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tung verloren, und sind wohl nur traditionell beibehalten worden, ohne dass man
sich eines Grundes bewusst war. Denn auch den Zweck einer Zeitbestimmung
konnten sie nicht haben, indem man oft in einem Grabe Kaisermünzen aus sehr
verschiedener Zeit gefunden hat. Grössere Medaillen sind nicht eigentlich in den
Gräbern selbst, sondern nur ausserhalb derselben neben und zwischen den Inschrif-
ten der Grabdeckel in den Kalk eingemauert aufgefunden worden, wo sie zur Ver-
zierung oder zu einer genauem Bezeichnung des Grabes dienen sollten. 2) Allerlei
Werkzeuge von Metall, als: Messerklingen, Lanzenspitzen, Zangen und anderes
Handwerksgeräth 2) haben die älteren Beschreiber der römischen Katakomben mit
zu grosser Entschiedenheit sür Marterinstrumente ansehen wollen, mit welchen die
Christen während der Versolgung gepeinigt und getödtet worden. Es ist aber we-
nigstens eben so möglich, dass Instrumente dieser Art theils zum Schmucke, theils
als zur ehemaligen Beschästigung des Verstorbenen gehörig, mit in das Grab ge-
legt wurden. Denn gewiss ist es, dass sehr viele der ältesten Christen aus dem
Stande der Handwerker waren, und andererseits lässt es sicli weder gut denken,
dass die Christen in dem Besitz jener Marterwerkzeuge gekommen seien, noch auch,
wenn diess wirklich einmal der Fall war, dass man dem Märtyrer die Todesinstru-
mente ihrer Versolger mit in das Grab gelegt habe. Schwerlich liesse sicli dies
durch die in Zeiten der Verfolgung vorhandene Todesfreudigkeit erklären.
In nicht geringer Anzahl werden in den Katakomben kleine Lampen ge-
funden, welche daselbst überall in der Nähe der einzelnen Gräber, bald in kleinen
dazu bestimmten Nischen, bald auf eingemauerten einfachen Piedestalen vor dem
Grabdeckel ihre Stelle hatten.3) Bisweilen hingen sie auch an kleinen Ketten in
den Gängen und Gräberkammern. Sie sind meistens von gebranntem Thone, Terra
cotta, seltener von Metall, noch seltener von Glas. Sie bilden als Sepulcrallampen
keine besondere Gattung, sondern sind von derselben Art und Form, wie sie auch
') Buonaroti, in seinen Osservaz. istor. sopra alcuni medaglioni antichi, pag. 421., bemerkt bei zweien
Medaillen einer Julia, Gemalin des Sept. Severus, und eines Gordianus aus der Sammlung des Cardinal
Carpegna, dass sie nebst anderen in den Katakomben Roms auf die oben beschriebene Weise ausserhalb
der Gräber gefunden worden sind, und zwar auch neben anderen, nicht gleichzeitigen. Auf diese und ähn-
liche Funde in den Katakomben bezieht sich die Bemerkung Winkelmanns in seinem Briefe an Heyne.
S. Winkelmanns Briefe, herausgegeben von Fr. Förster. Bd. 2. S. 422. u. folgd.
2) Boldetti 1. c. pag. 315. 318. 322.
3) Ihre Stellung vor dem Grabe sieht man bei Bottari. Tab. VII.
tung verloren, und sind wohl nur traditionell beibehalten worden, ohne dass man
sich eines Grundes bewusst war. Denn auch den Zweck einer Zeitbestimmung
konnten sie nicht haben, indem man oft in einem Grabe Kaisermünzen aus sehr
verschiedener Zeit gefunden hat. Grössere Medaillen sind nicht eigentlich in den
Gräbern selbst, sondern nur ausserhalb derselben neben und zwischen den Inschrif-
ten der Grabdeckel in den Kalk eingemauert aufgefunden worden, wo sie zur Ver-
zierung oder zu einer genauem Bezeichnung des Grabes dienen sollten. 2) Allerlei
Werkzeuge von Metall, als: Messerklingen, Lanzenspitzen, Zangen und anderes
Handwerksgeräth 2) haben die älteren Beschreiber der römischen Katakomben mit
zu grosser Entschiedenheit sür Marterinstrumente ansehen wollen, mit welchen die
Christen während der Versolgung gepeinigt und getödtet worden. Es ist aber we-
nigstens eben so möglich, dass Instrumente dieser Art theils zum Schmucke, theils
als zur ehemaligen Beschästigung des Verstorbenen gehörig, mit in das Grab ge-
legt wurden. Denn gewiss ist es, dass sehr viele der ältesten Christen aus dem
Stande der Handwerker waren, und andererseits lässt es sicli weder gut denken,
dass die Christen in dem Besitz jener Marterwerkzeuge gekommen seien, noch auch,
wenn diess wirklich einmal der Fall war, dass man dem Märtyrer die Todesinstru-
mente ihrer Versolger mit in das Grab gelegt habe. Schwerlich liesse sicli dies
durch die in Zeiten der Verfolgung vorhandene Todesfreudigkeit erklären.
In nicht geringer Anzahl werden in den Katakomben kleine Lampen ge-
funden, welche daselbst überall in der Nähe der einzelnen Gräber, bald in kleinen
dazu bestimmten Nischen, bald auf eingemauerten einfachen Piedestalen vor dem
Grabdeckel ihre Stelle hatten.3) Bisweilen hingen sie auch an kleinen Ketten in
den Gängen und Gräberkammern. Sie sind meistens von gebranntem Thone, Terra
cotta, seltener von Metall, noch seltener von Glas. Sie bilden als Sepulcrallampen
keine besondere Gattung, sondern sind von derselben Art und Form, wie sie auch
') Buonaroti, in seinen Osservaz. istor. sopra alcuni medaglioni antichi, pag. 421., bemerkt bei zweien
Medaillen einer Julia, Gemalin des Sept. Severus, und eines Gordianus aus der Sammlung des Cardinal
Carpegna, dass sie nebst anderen in den Katakomben Roms auf die oben beschriebene Weise ausserhalb
der Gräber gefunden worden sind, und zwar auch neben anderen, nicht gleichzeitigen. Auf diese und ähn-
liche Funde in den Katakomben bezieht sich die Bemerkung Winkelmanns in seinem Briefe an Heyne.
S. Winkelmanns Briefe, herausgegeben von Fr. Förster. Bd. 2. S. 422. u. folgd.
2) Boldetti 1. c. pag. 315. 318. 322.
3) Ihre Stellung vor dem Grabe sieht man bei Bottari. Tab. VII.