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ohne Zweifel der verehrte Märtyrer begraben lag, und hinter dem Altäre steht noch
der alte Bischofstuhl, in den Tuffstein selbst auf rohe Weise eingehauen.
Ein solcher unterirdischer Begräbnissplatz konnte nach allen Theilen hin natür-
licher Weise nur durch Lampen oder Fackeln erhellt werden. Die Hauptgänge
allein erhielten durch schräg in die Höhe laufende Kanäle hie und da ein spär-
liches Tageslicht.
So wie diese Eigenthümlichkeiten der Localität schon jenen Beschreibungen,
die uns Hieronymus und Prudentius von den alten unterirdischen Begräbnissstätten
gegeben haben, vollkommen entsprechen, so ist auch der christliche Gebrauch die-
ser noch vorhandenen Katakomben erwiesen, sowohl durch die Gemälde und In-
schriften voll christlicher Beziehungen, als auch durcli mancherlei Gegenstände, die
in den wieder geöffneten Gräbern oder neben denselben gefunden worden sind.
Gemälde in den Katakomben.
So weit in den immer mehr verfallenden Katakomben an den Wänden und
Decken der Kalküberzug sich noch erhalten hat, so findet man auch überall auf
demselben mancherlei Malereien. Diese sind meistens mit dauerhaften Wasserfar-
ben auf den Kalk oder Gyps, welcher mehr oder weniger geglättet ist, aufgetragen;
doch scheint auch die alte enkaustische Malerei von den christlichen Malern noch
angewendet worden zu seyn. ') Diese Gemälde, so wenig künstlerische Vollendung
auch die meisten haben mögen, und so unvollständig sie auch jetzt noch vorhanden
sind, 2) verdienen in vieler Beziehung eine genauere Betrachtung. Es sind, neben
den noch erhaltenen altchristlichen Basreliefs auf Sarkophagen, die ersten Anfänge
der christlichen Kunst, viele derselben sind älter als die Mosaikbilder der alten
christlichen Basiliken, die nur bis in die Mitte des fünften Jahrhunderts hinaufreichen,
und sie weisen deutlich sowohl den Zusammenhang nach, in welchem die älteste
]) Paulinus von Nola spricht (Epist. XXX. ad Severum) von Bildern ceris liquentibus. Siehe auch die
zu jener Stelle gesammelten ähnlichen Aeusserungen des Basilius und Chrysostomus. Paulin. Nol. opp.
Paris 1685, notae, pag. 49. Fr. Miinter, Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten Christen. Heft 1. S. 11.
Augusti Denkwürdigkeiten aus der christlichen Archäologie. Band 12. S. 227.
2) Die meisten in den römischen Katakomben sind jetzt zerstört und nur durch die Werke des Bosio,
Aringhi, Boldetti und Bottari erhalten. Was in den neapolitanischen Katakomben jetzt noch vorhanden ist,
ist diesen Blättern auf den angehängten Tafeln beigegeben.
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ohne Zweifel der verehrte Märtyrer begraben lag, und hinter dem Altäre steht noch
der alte Bischofstuhl, in den Tuffstein selbst auf rohe Weise eingehauen.
Ein solcher unterirdischer Begräbnissplatz konnte nach allen Theilen hin natür-
licher Weise nur durch Lampen oder Fackeln erhellt werden. Die Hauptgänge
allein erhielten durch schräg in die Höhe laufende Kanäle hie und da ein spär-
liches Tageslicht.
So wie diese Eigenthümlichkeiten der Localität schon jenen Beschreibungen,
die uns Hieronymus und Prudentius von den alten unterirdischen Begräbnissstätten
gegeben haben, vollkommen entsprechen, so ist auch der christliche Gebrauch die-
ser noch vorhandenen Katakomben erwiesen, sowohl durch die Gemälde und In-
schriften voll christlicher Beziehungen, als auch durcli mancherlei Gegenstände, die
in den wieder geöffneten Gräbern oder neben denselben gefunden worden sind.
Gemälde in den Katakomben.
So weit in den immer mehr verfallenden Katakomben an den Wänden und
Decken der Kalküberzug sich noch erhalten hat, so findet man auch überall auf
demselben mancherlei Malereien. Diese sind meistens mit dauerhaften Wasserfar-
ben auf den Kalk oder Gyps, welcher mehr oder weniger geglättet ist, aufgetragen;
doch scheint auch die alte enkaustische Malerei von den christlichen Malern noch
angewendet worden zu seyn. ') Diese Gemälde, so wenig künstlerische Vollendung
auch die meisten haben mögen, und so unvollständig sie auch jetzt noch vorhanden
sind, 2) verdienen in vieler Beziehung eine genauere Betrachtung. Es sind, neben
den noch erhaltenen altchristlichen Basreliefs auf Sarkophagen, die ersten Anfänge
der christlichen Kunst, viele derselben sind älter als die Mosaikbilder der alten
christlichen Basiliken, die nur bis in die Mitte des fünften Jahrhunderts hinaufreichen,
und sie weisen deutlich sowohl den Zusammenhang nach, in welchem die älteste
]) Paulinus von Nola spricht (Epist. XXX. ad Severum) von Bildern ceris liquentibus. Siehe auch die
zu jener Stelle gesammelten ähnlichen Aeusserungen des Basilius und Chrysostomus. Paulin. Nol. opp.
Paris 1685, notae, pag. 49. Fr. Miinter, Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten Christen. Heft 1. S. 11.
Augusti Denkwürdigkeiten aus der christlichen Archäologie. Band 12. S. 227.
2) Die meisten in den römischen Katakomben sind jetzt zerstört und nur durch die Werke des Bosio,
Aringhi, Boldetti und Bottari erhalten. Was in den neapolitanischen Katakomben jetzt noch vorhanden ist,
ist diesen Blättern auf den angehängten Tafeln beigegeben.
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