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Anhang 1.
Ueber den Ursprung der Katakomben in Italien.
Die noch vorhandenen Katakomben in Italien und insbesondere die zu Neapel sind
in dieser Schrift bisher nur als christliche Begräbnissplätze betrachtet worden.
Eine Frage aber bleibt dadurch nicht ausgeschlossen, ob nämlich alle jene unter-
irdischen Grüfte, die jetzt als die Trümmer christlicher Grabstätten erscheinen, auch
erst zu diesem Zwecke entstanden sind, oder ob sie nicht alle oder zum Theil
einem höhern Alterthume angehören, und welche Bestimmung sie in diesem Falle
hatten, bevor sie von den Christen eingenommen und benutzt wurden.
Das Begraben der Todten, im Gegensatz gegen das Verbrennen derselben, ist
eine bei den meisten alten Völkern vorkommende Sitte, und da, wo auch die andere
erscheint, die ältere. Nicht nur der Israelit begrub seine Todten, von seinem ersten
Ahnherrn Abraham an, welcher die Höhle seines Ackers, Mamre gegenüber, zu
einem Erbbegräbniss bereitet hatte (I Mose 23.) bis zu den Zeiten seiner letzten
Fürsten und seiner letzten Selbstständigkeit nach dem Exil, aus welchen Zeiten viel-
leicht die sogenannten Königsgräber und andere herstammen, die noch jetzt bei
Jerusalem gesehen werden; auch die Todtenstädte oder Nekropolen Aegyptens und
Persiens, so wie die zahlreichen Hypogäen in Griechenland und Kleinasien, und
auf der nördlichen Küste von Africa, in Cyrenaica und Marmarica, bezeugen dasselbe.
Ueberall haben die geöffneten Grabmäler lange Todtenbetten und den darauf aus-
gestreckten Körper gezeigt. Und denselben Gebrauch finden wir auch in Gross-
griechenland und Sicilien, so wie im mittlern Italien, in Rom und in dem Lande
der Etrusker.
In der Construction der Grabstätten ist aber mancher Unterschied bemerkbar.
Die Gräberkammern der Etrusker, wie sie jetzt in Corneto, Volci, Toscanella,
Anhang 1.
Ueber den Ursprung der Katakomben in Italien.
Die noch vorhandenen Katakomben in Italien und insbesondere die zu Neapel sind
in dieser Schrift bisher nur als christliche Begräbnissplätze betrachtet worden.
Eine Frage aber bleibt dadurch nicht ausgeschlossen, ob nämlich alle jene unter-
irdischen Grüfte, die jetzt als die Trümmer christlicher Grabstätten erscheinen, auch
erst zu diesem Zwecke entstanden sind, oder ob sie nicht alle oder zum Theil
einem höhern Alterthume angehören, und welche Bestimmung sie in diesem Falle
hatten, bevor sie von den Christen eingenommen und benutzt wurden.
Das Begraben der Todten, im Gegensatz gegen das Verbrennen derselben, ist
eine bei den meisten alten Völkern vorkommende Sitte, und da, wo auch die andere
erscheint, die ältere. Nicht nur der Israelit begrub seine Todten, von seinem ersten
Ahnherrn Abraham an, welcher die Höhle seines Ackers, Mamre gegenüber, zu
einem Erbbegräbniss bereitet hatte (I Mose 23.) bis zu den Zeiten seiner letzten
Fürsten und seiner letzten Selbstständigkeit nach dem Exil, aus welchen Zeiten viel-
leicht die sogenannten Königsgräber und andere herstammen, die noch jetzt bei
Jerusalem gesehen werden; auch die Todtenstädte oder Nekropolen Aegyptens und
Persiens, so wie die zahlreichen Hypogäen in Griechenland und Kleinasien, und
auf der nördlichen Küste von Africa, in Cyrenaica und Marmarica, bezeugen dasselbe.
Ueberall haben die geöffneten Grabmäler lange Todtenbetten und den darauf aus-
gestreckten Körper gezeigt. Und denselben Gebrauch finden wir auch in Gross-
griechenland und Sicilien, so wie im mittlern Italien, in Rom und in dem Lande
der Etrusker.
In der Construction der Grabstätten ist aber mancher Unterschied bemerkbar.
Die Gräberkammern der Etrusker, wie sie jetzt in Corneto, Volci, Toscanella,