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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0023
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Zwar ist zu wissen vergönnt, wie viele der Leiber gehäuft sind
Eng auf einander, jedoch Namen erfährest du nicht.
Wohl noch erinnr' ich mich heut, dass ich sah, wie ein einziges Grabmal
Sechzig Todte zugleich schützend dort unten bedeckt,
Deren Namen allein nur Christo, dem Meister, bekannt sind,
Ihm, der sie alle zugleich treu zu den Seinen gezählt.
Während mein Auge dies alles beschaut und nach etwa verborgnen
Zügen vergangener Zeit Denkmal auf Denkmal verfolgt,
Find' ich Hippolytus auf, der zuvor, mit dem Priester Novatus
Irrthum theilend, den Weg unseres Glaubens verwarf,
Wie er, geschmückt mit des Märtyrerthums Siegszeichen, erworben
Für bluttriefenden Tod strahlende Palmen zum Lohn.
Dieses Grab des heiligen Hippolytus fesselt nun vor allen übrigen die Aus-
merksamkeit des Dichters. Es ist mit besonderer Sorgfalt behandelt und reich
verziert. Der schmerzliche Tod des Märtyrers, der von wilden Pferden geschleift
und zerrissen wird, ist über dem Grabe auf einem grossen Wandgemälde vorge-
stellt. Die gesammelten Gebeine liegen in einem Sarkophage, der zugleich den
frommen Betern zum Altartische dient, so oft sie hier das heilige Abendmahl in gei-
stiger Gemeinschaft mit dem Märtyrer geniessen wollen. Prudentius erwähnt dann
noch, wie dieses Grab besonders bei der jährlichen Wiederkehr des Todestages
dieses Märtyrers von einer unzähligen Menge gläubiger Christen besucht werde,
die aus allen Gegenden Italiens von Hetrurien und Picenum bis Capua und Nola
hierher wallfahrten, um an der Gruft des heiligen Hippolytus zu beten, und wie
endlich die unterirdischen Räume nicht gross genug sind, um sie alle aufzunehmen,
Quanta virum jaceant congestis corpora acervis
Nosse licet, quorum nomina nulla legas.
Sexaginta illic defossas mole sub una
Reliquias memini me didicisse hominum,
Quorum solus habet comperta vocabula Christus;
Utpote quos propriae junxit amicitiae.
Haec dum lustro oculis, et sicubi forte latentes
Rerum apices veterum per monumenta sequor,
Invenio Hippolytum, qui quondam schisma Novati
Presbyteri attigerat, nostra sequenda negans,
Usque ad martyrii provectum insigne tulisse
Lucida sanguinei praemia supplicii.
B*
 
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