Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0072
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
60

gefässe, die zum Theil von ihrer ersten Bestimmung eines häuslichen Gebrauchs
erst später zu einem religiösen übergegangen waren. Denn ihre Inschriften deuten
nicht ausschliesslich anf eine kirchliche oder Sepulcralbestimmung hin: im Gegen-
theil scheinen viele von ihnen auf die verschiedenartigsten Lebensverhältnisse sich
zu beziehen, und sollten wahrscheinlich dem ersten Besitzer, der sie als ein Ge-
schenk erhalten haben mochte, zu einer Erinnerung dienen, bald an ein geknüpftes
Eheband, ') bald an ein gemeinsam geführtes Familienleben 2) oder an freundschaft-
liche und gesellige Verbindungen anderer Art.3) Das christliche Bild hatte dann
den Zweck, den Besitzer auch beim Genüsse irdischer Gaben an den christlichen
Geist der Mässigkeit, der Danksagung und der Beziehung aller Dinge auf ihren
göttlichen Urheber zu erinnern.4) Andere dieser Gefässe mögen schon von An-
sang an für den Gebrauch, den sie an den Gräbern hatten, bestimmt gewesen sein.
Wenigstens können einzelne Ausdrücke auf einigen Inschriften derselben eine Be-
ziehung aus den Todten haben, wie das auf christlichen Grabsteinen oft vorkom-
mende in pace und dulcis anima.
Wenn sich nun diese gläsernen Gefässe in den Katakomben finden, so müssen
sie uns nothwendig an die schon erwähnte alte Sitte erinnern, das Abendmahl nicht
nur an den Gräbern der Märtyrer und bei der Bestattung eines geliebten Todten
zu feiern, und dasselbe bei der jährlichen Wiederkehr des Todestages unter Ge-
beten für den Todten zu erneuern, sondern auch dem Todten selbst die Elemente
') Z. B. Martura, Epectete, vivatis, mit dem Bilde eines bräutlichen Paars, das sich die Hände reicht,
und mit dem Monogramme Christi, um das Bild als ein christliches zu charakterisiren. Buonar. Tav. XXI. 3.
2) Hilaris vivas cum tuis feliciter semper refrigeris in pace Dei, mit den Bildern der heill. Laurentius
und Cyprianus, laut der etwas corrumpirten Beischrift. Buonar. Tav. XX. 2.
3) Dignitas amicorum pie zeses, mit den Brustbildern der Apostel Simon und Johannes. Buonar. Tav.
XIV. 3. Dem in diesen Inschriften sehr verderbten Latein schliesst sich oft jener seltsame Spruch in
schlechtem Griechisch an, welcher nichts anderes bedeuten kann als n^ Gso^g, trink, damit du lebest, so wie
es auf einem andern Glase noch vollständiger heisst: Pie zeses cum tuis omnibus, bibe et propina, dignitas
amicorum. Buonar. Tav. XV. 1. und auf einem Glase bei Fabretti 1. c. pag. 539.: piete zesete, d. i. mete
^soijze.
4) Von solchen mit Bildern ausgeschmiickten Trinkgefässen sprechen auch heidnische und christliche
Schriftsteller. Es genügt hier nur noch, ausser den schon genannten Kelchen mit dem Bilde des guten
Hirten bei Tertullian, das Zeugniss des Chrysostomus, Homil. in Meletium, anzuführen, nach welchem
man zu seiner Zeit aus Verehrung gegen den Märtyrer Meletius dessen Bildniss auf Trinkschalen, ^ ftLcag,
setzte, und das Zeugniss des Hieronymus, Comment. in Jonam c. 4., welcher ähnliches von den Bildern der
Apostel, die auf Kürbisgefässe geschnitzt waren, bemerkt. Vergl. Boldetti 1. c. pag. 188.
 
Annotationen