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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0040
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christliche Kunst mit der des heidnischen Alterthums stand, als auch das allmälige
Entstehen eines neuen christlichen Styls in der ganzen Darstellung. Ihre man-
nigfache Uebereinstimmung mit den Malereien des heidnischen Alterthums, in Bezug
auf Anordnung des Ganzen, Verzierungen im Einzelnen, und selbst auf die Art,
wie gewisse Ideen ausgedrückt werden, kann nicht befremden, wenn man bedenkt,
wie die ersten Bekenner des Christenthums aus dem Heidenthum hervorgingen, und
daher auch anfangs vieles von ihrer frühern Denk- und Auffassungsweise, so wie
ihre ganze geistige Bildung mit in das Christenthum herüberbrachten, welches
alles erst nach und nach durch die umschaffende Kraft des Christenthums eine neue
Gestalt und einen andern Charakter gewinnen konnte.
In dieser Beziehung ist schon die äussere Technik, die Benutzung des ge-
gebenen Raums und die Anordnung der Gemälde beachtungswerth. Oft findet
man die ganze flach gewölbte Decke der einzelnen Grabeshallen zu einem, aus
bunten Linien gebildeten Fachwerke benutzt, welches gleichsam die einzelnen
Rahmen der verschiedenen Darstellungen bildet, und diese Manier ist offenbar den
Malereien und den Musivbildern der Alten, die man in ihren Gräbern so wie
in ihren Häusern findet, nachgebildet. Eine Vergleichung der aus den römischen
Katakomben des heiligen Calixt, der heiligen Marcellinus und Petrus und der hei-
ligen Agnes uns erhaltenen ') Deckengemälde mit denen, die in dem Grabmal der
Nasonen und in anderen heidnischen Krypten entdeckt2) worden sind, thut dies deut-
lich dar. Ein den mittlern Raum der Decke einnehmendes kleines Gemälde, das
von einem runden oder vieleckigen Rahmen eingesasst wird, ist oftmals nach allen
Seiten hin von vier oder acht grössern und kleinern Bildern umgeben, welche gleich-
falls durch besondere Verzierungen wie durch Rahmen von einander getrennt sind,
oder die ganze Decke ist in noch mehr kleine Felder eingetheilt, in welchen man-
cherlei Darstellungen von menschlichen Figuren und Thieren zu sehen sind. Eine
ähnliche Anordnung erscheint auch in den Fragmenten der beiden Deckenstücke
aus den neapolitanischen Katakomben, Taf. III. und IV. Eben so zeigen auch die
Wandgemälde in den einzelnen Grabesnischen in ihrer Anordnung eine grosse Ueber-
^ Vergl. zum Beispiel Bosio 1. c. pag. 231 — 247. 331 — 373. 445 — 467.
2) Picturae antiquae cryptar. Rom. et sepulcri Nasonum delineat. a Bartoli, descript. a Belloro. Romae
1788. pag. 65. 149.
 
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