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Dies war das Entstehen und der anfängliche Gebrauch der christlichen Be-
gräbnisstätten in den ersten drei Jahrhunderten.
In der darauf folgenden Periode, in welcher seit Constantin des Grossen Ge-
setz für die allgemeine Freiheit der Gottesverehrung, 312, das Christenthum aus
seiner früherem Verborgenheit hervortrat, und alles was eine kirchliche Bestimmung
hatte, auch einen äusseren Glanz erhielt, finden wir die früher begonnene Aufmerk-
samkeit und Pssege der Cömeterien und Märtyrergräber mit grossem Eifer fort-
gesetzt. Die Verehrung der Märtyrer nahm immer mehr zu, und war beim Volke
längst in Anbetung übergegangen. Daher wurden ihre Gräber mit grosser Liebe
überall aufgesucht, und in jedem alten Cömeterium, das in der Zeit der Verfolgungen
entstanden war, glaubte man bald nichts als Märtyrergräber entdecken zu dürfen.
Viele Jahrhunderte hindurch blieben sie die Stätten der frommen Andacht, die von
den Bischösen gern hierher gelenkt wurde.
Hieronymus erzählt, ') wie er in seiner Jugend, also gegen die Mitte des
vierten Jahrhunderts in Rom die Gräber der heiligen Märtyrer und die Krypten
besucht habe, welche damals den frommen Gläubigen offen gestanden, und er giebt
uns zugleich ein treues und anschauliches Bild von jenen alten Katakomben. Seine
Worte sind diese: »Während ich mich als Knabe in Rom befand, um in den
Künsten und Wissenschaften unterrichtet zu werden, pflegte ich mit meinen gleich-
altrigen Genossen an den Sonntagen die Gräber der Apostel und Märtyrer zu
besuchen und häufig in die Krypten hineinzugehen, welche tief in die Erde gegra-
ben, zu beiden Seiten der Wände die Leichname bergen, und so finster sind, dass
hier beinahe jenes prophetische Wort in Erfüllung geht: Sie müssen lebendig
in die Hölle fahren (Ps. 55, 16). Nur spärlich mildert ein von oben, nicht durch
Fenster, sondern Löcher herabfallendes Licht die Grauen der Finsterniss; nur
]) Hieronym. Comment. in Ezech. 40, 5. 6 seq. Dum essem Romae puer, et liberalibus studiis erm
direr, solebam cum ceteris ejusdem aetatis et propositi diebus dominicis sepulcra apostolorum et mar-
tyrurn circumire, crebroque cryptas ingredi, quae in terrarum profundo defossae ex utraque parte
ingredientium per parietes habent corpora sepultorum, et ita obscura sunt omnia, ut propemodum illud
propheticum compleatur: descendant in infernum viventes. Ps. LV. 16. Et raro desuper lumen admissum
horrorem temperat tenebrarum, ut non tam fenestram quam foramen demissi luminis putes: rursumque
pededentim acceditur, et cava noctis circumdatis illud Virgilianum proponitur:
Horror ubique animos, simul ipsa silentia terrcnt.
Dies war das Entstehen und der anfängliche Gebrauch der christlichen Be-
gräbnisstätten in den ersten drei Jahrhunderten.
In der darauf folgenden Periode, in welcher seit Constantin des Grossen Ge-
setz für die allgemeine Freiheit der Gottesverehrung, 312, das Christenthum aus
seiner früherem Verborgenheit hervortrat, und alles was eine kirchliche Bestimmung
hatte, auch einen äusseren Glanz erhielt, finden wir die früher begonnene Aufmerk-
samkeit und Pssege der Cömeterien und Märtyrergräber mit grossem Eifer fort-
gesetzt. Die Verehrung der Märtyrer nahm immer mehr zu, und war beim Volke
längst in Anbetung übergegangen. Daher wurden ihre Gräber mit grosser Liebe
überall aufgesucht, und in jedem alten Cömeterium, das in der Zeit der Verfolgungen
entstanden war, glaubte man bald nichts als Märtyrergräber entdecken zu dürfen.
Viele Jahrhunderte hindurch blieben sie die Stätten der frommen Andacht, die von
den Bischösen gern hierher gelenkt wurde.
Hieronymus erzählt, ') wie er in seiner Jugend, also gegen die Mitte des
vierten Jahrhunderts in Rom die Gräber der heiligen Märtyrer und die Krypten
besucht habe, welche damals den frommen Gläubigen offen gestanden, und er giebt
uns zugleich ein treues und anschauliches Bild von jenen alten Katakomben. Seine
Worte sind diese: »Während ich mich als Knabe in Rom befand, um in den
Künsten und Wissenschaften unterrichtet zu werden, pflegte ich mit meinen gleich-
altrigen Genossen an den Sonntagen die Gräber der Apostel und Märtyrer zu
besuchen und häufig in die Krypten hineinzugehen, welche tief in die Erde gegra-
ben, zu beiden Seiten der Wände die Leichname bergen, und so finster sind, dass
hier beinahe jenes prophetische Wort in Erfüllung geht: Sie müssen lebendig
in die Hölle fahren (Ps. 55, 16). Nur spärlich mildert ein von oben, nicht durch
Fenster, sondern Löcher herabfallendes Licht die Grauen der Finsterniss; nur
]) Hieronym. Comment. in Ezech. 40, 5. 6 seq. Dum essem Romae puer, et liberalibus studiis erm
direr, solebam cum ceteris ejusdem aetatis et propositi diebus dominicis sepulcra apostolorum et mar-
tyrurn circumire, crebroque cryptas ingredi, quae in terrarum profundo defossae ex utraque parte
ingredientium per parietes habent corpora sepultorum, et ita obscura sunt omnia, ut propemodum illud
propheticum compleatur: descendant in infernum viventes. Ps. LV. 16. Et raro desuper lumen admissum
horrorem temperat tenebrarum, ut non tam fenestram quam foramen demissi luminis putes: rursumque
pededentim acceditur, et cava noctis circumdatis illud Virgilianum proponitur:
Horror ubique animos, simul ipsa silentia terrcnt.