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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0115
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Blumen. Ueber das Werk im Ganzen urtheilt Hirt in seiner Geschichte der Bau-
kunst der Alten, B. II. S. 88., dass es nur in der blühendsten Zeit der Stadt, in der
dritten Periode der alten Kunst, die er von der Schlacht bei Salamis bis Alexander
feststellt, ausgehauen worden sein konnte. Jetzt finden sich in demselben nur noch
geringe Spuren von Malereien und Reste von Inschriften, welche auch eine spätere
Benutzung dieser Grotten durch die Christen beweisen. In einer Grabesnische
waren im Jahre 1831 nur noch die beiden letzten Zeilen der Inschrift zu lesen, die
Torremuzza (Siciliae et adjac. insular, inscript. pag. 268.) auch schon fragmentarisch
mittheilt:
-__ ___nw- - - - - - -
- - - - OYAnHAAEZe - - - -
T6KOYCA OeOKTICTHN
AAroNec ----
und zur rechten Seite davon las man noch:
6YMOIP6I
OeOKTICTH
Die erste Grabschrift scheint das Grab einer Ulpia, die die Mutter der Theoktiste war,
zu bezeichnen, die zweite ist ein Zuruf an diese: Es gehe Dir wohl, Theoktiste! —
Eine ähnliche grosse Nekropole befindet sich in dem merkwürdigen Gräber-
thale von Ispica, ein paar Stunden südöstlich von dem Städtchen Modica (Motyca)
auf dem Wege nach der Südspitze der Insel. Dieses wohl zwei Stunden lange
und meist nur tausend Schritt breite Thal, das durch ein gewaltsames Auseinander-
reissen des Bodens entstanden zu sein scheint, wird auf beiden Seiten durch steile
Abhänge begränzt, welche von den einstigen Bewohnern desselben zu Wohnungen
und Gräbern benutzt wurden. Am nördlichen Eingänge befindet sich eine grosse,
in die senkrechte Felsenwand eingehauene Grabstätte, die von den dortigen Land-
leuten die Arteria oder Altaria genannt wird, und aus drei unregelmässig neben
einander laufenden, am Eingang durch eine gemeinschaftliche Vorhalle verbundenen
Gräbergängen besteht. Der mittlere Gang ist gegen siebzig Schritte, der zur
Rechten drei und vierzig Schritte, der zur Linken drei und zwanzig Schritte lang.
Die Breite derselben ist im Durchschnitte vier Schritt, die Höhe fünf bis sechs
Fuss. Alle Wände dieser Gänge sind zu Gräbern benutzt, die zum Theil in den
drei Seitenwänden kleiner Gräberkammern angebracht, zum Theil einfache Wand-
 
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