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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0101
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Presbyter Uranius bald nach dem Tode des Bischofs Paulinus von Nola (^432)
schrieb, wird Januarius schon als ein die neapolitanische Kirche verherrlichender
Märtyrer genannt.1) Auch findet sich sein Name neben dem Namen seines Todes-
genossen Sosius in dem alten karthagischen Kalender aus dem fünften Jahrhun-
dert.2) Hiermit stimmt nun des Johannes Diaconus Nachricht von der Errichtung
seines Grabmals durch den Bischof Johannes in der ersten Hälfte des fünften Jahr-
hunderts überein. Was aber das von demselben genannte Marcianum betrifft, von
wo der Bischof Johannes den Leichnam des Januarius her genommen haben soll,
so hängt dies mit der Geschichte3) von dem Märtyrertode des Januarius zusammen,
wie die späteren Erzählungen nach Beda sie wissen wollen, und woraus, um der
Berühmtheit dieses Patrons der Stadt Neapel willen, folgendes noch anzuführen ge-
stattet sei.
Als der Ort seiner Hinrichtung wird von der Tradition sowohl das Amphi-
theater von Puteoli als auch der nahe gelegene, ausgebrannte Krater eines Vulkans
jetzt die Solfatara genannt, angegeben. Amphitheater waren häufig die Sterbeplätze
der Christen, die hier mit den wilden Thieren zur Lust des heidnischen Volkes
kämpfen mussten. Doch auch jener tiefe Boden eines ausgebrannten, aber noch
heutiges Tages rauchenden Vulkans, der den Alten 4) schon in diesem Zustande
bekannt war, und der wegen seiner ergiebigen Schwefelgruben später Sulphuraria,
jetzt Solfatara heisst, könnte eben so der Richtplatz für Opfer des Glaubens gewesen
sein, gleich wie häufig Verbrecher in Schwefel- und andere Mineralgruben, ad me-
talla, zu lebenslänglicher Arbeit verbannt wurden. An beiden Orten hastet noch
jetzt die Erinnerung an den Märtyrer. Denn jenes bei Puteoli in Trümmern lie-
gende Amphitheater heisst bei dem Volke nur das Gefängniss des heiligen Januarius,
le Carcere di S. Gennaro, und in einem der Gänge desselben ist eine kleine Ka-
pelle seinem Andenken geweiht. In der Nähe der Solfatara aber liegt ein altes
') Uranii presbyteri epistola ad Pacatum, in Paulini Nolani Opp. Paris. 1685. Tom. II. pag. 143. Vergl.
Ruinart Acta Martyrum sincera, praef. XXV.
2) Mabillon, vet. analecta. T. III. pag. 400.
3) Man findet sie bei Baronius, Mombritius, Surius, so wie bei Mazocchi, welcher auch neue, die so-
genannten Acta Bononiensia Januarii bekannt gemacht hat. Kalendar. Neapol. marmor. pag. 269.
4) Er führt bei den Alten den Namen: der Markt des Vulcan, ^ zov 'HcfaiGTov ayooa, Strabo lib. V.
pag. 246 Plinius hist. nat. lib. XVIII. cap. 29
M
 
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