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Johannes Diaconus bezeichnet in dem Leben des Bischofs Victor die vor der Stadt
befindliche Ecclesia oder Begräbnisskapelle des Agrippinus und des heiligen Janua-
rius als eine und dieselbe '), und auch spätere Zeugnisse bringen die Gräber und
Kapellen dieser beiden Bischöfe immer mit einander in Verbindung; 2) aber die Be-
gräbnisskapelle des heiligen Januarius ist, wie wir gesehen haben, keine Andere als
die Märtyrerkirche im untern Stockwerke der Katakombe. So war also gewiss
schon im dritten Jahrhundert diese Märtyrerkirche ein Andachtsort der Gemeine,
denn jenem frommen Bischof Agrippinus wurde in seinem Leben und in seinem
Tode eine besondere Verehrung geweiht, und seine Grabstätte wurde das beliebteste
Cömeterium vor der Stadt.
Aber es lag ja in der religiösen Richtung jener Zeit, solche Grabstätten aus
den Jahrhunderten der Verfolgung auch ferner nicht nur als Andachtsorte zu be-
suchen, sondern auch zum Begraben der Todten zu benutzen; und so sehen wir
diese Sitte auch in der neapolitanischen Gemeine. Nicht nur von dem Bischof
Ephebus, der noch dem dritten Jahrhundert angehört, berichtet Johannes Diaconus
dass er auf dem Cömeterium vor der Stadt begraben worden sei, sondern auch die
Bischöfe des vierten Jahrhunderts Fortunatus und Maximus hatten ihre Grab-
kirche vor der Stadt 3) und der Bischof Ursus 4) ruhete in der Nähe des Bischofs
Ephebus.
Dieser fortgesetzte Gebrauch der Katakomben konnte auch in der ersten Hälfte
des fünften Jahrhunderts den Nachfolger des Ursus, den Bischof Johannes 1. veran-
lassen, auf solchem geweiheten Boden eine neue Grabstätte den Resten des Bischofs
') Johannes Diacon. 1. c. im Leben des Victor: Hie fecit basilicas duas foris civitatem Neapolim, unam
longius ab urbe ad milliarium unum ante ecclesiam Beati Januarii Martyris et S. Agrippini Confessoris .
. . . et aliam in medio itinere cet.
2) Zwei vorhandene Documente des zwölften Jahrhunderts, aus der Regierungszeit Rogers I. und Wil-
helms!., abgedruckt in Carraciolo Napoli Sacra p. 631. und Capacius Neapolit. Historia p. 426. Eine Ho-
milie auf das Fest des heil. Agrippinus, aus dem zwölften oder dreizehnten Jahrhundert, s. Mazocchi Ka-
lendarium Tom. I. XXIL 60. Tom. III. 344. und Mazocchi de cultu S. Episcoporum.
3) Noch im 17. Jahrhundert befand sich in der Nähe der Katakombe des heil. Januarius eine kleine,
alte Kirche, die diesem heil. Fortunatus geweiht war, in welcher auch zwei alte Bischofsbilder, den For-
tunatus und Maximus darstellend, zu sehen waren. S. d'Anfora, Vetusto Calendario napoletano. T. VI. pag.
28. und 32., wo auch die alten Bilder mitgetheilt sind.
4) Johannes Diaconus sagt im Leben dieses Bischofs, dass er begraben worden in cymiterio foris urbis,
ubi et B. requievit Ephebus.
Johannes Diaconus bezeichnet in dem Leben des Bischofs Victor die vor der Stadt
befindliche Ecclesia oder Begräbnisskapelle des Agrippinus und des heiligen Janua-
rius als eine und dieselbe '), und auch spätere Zeugnisse bringen die Gräber und
Kapellen dieser beiden Bischöfe immer mit einander in Verbindung; 2) aber die Be-
gräbnisskapelle des heiligen Januarius ist, wie wir gesehen haben, keine Andere als
die Märtyrerkirche im untern Stockwerke der Katakombe. So war also gewiss
schon im dritten Jahrhundert diese Märtyrerkirche ein Andachtsort der Gemeine,
denn jenem frommen Bischof Agrippinus wurde in seinem Leben und in seinem
Tode eine besondere Verehrung geweiht, und seine Grabstätte wurde das beliebteste
Cömeterium vor der Stadt.
Aber es lag ja in der religiösen Richtung jener Zeit, solche Grabstätten aus
den Jahrhunderten der Verfolgung auch ferner nicht nur als Andachtsorte zu be-
suchen, sondern auch zum Begraben der Todten zu benutzen; und so sehen wir
diese Sitte auch in der neapolitanischen Gemeine. Nicht nur von dem Bischof
Ephebus, der noch dem dritten Jahrhundert angehört, berichtet Johannes Diaconus
dass er auf dem Cömeterium vor der Stadt begraben worden sei, sondern auch die
Bischöfe des vierten Jahrhunderts Fortunatus und Maximus hatten ihre Grab-
kirche vor der Stadt 3) und der Bischof Ursus 4) ruhete in der Nähe des Bischofs
Ephebus.
Dieser fortgesetzte Gebrauch der Katakomben konnte auch in der ersten Hälfte
des fünften Jahrhunderts den Nachfolger des Ursus, den Bischof Johannes 1. veran-
lassen, auf solchem geweiheten Boden eine neue Grabstätte den Resten des Bischofs
') Johannes Diacon. 1. c. im Leben des Victor: Hie fecit basilicas duas foris civitatem Neapolim, unam
longius ab urbe ad milliarium unum ante ecclesiam Beati Januarii Martyris et S. Agrippini Confessoris .
. . . et aliam in medio itinere cet.
2) Zwei vorhandene Documente des zwölften Jahrhunderts, aus der Regierungszeit Rogers I. und Wil-
helms!., abgedruckt in Carraciolo Napoli Sacra p. 631. und Capacius Neapolit. Historia p. 426. Eine Ho-
milie auf das Fest des heil. Agrippinus, aus dem zwölften oder dreizehnten Jahrhundert, s. Mazocchi Ka-
lendarium Tom. I. XXIL 60. Tom. III. 344. und Mazocchi de cultu S. Episcoporum.
3) Noch im 17. Jahrhundert befand sich in der Nähe der Katakombe des heil. Januarius eine kleine,
alte Kirche, die diesem heil. Fortunatus geweiht war, in welcher auch zwei alte Bischofsbilder, den For-
tunatus und Maximus darstellend, zu sehen waren. S. d'Anfora, Vetusto Calendario napoletano. T. VI. pag.
28. und 32., wo auch die alten Bilder mitgetheilt sind.
4) Johannes Diaconus sagt im Leben dieses Bischofs, dass er begraben worden in cymiterio foris urbis,
ubi et B. requievit Ephebus.