Beer, Johann Christoph; Ilger, Franz Anton [Bearb.]: Das Gericht der Elteren Auf dieser Welt. Das ist: Kurtze und deutliche Erklärung Der Grossen Schuldigkeit der Elteren, Welche sie haben ihre Kinder ehrlich und Christlich zu erziehen: Eingetheilet in II. Theil, Deren der I. Erweiset was die Elteren ihren Kinderen in Zeitlichem zu lehrnen schuldig, und II. Zu was sie in Geistlichem gegen selbe verbunden seyen: Um besserer Klarheit willen In etlich geistlichen Gesprächen vorgestellet Zwischen Einigen Eltern und ihrem Pfarr-Herrn (Lintz: verlegts Frantz Antoni Ilger, Buchhandler, 1751) [VD18 14845350]

II8 Von der Schuldigkeit der Litern
suchung allein Ursach gewesen ist, diese al-
lein hat gemacht, daß nicht nur diese, son-
deren auch viele andere, welche gleichsam
Säulen des Himmels waren, durch die
Sünd dem Teufel zu Füssen gefallen seynd:
Deswegen hat uns der Heyland sechsten
also zu betten gelehrnet: Führe uns nicht
in oersuchunI/alldieweil er wohl wüste,
daß nichts Machtigers seye uns gewiß und
schwerlich sündigen zu machen, als die Ge-
legenheit der bösen Versuchung: Eine so
grosse Gescheidheit haben demnach eure
Kinder so klern als die Versuchung bey ih-
nen zur Sund und so klein als die Gele-
genheit ist, ist aber die Gelegenheit der Ver-
suchung groß, so wird ihre Gescheidheit
darbcy so klein seyn, daß ehender ein Mi-
racul sich zutragen, und das Feur nicht
brennen wird, als daß sie ohne Todt-Sünd
werden durchkommen: Dann ihr darffet
sicherlich glauben, daß eure Kinder auch
nicht seyen von Stahl und Eisen, sonderen
von Fleisch und Bein, wie alle andere:
Glrlchnuß. Sie seynd gleich einem Haussen Pulver,
welcher da so lang in Ruhe -st, sich nicht
rühret, und keinen Schaden thut, so lang
als kei-r Füncklein Feur darzu kommet,
dann wann nur ein cintziges Füncklein ih-
me zu nahe kommet, so gehet der gantze
Haussen im Rauch auf, und zerreisset al-
les, was um ihne isi: Eben eine solche Be-
wandtnuß sage ich har es mit euren Km-
decen,