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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0071
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als christliche zu erkennen, und enthalten viele von jenen Darstellungen, die wir
auf den älteren Wandgemälden der Katakomben gefunden haben, z. B. den Sünden-
sall, Abrahams Opfer, den siebenarmigen Leuchter, den guten Hirten, die Aufer-
weckung des Lazarus, die Heilung des Gichtbrüchigen. Andere gehören zu den
in späterer Zeit erscheinenden kirchlichen Bildern, als Mariabilder mit dem Kinde,
Apostel und Heilige mit dem Nimbus um das Haupt. Bemerkenswert in Bezug
auf ein Zeitdatum ist auf einem dieser Gläser eine, wenn auch nicht ganz vollstän-
dige Copie des grossen Mosaikbildes, welches in der Tribune der alten römischen
Kirche S. Cosmo e Damiano sich befindet. Es stellt Christum mit erhobener Rech-
ten dar, die Apostel Petrus und Paulus zu beiden Seiten und am Rande den Palm-
baum mit dem Vogel Phönix auf demselben; im untern Abschnitte, welchen der
Jordanfluss von dem obern absondert, das Lamm Gottes auf einem Berge stehend,
von welchem die vier Ströme des Paradieses herabfliessen; ihm zu jeder Seite sechs
Lämmer, nach jenem hinblickend, und ganz am Rande rechts und links die Städte
Jerusalem und Bethlehem.1) Da jene alte Kirche mit ihren Mosaiken der Zeit
Felix IV. (526 — 530) angehört, so wird wahrscheinlich auch unser Glasgefäss in
dasselbe Jahrhundert, oder in das darauf folgende zu setzen sein. Und sür solche
spätere Zeit spricht auch die ganze Arbeit der meisten dieser Glasbilder, welche
ziemlich roh ist, und auf Jahrhunderte hindeutet, in welchen die bildende Kunst
in tiefem Verfalle war.
Dass diese Gläser Behälter vom Märtyrerblut waren, kann daher nur Der glauben,
welcher gegen alle diese Beweise sich verhärten will, um eine kirchliche Behauptung
nicht fallen zu lassen. 2) Aber ein unbefangenes Urtheil muss vermuthen, dass diese
Gefässe einen andern Zweck in den Katakomben hatten. Es sind offenbar Wein-
]) Buonarruoti 1. c. Tab. VI. 1. Boldetti pag. 200. Jene Mosaik in S. Cosmo e Damiano s. in Ciampini
Vetera monumenta, in quibus praecipue musiva opera illustrantur. P. II. pag. 60. Tab. XVI. Vergl. auch
J. G. Müller, die bildlichen Darstellungen im Sanctuarium der christlichen Kirchen vom 5. bis zum 14.
Jahrhundert. Trier 1835. S. 50.
2) Boldetti, welcher viele dieser Glasgefässe selbst entdeckte, sah in der noch darin besindlichen rothen
Farbe nichts als Märtyrerblut, und zwar nicht nur in jenen einfacheren Flaschen, Schaalen und Bechern
ohne Bodenbilder, sondern auch in denen mit Bildern, die so deutlich auf das fünfte und sechste Jahr-
hundert hinweisen. Siehe 1. c. pag. 188. 203. Auf gleiche Weise spricht sich darüber der Verfasser einer
der neuesten Abhandlungen christlich - antiquarischen Inhalts aus, Gius. Settele, in den Dissert. dell' Accad
Rom. di Archeologia. Tom. V. Roma 1835. pag. 183.

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