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Becker, Carl Heinrich
Beiträge zur Geschichte Ägyptens unter dem Islam — Strassburg: Trübner, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.67092#0043
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Dieser letztere war nun kein anderer als der jüngere Gargarä’l,
dem Muhassin als Kollege beigegeben wurde, frei von der
Oberaufsicht des Sams el-mulk, „wie ja auch der Diwan
der Kitäma seiner Wahrnehmung entzogen war, und damit
wurde diese Clique mit Mi'däd allein massgebend in der Staats-
leitung1); zu ihr gehörten die beiden Scherife, die beiden Gar-
garä’i, Muhassin, Daibaki2 3 4) und Ibn Hairän^)“. So sagt wört-
lich Musabbihi. Sams el-mulk blieb also äusserlich der in
jeder Weise geehrte Vezir«), faktisch aber war er machtlos.
Einzelne Mitglieder dieser Clique erlaubten sich Aus-
schreitungen, so der schon eingangs als brutal geschilderte
jüngere Scherif. Er war als Chef der Bauten im Rabl' I be-
auftragt worden, eine Ringmauer um den Nilmesser auf der
Insel Röda (el-gezira) zu errichten. Die dazu nötigen Steine
verschaffte er sich von einem ähnlichen Bauwerk in Turä, das
er zu diesem Zwecke abbrach5). Als nun am 20. des folgen-
den Monats Mi'däd einmal die Bauten inspizierte, beschwerte
sich Ibn Abi-l-Raddäd, der damalige Vertreter der berühmten
Miqjäsaufseherfamilie bei ihm, dass der Scherif den Arbeitern
ihren Lohn vorenthielte. Es entstand nun zwischen ihm und
dem Beschuldigten ein scharfer Wortwechsel, in dem Ibn Abi-
l-Raddäd den Scherif glänzend abführte; kaum war dann Mi'¬
däd gegangen, liess der Scherif seinen Feind verprügeln und
in den Miqjäs einsperren. — An diesem Tage durchlief die
Stadt das falsche Gerücht, der Scherif und el-Gargarä’i seien
ermordet. Vier Tage später ertrank ein Mann im Nil, doch
gaben die Leute des jüngeren Scherif den Leichnam erst
heraus, nachdem ihnen 2 Dinär und 2 Qirät, eine merkwürdige
dem Bauamt (sinaa) zufliessende Steuer, eingehändigt waren.
Am vorletzten verstopfte derselbe Scherif aus Wut gegen Ibn

T) Alles fol. I49b; wasärat hädihi-l-'usbatu munfaridatan bi-Mi'däd fi-1-
tadbir wa-l-taqrir 2) Ms. s. p.
3) Diese beiden treten wenig hervor und sind die von mir oben als
Nebenpersonen erwähnten
4) Noch im Sawwäl wird er vor der hutbe des Chalifen auf die Kanzel
gerufen (fol. 251b), im gleichen Monat aber seine Diwane zu besonders hohen
Geldleistungen herangezogen (fol. 252b) 5) Fol. 150b
 
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