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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0125
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mögen sich die Gräbergänge und die unterirdische, mit Malereien und Mosaikarbeit
ausgeschmückte Märtyrerkirche befinden, von welcher die älteren Beschreiber der
Stadt reden (Caracciolo a. a. 0. pag. 623). Vielleicht gaben hier alte Tuffsteingrot-
ten zur Anlage eines christlichen Cömeteriums die Veranlassung. Der schön gele-
gene stille Klosterhof ist noch immer eines Ganges dahin werth, und vielleicht
^elin^t es einmal, sich wieder den Eintritt in diese Räume zu verschaffen.
Noch weniger lässt sich jetzt von den Katakomben unter S. Severo und
S. Efremo vecchio sagen, die durch Mauern verschlossen sind. Die Katakomben
unter S. Maria del Pianto endlich sind wahrscheinlich nur natürliche Höhlen, an
denen der vulkanische Boden Neapels reich ist; sie wurden erst im J. 1528 bei
einer während der Belagerung der Stadt durch den französischen General Lautrec
entstandenen Pest zu einem Begräbnissplatze benutzt, und wären hier nicht erwähnt
worden, wenn nicht mehrere Topographen Neapels auch sie als eine Fortsetzung
unserer alten Katakomben ansähen.
Aus weit älterer Zeit ist bei Castellamare auf dem Gebiete des alten Stabiae
ein unterirdischer Gang, der jetzt die Katakombe des heil. Biagio genannt wird. Er
ist in einer geraden Linie über 100 Palmen lang, und beim Eingang 10 P. breit, doch
erweitert er sich nach innen. Auf jeder Seite des Ganges befinden sich vier Grab-
nischen, die zum Theil noch mit Bildern geschmückt sind. Die Zeichnung ist ein-
fach, und bei einigen schön zu nennen; die Umrisse sind mit dunkeln Strichen an-
gegeben ohne Schattirung. Es ist ein Johannes Evangelista, ein Michael mit grossen
Flügeln und Heiligenschein, eine Maria mit dem Kinde, die Apostel Petrus und
Johannes, und die heiligen Benedictus und Renatus in der Kleidung ihres Ordens.
Bei jeder Figur steht der Name. Ganz in der Tiefe befindet sich neben einigen
langen und engen Gängen, deren Ende man wegen der herabgestürzten Erde nicht
erreichen kann, zur linken Seite ein grösserer regelmässiger Raum, in der Gestalt
einer christlichen Kapelle, 17 P. breit, 25 P. lang, ausser der halbzirklichen Tribu-
nennische in der hinteren Wand. Es tritt hier wieder die Schwierigkeit ein, zu
entscheiden, ob wir eine ganz christliche Anlage oder eine ursprünglich heidnische
Krypte vor uns haben. Aber jedenfalls wurde der grössere Raum, der mit seiner
Tribunennische den Charakter einer christlichen Kirche an sich trägt, erst später zu
Todtenämtern angelegt, nachdem die Krypte eine christliche Grabstätte geworden

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