101
Volks waren (vergl. 0. Müller a. a. 0. §. 50.), so finden wir auch endlich dieselben
Sitten genau wieder in ihren unteritalischen Colonien in Sicilien und Gross-
griechenland. An der ganzen Ost- und Südküste jener Insel, wo die meisten grie-
chischen Ansiedelungen lagen, ist kaum eine bedeutende Strasse, an deren steilen
Rändern man nicht alte Gräberkammern in Menge entdeckte, die in ihrer Struktur
an die einzelnen Familiengräber in den Katakomben von Neapel erinnern. Der re-
gelmässig in den Felsen geöffnete Raum hat meistens in jeder der drei Wände eine
schön gewölbte Nische, unter welcher eine sarkophagähnliche Vertiefung in der
Länge eines menschlichen Körpers eingehauen ist. Bisweilen kommen auch neben
den grösseren Graböffnungen Columbarnischen für Aschenkrüge vor. Die Decke
der Kammer ist, wo die Härte des Gesteins es erlaubte, horizontal oder flach ge-
wölbt; bei weicherem Erdreich wird sie durch ein Dach aus Quadersteinen gebildet.
So sind die vielen Gräberkammern beschaffen aus den Strassen, die nach Lentini
(Leontion) und nach Palazzuolo (Acrae) führen, und andere bei den Tempeln von
Girgenti (Akragas, Agrigentum) und hinter dem Theater von Syracus, so wie in
der Nähe der grossen Latomien daselbst. Sie sind fast alle an solchen Orten an-
gelegt, die nicht zum Anbau dienen konnten, in Felsenschluchten, an öffentlichen
Strassen, an Abhängen oder tief unter der Erde, um das darüber liegende Acker-
land zu schonen.
Aber ausser diesen unzähligen einzelnen Gräberkammern, die als Familiengräber
keine Verbindung unter einander haben, finden sich in Sicilien auch einzelne grosse
Nekropolen oder zusammenhängende weitläuftige Begräbnissstätten, indem, wenn auch
nicht wie bei den christlichen Kirchhöfen die religiöse Idee einer Gemeinschaft des
Glaubens im Leben und Tode, doch bei einer grossen Bevölkerung das Bedürfniss
die Veranlassung wurde, die Grabstätten näher zusammenzurücken, wobei jedoch
die einzelnen Familiengräber erlaubt blieben. Eine solche gemeinschaftliche Begräb-
nissstätte ist die grosse Katakombe in der Acradina von Syracus, die wahrschein-
lich angelegt wurde, als sich die Stadt noch nicht bis dahin ausgedehnt hatte. Der
noch jetzt vorhandene und zugängliche Theil kömmt an Umfang den beschriebenen
Katakomben in Neapel ziemlich gleich, mag aber wohl von noch grösserer Aus-
dehnung gewesen sein. Sie ist in einen weichen Kalkstein eingehauen, und über-
trifft an regelmässiger Anlage die Neapolitanischen. Ihr Hauptgang zieht sich in
Volks waren (vergl. 0. Müller a. a. 0. §. 50.), so finden wir auch endlich dieselben
Sitten genau wieder in ihren unteritalischen Colonien in Sicilien und Gross-
griechenland. An der ganzen Ost- und Südküste jener Insel, wo die meisten grie-
chischen Ansiedelungen lagen, ist kaum eine bedeutende Strasse, an deren steilen
Rändern man nicht alte Gräberkammern in Menge entdeckte, die in ihrer Struktur
an die einzelnen Familiengräber in den Katakomben von Neapel erinnern. Der re-
gelmässig in den Felsen geöffnete Raum hat meistens in jeder der drei Wände eine
schön gewölbte Nische, unter welcher eine sarkophagähnliche Vertiefung in der
Länge eines menschlichen Körpers eingehauen ist. Bisweilen kommen auch neben
den grösseren Graböffnungen Columbarnischen für Aschenkrüge vor. Die Decke
der Kammer ist, wo die Härte des Gesteins es erlaubte, horizontal oder flach ge-
wölbt; bei weicherem Erdreich wird sie durch ein Dach aus Quadersteinen gebildet.
So sind die vielen Gräberkammern beschaffen aus den Strassen, die nach Lentini
(Leontion) und nach Palazzuolo (Acrae) führen, und andere bei den Tempeln von
Girgenti (Akragas, Agrigentum) und hinter dem Theater von Syracus, so wie in
der Nähe der grossen Latomien daselbst. Sie sind fast alle an solchen Orten an-
gelegt, die nicht zum Anbau dienen konnten, in Felsenschluchten, an öffentlichen
Strassen, an Abhängen oder tief unter der Erde, um das darüber liegende Acker-
land zu schonen.
Aber ausser diesen unzähligen einzelnen Gräberkammern, die als Familiengräber
keine Verbindung unter einander haben, finden sich in Sicilien auch einzelne grosse
Nekropolen oder zusammenhängende weitläuftige Begräbnissstätten, indem, wenn auch
nicht wie bei den christlichen Kirchhöfen die religiöse Idee einer Gemeinschaft des
Glaubens im Leben und Tode, doch bei einer grossen Bevölkerung das Bedürfniss
die Veranlassung wurde, die Grabstätten näher zusammenzurücken, wobei jedoch
die einzelnen Familiengräber erlaubt blieben. Eine solche gemeinschaftliche Begräb-
nissstätte ist die grosse Katakombe in der Acradina von Syracus, die wahrschein-
lich angelegt wurde, als sich die Stadt noch nicht bis dahin ausgedehnt hatte. Der
noch jetzt vorhandene und zugängliche Theil kömmt an Umfang den beschriebenen
Katakomben in Neapel ziemlich gleich, mag aber wohl von noch grösserer Aus-
dehnung gewesen sein. Sie ist in einen weichen Kalkstein eingehauen, und über-
trifft an regelmässiger Anlage die Neapolitanischen. Ihr Hauptgang zieht sich in