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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0117
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ser Stadt, welche sich an den Felsen anlehnen, sind in das Gestein tief hineinge-
arbeitet, aber ein Vorbau ergänzt und versteckt jene Felsenkammern, und giebt den
Häusern das gewöhnliche Aussehn. Aber in den höher als die gegenwärtige Stadt
gelegenen Theilen der Felswände bemerkt man noch unzählige, nackte Höhlen, die
vollkommen die Gestalt jener Steinkammern von Ispica haben, und die ohne Zwei-
fel einst bei einer grössern Ausdehnung der Stadt eben so die innersten Gemächer
von Häusern bildeten. Bei dem allmäligen Verfall der Insel wurden viele Städte
immer kleiner, und andere verschwanden ganz bis auf solche Felsengerippe, Und
so scheinen jene einzelnen Höhlen des Thals von Ispica die Reste einer kleinen
altgriechischen Stadt, jene nördlich gelegenen drei unterirdischen Gräbergänge die
Nekropole derselben gewesen zu sein, so wie solche gemeinschaftliche Begräbniss-
stätten der griechischen Städte immer gegen Norden lagen. In den Gräbern will
man hie und da Scherben von feinem griechischem Töpfergeschirr gefunden haben.
(Vergl. Münters Nachrichten von Neapel und Sicilien S. 321.) Spät in christlicher
Zeit wurden auch einzelne Gräber dieses Thals, so wie der syracusanischen Kata-
komben, noch einmal benutzt, um Todte darin zu bergen. Aus dieser Zeit sind
ein paar Inschriften in sehr verderbtem Griechisch, die ich im J. 1S31 aufzeichnete.
Sie lauten:

6KOIMHOH
YFINOC MHNI
NOB6MBPIW OT6
AnOKXKA
HM€PA €PMOY

€KOIMH
OH KOPNHAIA
MHNI OKTPWBI
w OTe AnoKxe
HMEPA IPOC

Es entschlief Kornelia im Monat October, als sie ein Alter von neun Jahren erreicht
hatte, am Dienstage. — Es entschlies Hyginos im Monat November, als er ein Alter
von ein und zwanzig Jahren erreicht hatte, am Mittwoch.
Die Buchstaben dieser Inschristen, von der Länge eines Zolls, sind in den
Kalkstein ohne kalligraphischen Fleiss eingeschnitten. Das Grab, in welchem sie
sich fanden, wird von den dortigen Hirten mit dem Namen la Signora bezeichnet.
Auf ähnliche Weise wie mit diesem Thale verhält es sich wahrscheinlich mit
einem andern Gräberthale bei dem jetzigen Sortino zwischen Syrakus und Len-
tini, gewöhnlich die Grotten von Pantalica genannt, welche vielleicht die alte
Nekropole der griechischen Stadt Herbessus und Reste ihrer Häuser sind. (Vergl.
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