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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0027
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wie schon gesagt, vornehmlich die Abendmahlsfeier, welche in dieser zweiten Pe-
riode, die wir für die Geschichte der Katakomben vom vierten bis zum achten
Jahrhundert bestimmen, in ihren unterirdischen Räumen gehalten wurde, und die
sich im Verlauf der Zeit in mannigsaltigen und oft seltsamen Formen ausbildete.
Paulinus von Nola und Prudentius berichten uns, wie dies an den Festen des heil.
Felix in den Crypten zu Nola, und an den Festen des heil. Hippolytus am Grabe
desselben zu Rom unter zahlreich herzuströmendem Volke geschah. Aehnliche
Feiern wurden aber auch bei den Bestattungen der Todten gehalten. Die leben-
den Familienglieder vereinigten sich in der Nähe des Gestorbenen, um da das
Mahl des Herrn zu halten, als Zeugniss der Rechtgläubigkeit und Kirchlichkeit des
Entschlafenen, und als Symbol der fortwährenden Glaubensgemeinschaft mit dem-
selben. Augustinus von Hippo (j 403) erzählt in seinen Bekenntnissen, dass dies
auch bei dem Begräbniss seiner Mutter stattgefunden habe, als schon der Leichnam
neben dem Grabe gestanden, wie dies zu geschehen pflege.1) Aehnliches berich-
ten Paulinus Mediolanensis von dem Begräbniss des heiligen Ambrosius, und Euse-
bius vom Begräbniss des Kaiser Konstantin und Anderen. 2) In solchen Fällen
wurde auch in dieser Periode vor dem Genuss des Abendmahls selbst in einem
demselben vorhergehenden Gebete ausdrücklich des Todten gedacht und seine Seele
Gott empfohlen, wofür eine Opsergabe auf den Altar gelegt wurde. Aber hierbei
begnügte man sich nicht immer, man glaubte auch dem Todten selbst die Elemente
der Eucharistie, Brot und Wein, in das Grab mitgeben zu müssen, wozu ohne
Zweifel schon die Vorstellung von einer darin verborgenen schützenden Kraft die
Veranlassung war. So seltsam und anstössig jetzt dieser Gebrauch erscheint, so
war er doch in jener Zeit sehr verbreitet. Das geweihete Brot wurde dem Tod-
ten, wenn nicht in den Mund, doch aus die Brust gelegt, 3) der gesegnete Wein
wurde in einem gläsernen Gefässe entweder mit in das Grab gestellt, oder auch
ausserhalb desselben zunächst in die Wand eingemauert. Wiederholte Verbote
gegen diese Sitte beweisen, wie weit dieselbe verbreitet war. Das dritte Carthagi-
') Augustini Confess. lib. IX. cap. XII. 4.: Cum tibi (Deo) offeretur pro ea sacrificium pretii nostri, juxta
sepulchrum posito cadavere, priusquam deponeretur, sicut illic sieri solet.
2) Bingham orig. eccl. Tom. X. pag. 62. Augusti christl. Archäol, B. 3. S. 306.
3) Vergl. Bingham 1. c. Tom. VI. pag. 426 sq.
 
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