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deren Bedeutung die griechische Inschrift anzeigt, wären häufig auf Grabstätten
gestellt worden. Da wenigstens dieser in unserer beschriebenen Grabstätte steht,
so muss dies die Mittheilung desselben hier rechtfertigen.
Der Stein ist keinesweges aus dem Alterthum herübergekommen, sondern ein
Machwerk des Mittelalters oder neuerer Zeit, wie die griechische, mit Minuskelbuch-
staben geschriebene und einem Accente versehene Inschrift deutlich beweist. Einem
Verfertiger von Alterthümerh, der Freude an Mystification hatte, oder eine aufge-
fasste Hypothese begründen wollte, haben wir ihn wahrscheinlich zu verdanken, und
es fragt sich nur, wie die darauf befindliche Inschrift zu verstehen sei.
Aeltere und neuere neapolitanische Geschichtsforscher haben sich viel mit den
schon erwähnten fabelhaften Kimmeriern beschäftigt, die, nachdem Homer sie als ein
vom Sonnenlichte fern lebendes Volk geschildert hatte, zuerst von einem Schrift-
steller aus Cumae, Ephorus, in die Gegenden des Avernersees versetzt wurden,
nach dessen Vorgang Strabo, Plinius und Festus von diesen mythischen Bewohnern
jener Gegend reden. Spätere, neapolitanische Schriftsteller, von Pontanus im fünf-
zehnten Jahrhundert an bis auf Gius. Sanchez, versetzen dieses Volk sogar nach
Neapel, und lassen es gleich Gnomen und Zwergen tief unter der Erde wohnen, Me-
talle graben, Wahrsagerkünste treiben, und unterirdische Reisen durch ganz Campanien
zu ihren zerstreuten Brüdern machen.
Andere Schriftsteller wiederum haben sich an die Erklärung der Localitäten in
dem Romane des Petronius gemacht, und mit zu vielem Eifer darüber gestritten,
welcher Gegend der Stadt Neapel die Ehre zukomme, die Krypte der Quartilla mit
ihrem die Finsterniss mit Recht aufsuchenden Dienste zu besitzen, und obgleich
der Dichter gewiss nicht die Absicht hatte, eine bestimmte Gegend und Strasse der
Stadt zu bezeichnen, so ist es ihnen doch endlich gelungen, nicht nur jene Localität
genau zu entdecken, sondern auch die Priapuskrypte des Petronius und ihre Diene-
rinnen mit jenen Kimmeriern in unsern Katakomben zu vereinigen. (Vergl. Pelliccia
1. c. pag. 39. 42.) Priapusdienst der orakelgebenden Kimmerier in den Katakomben
zu Neapel, das ist das gewonnene seltsame Resultat, das man gern aus den Schriften
des gelehrten Pelliccia weg wünschen möchte.
Kehren wir nun zu unserm Stein zurück, und betrachten die Inschriften desselben,
so scheint es fast, dass diese auch auf einer solchen Hypothese beruhen, und dass Je-
deren Bedeutung die griechische Inschrift anzeigt, wären häufig auf Grabstätten
gestellt worden. Da wenigstens dieser in unserer beschriebenen Grabstätte steht,
so muss dies die Mittheilung desselben hier rechtfertigen.
Der Stein ist keinesweges aus dem Alterthum herübergekommen, sondern ein
Machwerk des Mittelalters oder neuerer Zeit, wie die griechische, mit Minuskelbuch-
staben geschriebene und einem Accente versehene Inschrift deutlich beweist. Einem
Verfertiger von Alterthümerh, der Freude an Mystification hatte, oder eine aufge-
fasste Hypothese begründen wollte, haben wir ihn wahrscheinlich zu verdanken, und
es fragt sich nur, wie die darauf befindliche Inschrift zu verstehen sei.
Aeltere und neuere neapolitanische Geschichtsforscher haben sich viel mit den
schon erwähnten fabelhaften Kimmeriern beschäftigt, die, nachdem Homer sie als ein
vom Sonnenlichte fern lebendes Volk geschildert hatte, zuerst von einem Schrift-
steller aus Cumae, Ephorus, in die Gegenden des Avernersees versetzt wurden,
nach dessen Vorgang Strabo, Plinius und Festus von diesen mythischen Bewohnern
jener Gegend reden. Spätere, neapolitanische Schriftsteller, von Pontanus im fünf-
zehnten Jahrhundert an bis auf Gius. Sanchez, versetzen dieses Volk sogar nach
Neapel, und lassen es gleich Gnomen und Zwergen tief unter der Erde wohnen, Me-
talle graben, Wahrsagerkünste treiben, und unterirdische Reisen durch ganz Campanien
zu ihren zerstreuten Brüdern machen.
Andere Schriftsteller wiederum haben sich an die Erklärung der Localitäten in
dem Romane des Petronius gemacht, und mit zu vielem Eifer darüber gestritten,
welcher Gegend der Stadt Neapel die Ehre zukomme, die Krypte der Quartilla mit
ihrem die Finsterniss mit Recht aufsuchenden Dienste zu besitzen, und obgleich
der Dichter gewiss nicht die Absicht hatte, eine bestimmte Gegend und Strasse der
Stadt zu bezeichnen, so ist es ihnen doch endlich gelungen, nicht nur jene Localität
genau zu entdecken, sondern auch die Priapuskrypte des Petronius und ihre Diene-
rinnen mit jenen Kimmeriern in unsern Katakomben zu vereinigen. (Vergl. Pelliccia
1. c. pag. 39. 42.) Priapusdienst der orakelgebenden Kimmerier in den Katakomben
zu Neapel, das ist das gewonnene seltsame Resultat, das man gern aus den Schriften
des gelehrten Pelliccia weg wünschen möchte.
Kehren wir nun zu unserm Stein zurück, und betrachten die Inschriften desselben,
so scheint es fast, dass diese auch auf einer solchen Hypothese beruhen, und dass Je-