50
dagegen, wenn auch einzelne werthvolle Stücke alter Kunst sich durch sie erhalten ha-
ben, sind im Vergleich mit jenen heidnischen Grabstätten arm zu nennen. In ihren
wieder geöffneten Gräbern entdeckt man entweder nur die mit Erdschutt vermisch-
ten Beste menschlicher Gebeine, oder Gegenstände, die in Bezug auf Kunstwerth
meist unbedeutend sind, und fast immer das Gepräge einer späteren Zeit, eines
gesunkenen Geschmacks und dabei bestimmte christliche Merkmale an sich tragen.
Wenn die ärmeren Mitglieder der alten christlichen Gemeinen sich mit einem
einfachen Grabe in den Tuffgängen des gemeinschaftlichen Cömeteriums begnügten,
so setzten die Wohlhabenderen unter ihnen den heidnischen Gebrauch marmorner
Sarkophage oder Graburnen fort, welche in den einzelnen Gräberkammern der
Katakomben aufgestellt waren. Solche Sarkophage haben sich in nicht geringer
Anzahl in den alten römischen Grüften gefunden. Es sind länglich viereckige
Kästen, meist aus Einem Marmorblock gehauen und mit einem dazu passenden Dek-
kel versehen. Die eine grössere Seitenwand, oft auch die beiden kürzeren Wände,
sind mit Basreliefs verziert. Die Inschrift läuft oben um Rande der Hauptseite
fort, oder ist in der Mitte derselben aus einem Schilde angebracht. Da das Zeit-
datum selten angegeben ist, so ist über ihr Alter nichts Bestimmtes zu ermitteln;
doch ist wohl keiner von ihnen vor das dritte lahrhundert zu setzen. Einer der
berühmtesten ist der, welcher auf seiner Inschrift einen Junius Bassus nennt, der
unter dem Consulate des Eusebius und Hypatius, also 359, als Neophyt oder als
ein unlängst zum Christenthume Uebergetretener starb. Die Basreliefs an dieser
Graburne sind von besonders schöner Arbeit, und haben nach dem Urtheile eines
Kenners \) ein noch grösseres Kunstverdienst, als es auf den vorhandenen Copien
hervorgehoben ist. Einige andere sind in der Behandlung des Stoffes noch einfa-
cher und grossartiger, und mögen daher wohl noch etwas älter sein. Die Gegen-
stände dieser Bareliefs haben mit den schon beschriebenen Wandgemälden eine
grosse Uebereinstimmung; es sind meistens auch Bilder aus dem Alten und Neuen
Testamente, die in einer oder in zwei über einander stehenden Reihen durch da-
zwischen gestellte Säulen sich in eine Anzahl einzelner Scenen absondern. Aus
dem Alten Testamente kehren am häufigsten wieder der Sündenfall, Abrahams Opser,
]) Rumohr, Ital. Forschungen. Th. I. S. 165. 168. Abgebildet bei Bosio 1. c. pag. 45., welcher auch die
meisten andern Sarkophage giebt, und nach ihm Aringhi und Bottari.
dagegen, wenn auch einzelne werthvolle Stücke alter Kunst sich durch sie erhalten ha-
ben, sind im Vergleich mit jenen heidnischen Grabstätten arm zu nennen. In ihren
wieder geöffneten Gräbern entdeckt man entweder nur die mit Erdschutt vermisch-
ten Beste menschlicher Gebeine, oder Gegenstände, die in Bezug auf Kunstwerth
meist unbedeutend sind, und fast immer das Gepräge einer späteren Zeit, eines
gesunkenen Geschmacks und dabei bestimmte christliche Merkmale an sich tragen.
Wenn die ärmeren Mitglieder der alten christlichen Gemeinen sich mit einem
einfachen Grabe in den Tuffgängen des gemeinschaftlichen Cömeteriums begnügten,
so setzten die Wohlhabenderen unter ihnen den heidnischen Gebrauch marmorner
Sarkophage oder Graburnen fort, welche in den einzelnen Gräberkammern der
Katakomben aufgestellt waren. Solche Sarkophage haben sich in nicht geringer
Anzahl in den alten römischen Grüften gefunden. Es sind länglich viereckige
Kästen, meist aus Einem Marmorblock gehauen und mit einem dazu passenden Dek-
kel versehen. Die eine grössere Seitenwand, oft auch die beiden kürzeren Wände,
sind mit Basreliefs verziert. Die Inschrift läuft oben um Rande der Hauptseite
fort, oder ist in der Mitte derselben aus einem Schilde angebracht. Da das Zeit-
datum selten angegeben ist, so ist über ihr Alter nichts Bestimmtes zu ermitteln;
doch ist wohl keiner von ihnen vor das dritte lahrhundert zu setzen. Einer der
berühmtesten ist der, welcher auf seiner Inschrift einen Junius Bassus nennt, der
unter dem Consulate des Eusebius und Hypatius, also 359, als Neophyt oder als
ein unlängst zum Christenthume Uebergetretener starb. Die Basreliefs an dieser
Graburne sind von besonders schöner Arbeit, und haben nach dem Urtheile eines
Kenners \) ein noch grösseres Kunstverdienst, als es auf den vorhandenen Copien
hervorgehoben ist. Einige andere sind in der Behandlung des Stoffes noch einfa-
cher und grossartiger, und mögen daher wohl noch etwas älter sein. Die Gegen-
stände dieser Bareliefs haben mit den schon beschriebenen Wandgemälden eine
grosse Uebereinstimmung; es sind meistens auch Bilder aus dem Alten und Neuen
Testamente, die in einer oder in zwei über einander stehenden Reihen durch da-
zwischen gestellte Säulen sich in eine Anzahl einzelner Scenen absondern. Aus
dem Alten Testamente kehren am häufigsten wieder der Sündenfall, Abrahams Opser,
]) Rumohr, Ital. Forschungen. Th. I. S. 165. 168. Abgebildet bei Bosio 1. c. pag. 45., welcher auch die
meisten andern Sarkophage giebt, und nach ihm Aringhi und Bottari.