schon längere ZUt das Amt eines Rathsherrn bekleidet
hatte, im Jahre 4537 zum Bürgermeister der SIadt erwählt. Drei Jahre
später bestätigte ihn eine Neuwahl in seinem Amte, woraus sich entnehmen
läßt, daß. die Stadt mit seiner Leitung der öffentlichen Angelegenheiten
wohl zufrieden war. Im Jahre 1544 legte er jedoch diese städtische Würde,
die ihn in seiner eigentlichen Berufsthätigkeit beengen mochte, freiwillig
nieder,

*) vollSMia öden TischrÄen Martin Luthers. -Eisleben tMß.M. Ai -Darauf, heißt
es an.der betreffenden Stelle, sprach .Doctor Martin Luther: „Wenn das götter^'daß
sie Schuld am Tode des Sohnes , seien —1> s^ wa^e ich so hoch eine Ursache als ihn:
denn ich's euch und ihm treulich gerathen habe; wir habln's aber nicht in der Meinung'
geth an, daß er sterben sollte; unser Gewissen giebt uns Zengniß, daß ihr ihn viel lieber
lebendig wüßtet, ja viel lieber selber stürbet, Md all euer Gut lieber verlieret":. .c.„..
Darauf wandte er sich zum Baten," der da weinete und Wrach: „Lieber Meister Luca,
halt stille,. Gott will euerrt.Willen brechen; denn er greift einem gern all, Pa es. ihm am
wehesten thnt, zu Tödtung ünsers allen Adam" n. s. w.
") Schuchardt a. a, O. S. 1-19.
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