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Becker, Robert; Bastianini, Giovanni [Hrsg.]
Die Benivieni-Büste des Giovanni Bastianini: zur Geschichte der Fälschungen ; Vortrag im Wissenschaftlichen Verein zu Breslau — Breslau, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26755#0025
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des genannten Jahres sangen die Kinder auf der
Piazza della Signoria, wohin sie weissgekleidet in
feierlicher Procession gezogen waren, ein Lied Beni-
vieni’s über das künftige Glück von Florenz. "Wohl
scheinen G. Benivieni’s geistliche Lobgesänge — laudi
spirituali — dem modernen Geschmack, dem klar und
scharf prüfenden Yerstande etwas gar zu überschwäng-
lich. Ja, wer in einem Liede, in welchem von der
Wonne gesungen wird, aus Liebe zum Heiland sinn-
los zu werden, folgende Yerse liest:

„To’ tre oncie almen di speme
Tre di fede e sei d’amore
Due di pianto, e poni insieme
Tutto al fuoco del timore.

Fa da poi bollir tre höre;

Premi enfine ui agiugni tanto
D’humilta e dolor, quanto
Basta a far questa pacia“18

wird sich für diese Dichtkunst nicht eben begeistern
können. Aber es ist zur richtigen Beurtheilung19
dieser laudi nicht ausser Acht zu lassen, dass sie,
bestimmt die damals beim Yolk so beliebten Carnevals-
gesänge zu verdrängen, in ihrem Yersmass, ihrer
Form und sogar in ihren Gedanken geradezu bedingt
sind durch jene Dichtungen, zu denen sie einen
Gegensatz bilden sollen. Nicht blos der Melodie der
Carnevalslieder passt der Dichter seine Lauden an;
er folgt auch ihrem Gedankengange und verabsäumt
nicht, einer Lästerung, die sich dort findet, hier ein
Wort der Religion und des Glaubens gegenüber zu

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