Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0121
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
109

12| deutschen Meilen von jenseit Abellinum (Avellino) bis nach Neapel und Misenum
trinkbares Wasser aus den Quellen des Sabatus (Sabato) leitete. Denn dieses be-
deutende Werk, wahrscheinlich vor Augustus errichtet und Aquae Juliae genannt,
zu welchem die jetzt noch bei Neapel stehenden Bögen, Ponti rossi, und ähnliche
Reste bei Sarno, Palma und Pomigliano d'Arco gehören, ist uns durch verschie-
dentlich angestellte Untersuchungen seinem ganzen Lause nach genau bekannt (vergl.
Rapporto sulla situazione delle strade dei reali dominj al di qua del faro. Napoli
1827). Es nahm bei Neapel eine südlichere Richtung, hatte ein höheres Niveau
als unsere Katakomben, und wurde erst im sechsten Jahrhundert durch Belisar ver-
wüstet, der auf diese Weise Neapel das Trinkwasser entzog und endlich durch
diese unterirdischen Kanäle selbst im Jahre 536 in die Stadt eindrang. (Procop.
de bello goth. lib. I. Cap. S. 9. 10.)
Und endlich auch aus Steinbrüchen kann wenigstens unsere beschriebene Ka-
takombe schwerlich entstanden sein; denn man begreift sonst nicht, warum man sich
bei der einfachen Absicht, Baumaterialien zu gewinnen, die Arbeit so schwer gemacht,
und hier nicht, wo der festere Tuffstein es erlaubte, viel höhere Gänge geöffnet habe
mit weiteren Ausgängen als im Innern, da hier im Gegentheil die Ausgänge niedriger
sind als die innern Räume. Es mögen daher andere Katakomben, zum Beispiel die
von S. Vito in natürlichen Grotten oder verlassenen Tuffsteingruben ihren Anfang
gehabt haben, die hier beschriebenen aber waren ohne Zweifel, als die Christen
sie in Besitz nahmen, alte verlassene Todtengrüfte, eine alte griechische Nekropole.
Die Besitznahme derselben aber durch die Christen haben wir uns so zu den-
ken. Durch die Verbindung des alten griechischen Freistaates mit Rom wurden
nicht nur Neapels politische Verfassung, sondern auch seine griechischen Sitten
immer mehr verändert. Schon seit dem Anfang des vierten Jahrhunderts eine Bun-
desstadt von Rom wurde Neapel mit seinen Umgebungen bereits vor der Kaiserzeit
der Lieblingsaufenthalt der Römer, die allmälig hierher ihre verseinerten Sitten und
ihren Luxus versetzten. So ging auch hier immermehr die Sitte des Begrabens in
die des Verbrennens der Todten über, und die alte Nekropole, in welcher wir
durchaus keine Columbarnische für Aschenkrüge finden, hörte auf, gebraucht zu
werden. Allmälig wurde auch ganz Campanien von römischen Colonisten besetzt,
seitdem nach der Schlacht bei Philippi die versprochene Austheilung der Ländereien
 
Annotationen