102
einer geraden Linie von Abend nach Morgen fort, die ich im Jahre 1831 an 120
grosse Schritte weit verfolgen konnte. Der Gang hat volle Manneshöhe, wo der
abgefallene Schutt ihn nicht niedriger gemacht hat, und eine Breite von vier Schritten.
Er wird von fünf andern Gängen von gleicher Höhe und Breite ziemlich genau unter
einem rechten Winkel durchschnitten, die aber nach der linken Seite sich tiefer als
nach der rechten ausdehnen. In dem zweiten und längsten derselben war es mög-
lich, bis auf 125 Schritte vorzudringen. Andere Nebengänge, die mit dem zuerst
genannten Hauptgange parallel laufen, durchschneiden die letzteren, und hie und da
erweitern sich die Gänge zu grössern runden Hallen, die einen Durchmesser von
zwölf Schritt haben und, mit besonderem Fleisse bearbeitet, oben zu einer Kuppel
gewölbt sind, in deren Mitte sich eine Luftöffnung befindet. Aehnliche Oeffnungen
finden sich auch hie und da in den geraden Gängen, und lassen einiges Tages-
licht in dieselben fallen. Die Gräber sind überall in den beiden Seitenwänden der
Gänge angebracht, jedoch weniger wie in den neapolitanischen Katakomben über-
einander, als hintereinander liegend, so dass das zweite, dritte u. s. w. immer tiefer
in den Felsen hinein gearbeitet ist; eine gemeinschaftliche flach gewölbte Nische
zieht sich, ähnlich einer Backofendecke, oft über acht bis zwölf hintereinanderlie-
gende Gräber hinweg. Viereckige Kammern mit Gräbern in den Seitenwänden
findet man weniger, dagegen sind jene grössern runden Hallen ringsum zu tiefen
Grabesnischen benutzt, die strahlenförmig in den Felsen hinein gehen, und deren jede
bis auf sechzehn hinter einander liegende Gräber, gleich eben so viel neben ein-
ander gestellten Betten, enthält. Einen Grundriss dieser merkwürdigen Katakomben
theilt Mirabella in seiner zuerst 1613 in Neapel erschienenen Schrift über das alte
Syracus mit, welche Bonanni in den zweiten Band seiner Antiche Siracuse, und
Graevius in den elften Band seines Thesaur. scriptor. Sicil. cet. aufgenommen hat.
Es ist derselbe, den auch Boldetti, 1. c. pag. 629. wieder giebt, und der den noch
jetzt vorhandenen Theil getreu darstellt. Neuere Pläne befinden sich in Wilkins
Antiquities of Magna Graecia pag. 50. und Osterwalds Voyage pittoresque en Sicile,
Cahier 7. Alle Gräber sind jetzt längst geöffnet und ihres Inhalts beraubt. Aber
zur Zeit der ältern Beschreiber, des genannten Mirabella und des Octav. Cajetanus
(vergl. Boldetti 1. c. pag. 631.) fand man darin noch Münzen und Gefässe von alter
griechischer Kunst, und ausserhalb der Gräber, Bilder von Thieren, Bäumen und
einer geraden Linie von Abend nach Morgen fort, die ich im Jahre 1831 an 120
grosse Schritte weit verfolgen konnte. Der Gang hat volle Manneshöhe, wo der
abgefallene Schutt ihn nicht niedriger gemacht hat, und eine Breite von vier Schritten.
Er wird von fünf andern Gängen von gleicher Höhe und Breite ziemlich genau unter
einem rechten Winkel durchschnitten, die aber nach der linken Seite sich tiefer als
nach der rechten ausdehnen. In dem zweiten und längsten derselben war es mög-
lich, bis auf 125 Schritte vorzudringen. Andere Nebengänge, die mit dem zuerst
genannten Hauptgange parallel laufen, durchschneiden die letzteren, und hie und da
erweitern sich die Gänge zu grössern runden Hallen, die einen Durchmesser von
zwölf Schritt haben und, mit besonderem Fleisse bearbeitet, oben zu einer Kuppel
gewölbt sind, in deren Mitte sich eine Luftöffnung befindet. Aehnliche Oeffnungen
finden sich auch hie und da in den geraden Gängen, und lassen einiges Tages-
licht in dieselben fallen. Die Gräber sind überall in den beiden Seitenwänden der
Gänge angebracht, jedoch weniger wie in den neapolitanischen Katakomben über-
einander, als hintereinander liegend, so dass das zweite, dritte u. s. w. immer tiefer
in den Felsen hinein gearbeitet ist; eine gemeinschaftliche flach gewölbte Nische
zieht sich, ähnlich einer Backofendecke, oft über acht bis zwölf hintereinanderlie-
gende Gräber hinweg. Viereckige Kammern mit Gräbern in den Seitenwänden
findet man weniger, dagegen sind jene grössern runden Hallen ringsum zu tiefen
Grabesnischen benutzt, die strahlenförmig in den Felsen hinein gehen, und deren jede
bis auf sechzehn hinter einander liegende Gräber, gleich eben so viel neben ein-
ander gestellten Betten, enthält. Einen Grundriss dieser merkwürdigen Katakomben
theilt Mirabella in seiner zuerst 1613 in Neapel erschienenen Schrift über das alte
Syracus mit, welche Bonanni in den zweiten Band seiner Antiche Siracuse, und
Graevius in den elften Band seines Thesaur. scriptor. Sicil. cet. aufgenommen hat.
Es ist derselbe, den auch Boldetti, 1. c. pag. 629. wieder giebt, und der den noch
jetzt vorhandenen Theil getreu darstellt. Neuere Pläne befinden sich in Wilkins
Antiquities of Magna Graecia pag. 50. und Osterwalds Voyage pittoresque en Sicile,
Cahier 7. Alle Gräber sind jetzt längst geöffnet und ihres Inhalts beraubt. Aber
zur Zeit der ältern Beschreiber, des genannten Mirabella und des Octav. Cajetanus
(vergl. Boldetti 1. c. pag. 631.) fand man darin noch Münzen und Gefässe von alter
griechischer Kunst, und ausserhalb der Gräber, Bilder von Thieren, Bäumen und