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war. Ihr Gebrauch soll erst aufgehört haben, nachdem im siebenzehnten Jahrhundert
die Heiligthümer des heil. Blasius in die Kathedrale zu Castellamare versetzt wurden.
So berichtet Milante, der in jener unterirdischen Kirche einen heidnischen Tempel
des Pluto oder Plutus sehen will. (Milante de Stabiis, Neapoli 1750.)
Von besonderer Berühmtheit waren auch in früher christlicher Zeit die Grüfte
bei Nola, die schon S. 12. erwähnt worden sind; der Bischof Paulinus widmete die
Liebe seines ganzen Lebens diesen Gräbern, indem er sie abwechselnd schmückte
und besang. Noch jetzt siehet man die unterirdische Kirche, die dem standhaften
Presbyter Felix geweihet war. Sie befindet sich nebst mehreren Gräbergängen eine
halbe Stunde von Nola in dem kleinen Orte Cimitile, den Procopius Cimitinum
nennt, vielleicht von jenem zu seiner Zeit schon berühmten Cömeterium. Diese
Grüfte scheinen christlichen Ursprungs zu sein. Die heidnischen Gräber, welche
die schönen nolanischen Gefässe liefern, liegen entsernt von diesem Orte.
Noch immer werden in allen Gegenden Italiens alte christliche Gräber und Ka-
takomben entdeckt. So stiess man im J. 1834 bei Canosa (Canusium) in Apulien,
bekannt durch die griechischen Gräber, die Millin beschrieben hat, beim Bau einer
Brücke auf Gänge, die christliche Begräbnisse enthielten. Sie liegen nur § Stunde
von Canosa in einem Thale, welches S. Sofia genannt wird, und sind etwa 15 P
unter der Erde in Tuff eingegraben. Es sind mehrere sich durchkreuzende Gänge
10 bis 15 P. breit, und von einander durch Pilaster und Wände geschieden, die im
Tuff stehen geblieben sind. Die Gräber sind in kleine Nischen eingehauen. Es
war nur möglich, 60 P. weit vorzudringen, und bei diesem ersten flüchtigen Besuche
wurden sechs Inschriften und ein kleines Bild entdeckt. Eine wohl etwas fehler-
haft copirte Inschrift ist durch das darauf befindliche Zeitdatum von Interesse: De-
positio S. C. Macaci (Macarii) qui vixit juxtus (justus) pl. m. XXXV et decessit in
pace Febbruarii (m. Februario) Eutarico Filicau (Callica) Consule. Hieraus ergiebt
sich der Gebrauch dieser christlichen Katakombe im Anfang des sechsten Jahrhun-
derts, indem der Gothe Eutharich, Gemahl der Amalasuntha, in den Jahren 510 und
519 Consul war, zuerst mit Boethins, dann mit dem Kaiser Justinian. Erst eine
genauere Untersuchung an Ort und Stelle kann über das Alter der Katakombe mehr
bestimmen.
war. Ihr Gebrauch soll erst aufgehört haben, nachdem im siebenzehnten Jahrhundert
die Heiligthümer des heil. Blasius in die Kathedrale zu Castellamare versetzt wurden.
So berichtet Milante, der in jener unterirdischen Kirche einen heidnischen Tempel
des Pluto oder Plutus sehen will. (Milante de Stabiis, Neapoli 1750.)
Von besonderer Berühmtheit waren auch in früher christlicher Zeit die Grüfte
bei Nola, die schon S. 12. erwähnt worden sind; der Bischof Paulinus widmete die
Liebe seines ganzen Lebens diesen Gräbern, indem er sie abwechselnd schmückte
und besang. Noch jetzt siehet man die unterirdische Kirche, die dem standhaften
Presbyter Felix geweihet war. Sie befindet sich nebst mehreren Gräbergängen eine
halbe Stunde von Nola in dem kleinen Orte Cimitile, den Procopius Cimitinum
nennt, vielleicht von jenem zu seiner Zeit schon berühmten Cömeterium. Diese
Grüfte scheinen christlichen Ursprungs zu sein. Die heidnischen Gräber, welche
die schönen nolanischen Gefässe liefern, liegen entsernt von diesem Orte.
Noch immer werden in allen Gegenden Italiens alte christliche Gräber und Ka-
takomben entdeckt. So stiess man im J. 1834 bei Canosa (Canusium) in Apulien,
bekannt durch die griechischen Gräber, die Millin beschrieben hat, beim Bau einer
Brücke auf Gänge, die christliche Begräbnisse enthielten. Sie liegen nur § Stunde
von Canosa in einem Thale, welches S. Sofia genannt wird, und sind etwa 15 P
unter der Erde in Tuff eingegraben. Es sind mehrere sich durchkreuzende Gänge
10 bis 15 P. breit, und von einander durch Pilaster und Wände geschieden, die im
Tuff stehen geblieben sind. Die Gräber sind in kleine Nischen eingehauen. Es
war nur möglich, 60 P. weit vorzudringen, und bei diesem ersten flüchtigen Besuche
wurden sechs Inschriften und ein kleines Bild entdeckt. Eine wohl etwas fehler-
haft copirte Inschrift ist durch das darauf befindliche Zeitdatum von Interesse: De-
positio S. C. Macaci (Macarii) qui vixit juxtus (justus) pl. m. XXXV et decessit in
pace Febbruarii (m. Februario) Eutarico Filicau (Callica) Consule. Hieraus ergiebt
sich der Gebrauch dieser christlichen Katakombe im Anfang des sechsten Jahrhun-
derts, indem der Gothe Eutharich, Gemahl der Amalasuntha, in den Jahren 510 und
519 Consul war, zuerst mit Boethins, dann mit dem Kaiser Justinian. Erst eine
genauere Untersuchung an Ort und Stelle kann über das Alter der Katakombe mehr
bestimmen.