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des Abendmahls beim Begräbniss mit zu geben. Dieser auf den Glauben an eine
magische Wirkung des Brotes und Weines gegründete Gebrauch mochte sich na-
mentlich in Rom vielleicht so ausgebildet haben, dass das Brot dem Todten mit in
das Grab gegeben, der Wein dagegen gewöhnlich ') in einem gläsernen Gefäss au-
sserhalb neben dem Grabdeckel angebracht wurde, wodurch er zugleich ein fortwäh-
rendes Zeugniss von der Kirchlichkeit des Todten ablegte.2) Und wer weiss, ob
nicht die zugängliche Stellung dieser Glasgefässe auch den Grund hatte, damit sie
von Zeit zu Zeit etwa bei der Wiederkehr der Todtenfeier von neuem mit ge-
weihetem Weine angefüllt werden könnten. Wenn man sich erinnern will, wie sehr
im Laufe der Jahrhunderte die ursprünglichen, einfachen Anordnungen des göttlichen
Stisters des Christenthums entstellt wurden, und wie mit der Abendmahlsfeier zur
Erinnerung an die Todten auch Todtenmahle verbunden wurden, bei welchen man
zu einer Art von Gemeinschaft mit den Entschlafenen sogar Libationen vornahm,
so dürfte wohl auch jene Sitte nicht undenkbar sein. Doch letzteres dahingestellt,
so scheint das Beisetzen des Weingefässes beim Begräbniss des Todten eine un-
läugbare Sitte in Rom gewesen zu sein.
Das häufigere Vorkommen dieser Gläser auf den Gräbern der Frauen erklärt
sich wohl aus der srommen Richtung des weiblichen Herzens, und das Erscheinen
derselben auf den Kindergräbern kann nicht aussallen, wenn man bedenkt, dass schon
im dritten Jahrhunderte die Sitte vorhanden war, die Kinder gleich nach der Taufe
am Genuss des Kelches Theil nehmen zu lassen, wenn sie auch noch nicht im
Stande waren, das Brot zu essen. So wurden denn von den wohlhabenderen Chri-
sten die kunstvolleren Gefässe mit Bildern und Inschriften, von den ärmeren da-
gegen die einfacheren ohne Bild gebraucht. Die in beiderlei Gefässen von den
') Seltener findet man diese gläsernen Gefässe innerhalb der Gräber. Vergl. die Abbildungen bei Bol-
detti pag. 623., und dagegen pag. 181. 213.
2) Auf ähnliche Weise finden sich zu diesem letzten Zwecke aus mehreren Grabsteinen neben der In-
schrift Becher, Flaschen und Krüge abgebildet, und auf einem merkwürdigen Grabgemälde sieht man eine
Frau in ruhender Stellung, die in der aufgehobenen Rechten einen Becher hält und mit der Linken einen
Krug umfasst. Die Inschrift: Vincentia in pace, beweist, dass es ein christlicher Grabstein ist. Boldetti
pag. 208. Dass solche Abbildungen von Gefässen nicht Blutbehälter der Märtyrer bedeuten, ergiebt sich
daraus, dass sie auch neben Grabschriften vorkommen, die schon bei Lebzeiten des Besitzers gesetzt
waren, vergl. die Inschrift bei Bosio pag. 154. u. a., oder neben solchen, die erweislich jünger sind, als
die Periode des Märtyrerthums, z. B, auf einer Grabschrift aus dem Consulate des Tatianus und Sym-
machus, im J. 391. S. Boldetti pag. 545.
des Abendmahls beim Begräbniss mit zu geben. Dieser auf den Glauben an eine
magische Wirkung des Brotes und Weines gegründete Gebrauch mochte sich na-
mentlich in Rom vielleicht so ausgebildet haben, dass das Brot dem Todten mit in
das Grab gegeben, der Wein dagegen gewöhnlich ') in einem gläsernen Gefäss au-
sserhalb neben dem Grabdeckel angebracht wurde, wodurch er zugleich ein fortwäh-
rendes Zeugniss von der Kirchlichkeit des Todten ablegte.2) Und wer weiss, ob
nicht die zugängliche Stellung dieser Glasgefässe auch den Grund hatte, damit sie
von Zeit zu Zeit etwa bei der Wiederkehr der Todtenfeier von neuem mit ge-
weihetem Weine angefüllt werden könnten. Wenn man sich erinnern will, wie sehr
im Laufe der Jahrhunderte die ursprünglichen, einfachen Anordnungen des göttlichen
Stisters des Christenthums entstellt wurden, und wie mit der Abendmahlsfeier zur
Erinnerung an die Todten auch Todtenmahle verbunden wurden, bei welchen man
zu einer Art von Gemeinschaft mit den Entschlafenen sogar Libationen vornahm,
so dürfte wohl auch jene Sitte nicht undenkbar sein. Doch letzteres dahingestellt,
so scheint das Beisetzen des Weingefässes beim Begräbniss des Todten eine un-
läugbare Sitte in Rom gewesen zu sein.
Das häufigere Vorkommen dieser Gläser auf den Gräbern der Frauen erklärt
sich wohl aus der srommen Richtung des weiblichen Herzens, und das Erscheinen
derselben auf den Kindergräbern kann nicht aussallen, wenn man bedenkt, dass schon
im dritten Jahrhunderte die Sitte vorhanden war, die Kinder gleich nach der Taufe
am Genuss des Kelches Theil nehmen zu lassen, wenn sie auch noch nicht im
Stande waren, das Brot zu essen. So wurden denn von den wohlhabenderen Chri-
sten die kunstvolleren Gefässe mit Bildern und Inschriften, von den ärmeren da-
gegen die einfacheren ohne Bild gebraucht. Die in beiderlei Gefässen von den
') Seltener findet man diese gläsernen Gefässe innerhalb der Gräber. Vergl. die Abbildungen bei Bol-
detti pag. 623., und dagegen pag. 181. 213.
2) Auf ähnliche Weise finden sich zu diesem letzten Zwecke aus mehreren Grabsteinen neben der In-
schrift Becher, Flaschen und Krüge abgebildet, und auf einem merkwürdigen Grabgemälde sieht man eine
Frau in ruhender Stellung, die in der aufgehobenen Rechten einen Becher hält und mit der Linken einen
Krug umfasst. Die Inschrift: Vincentia in pace, beweist, dass es ein christlicher Grabstein ist. Boldetti
pag. 208. Dass solche Abbildungen von Gefässen nicht Blutbehälter der Märtyrer bedeuten, ergiebt sich
daraus, dass sie auch neben Grabschriften vorkommen, die schon bei Lebzeiten des Besitzers gesetzt
waren, vergl. die Inschrift bei Bosio pag. 154. u. a., oder neben solchen, die erweislich jünger sind, als
die Periode des Märtyrerthums, z. B, auf einer Grabschrift aus dem Consulate des Tatianus und Sym-
machus, im J. 391. S. Boldetti pag. 545.