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seine Schüler und Zeitgenossen.

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wie die Kunst Poussins. Und doch, fügen wir gleich hinzu, war dieser
Mann im Grunde seines Herzens der für feine Sitten, für glatte Umgangs-
formen gebildete Aristokrat. Wie hätte auch sonst wohl Kaisern und
Königen danach verlangen können, seinen Namen in dem Glanze ihres
Herrscherthums zu verweben, den Namen eines Künstlers, der in ihren
Augen mit der Theilnahme am Königsmord gebrandmarkt war?
Die Ereignisse Haben David groß gemacht. Die Gunst der Umstände
und das merkwürdige Geschick des Meisters, sich mit ihnen abzufinden,
hob ihn auf eine Höhe, die er auf Grnnd seines Werthes als schassender
Künstler schwerlich zu beanspruchen Hatte. Unter Ludwig XVI. für den
Hof beschäftigt, begründete er während der Regierungszeit dieses Monarchen
seinen Ruf. Die classische Kunstrichtung, als deren Erneuerer er sich gern
angesehen wissen wollte, war bereits von seinem Lehrer Vien angebahnt.
Er fand sie schon in lebhaftem Kampfe begriffen mit der verbuhlten Hof-
kunst des Lumen reZirne, welcher der junge König in richtigem Gefühle
für das, was Noth that, verachtungsvoll den Rücken gewandt hatte. David
verherrlichte die Thaten sittenstrenger Römer, des Brutus, der Horatier.
Er wies auf jene staatsbürgerlichen Tugenden hin, welche vor allen andern
geübt sein wollen, um ein Volk groß und mächtig zu machen, Tugenden,
die aber gerade am wenigsten innerhalb der privilegirten Klassen, die sich
nur für den Genuß, nicht die Mühen des Lebens geboren hielten, zu Hause
waren. Die Kunst Davids befand sich in ihrer Tendenz wie in der Strenge
nnd Herbigkeit ihrer äußeren Erscheinung vollkommen im Einklang mit den
reformirenden Bestrebungen des Königs, dessen Kraft leider der Riesengröße
seiner Ausgabe nicht gewachsen war.
Als der Strom der Revolution mit den Privilegien des Adels und
der Geistlichkeit auch die Krone hinwegzuschwemmen drohte, ging David in's
Lager der demokratischen Exaltados über. Die Rolle, die er im politischen
Leben spielte, hielt seine Kunstrichtnng über dem Wasser, obwohl diese weit
weniger national-französisch war als der Charakter der von Boucher oder
von Greuze geübten Malerei. Das einzige Element, welches sich sympatisch
zu seinen Bestrebungen verhielt, war die schon viele Köpfe einnehmende
Idee, man müsse beim Wiederaufbau des Staates auf die Einrichtungen der
alten Republiken Griechenlands und Roms zurückgehen; wie der Künstler
so müsse auch der Staatskünstler dort seine Vorbilder suchen und nach
ihnen die Form bilden, die die moderne Gesellschaft zusammenzuhalten und
danernd zu beglücken vermöchte.
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