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wenige gehen über letzteres hinaus; nur ein Paar kennt man mit einer christlichen
Chiffre, dem Monogramm oder dem Kreuz. Ihre vollständige Grösse ist gewöhnlich
2ssi Fuss ins Gevierte, daher sie auch in den Katakomben nur zerschlagen gebraucht
werden konnten, um den niedrigeren Graböffnungen eingepasst werden zu'können.
Aus dieser Uebersicht dessen, was in den noch vorhandenen alten Katakomben
an Gemälden, Inschriften und anderen Gegenständen aufgefunden worden, ergiebt
sich, dass der Anfang ihres christlichen Gebrauchs in die Zeiten der Verfolgungen
der ersten drei Jahrhunderte sich verliert, dass sie darauf im vierten und fünsten
Jahrhunderte bei der gesammten Kirche im höchsten Ansehen standen, und als Mär-
tyrerkirchen und Begräbnissplätze, letzteres wohl auch neben anderen Kirchhöfen,
gebraucht wurden, bis sich allmähli^ die Liebe und Aufmerksamkeit des Volks für
dieselben mit den nach den Stadtkirchen versetzten, wirklichen oder vermeintlichen
Märtyrerleichnamen wieder von ihnen entfernte. Päpste und Bischöfe liessen es
zwar niemals an der Sorge fehlen, welche man schon seit dem vierten Jahrhundert
auf diese Grabstätten verwendet hatte, um die verfallenden Gänge immer wieder
zu restauriren, die Gräber mit mancher neuen Inschrift zu versehen ') und dadurch
das Interesse des Volkes von neuem zu wecken; aber der Besuch und Gebrauch
derselben wurde doch immer seltener, und es trat endlich eine Zeit ein, in welcher
sie fast nur noch ein kirchlich antiquarisches Interesse behielten. Dieses hat aber
namentlich in Rom niemals aufgehört, indem man die alten Crypten fortwährend als
reiche Fundgruben der in der katholischen Kirche in so hohem Preise stehenden
Gebeine betrachtet und benutzt hat. Wie dies schon im achten und neunten Jahr-
hundert vornehmlich durch die Päpste Paul I., Paschalis I. und Leo IV. geschähe,
welche anfingen die römischen Kirchen mit den Gebeinen aus den verfallenden
Theilen der römischen Katakomben zu schmücken, so wurde seit dem sechzehnten
Jahrhundert ein neuer Eifer dafür erregt, als Sixtus V. und im darauf folgenden
Jahrhundert Clemens VIII., Paul V. und Gregor XV. das Aufsinden der Märtyrer-
gräber dem Jesuitenorden übertragen hatte. Die zu jeder Zeit vorhandene Nei-
gung in den alten Grabstätten möglichst viele Märtyrergräber zu entdecken, sprach
') Schon von Sixtus III. (432 — 40) wird auch dies letztere hei seiner Restauration der Katakomben des
Calistus gesagt. S. Anastas. Biblioth. und Bosio pag. 178.
wenige gehen über letzteres hinaus; nur ein Paar kennt man mit einer christlichen
Chiffre, dem Monogramm oder dem Kreuz. Ihre vollständige Grösse ist gewöhnlich
2ssi Fuss ins Gevierte, daher sie auch in den Katakomben nur zerschlagen gebraucht
werden konnten, um den niedrigeren Graböffnungen eingepasst werden zu'können.
Aus dieser Uebersicht dessen, was in den noch vorhandenen alten Katakomben
an Gemälden, Inschriften und anderen Gegenständen aufgefunden worden, ergiebt
sich, dass der Anfang ihres christlichen Gebrauchs in die Zeiten der Verfolgungen
der ersten drei Jahrhunderte sich verliert, dass sie darauf im vierten und fünsten
Jahrhunderte bei der gesammten Kirche im höchsten Ansehen standen, und als Mär-
tyrerkirchen und Begräbnissplätze, letzteres wohl auch neben anderen Kirchhöfen,
gebraucht wurden, bis sich allmähli^ die Liebe und Aufmerksamkeit des Volks für
dieselben mit den nach den Stadtkirchen versetzten, wirklichen oder vermeintlichen
Märtyrerleichnamen wieder von ihnen entfernte. Päpste und Bischöfe liessen es
zwar niemals an der Sorge fehlen, welche man schon seit dem vierten Jahrhundert
auf diese Grabstätten verwendet hatte, um die verfallenden Gänge immer wieder
zu restauriren, die Gräber mit mancher neuen Inschrift zu versehen ') und dadurch
das Interesse des Volkes von neuem zu wecken; aber der Besuch und Gebrauch
derselben wurde doch immer seltener, und es trat endlich eine Zeit ein, in welcher
sie fast nur noch ein kirchlich antiquarisches Interesse behielten. Dieses hat aber
namentlich in Rom niemals aufgehört, indem man die alten Crypten fortwährend als
reiche Fundgruben der in der katholischen Kirche in so hohem Preise stehenden
Gebeine betrachtet und benutzt hat. Wie dies schon im achten und neunten Jahr-
hundert vornehmlich durch die Päpste Paul I., Paschalis I. und Leo IV. geschähe,
welche anfingen die römischen Kirchen mit den Gebeinen aus den verfallenden
Theilen der römischen Katakomben zu schmücken, so wurde seit dem sechzehnten
Jahrhundert ein neuer Eifer dafür erregt, als Sixtus V. und im darauf folgenden
Jahrhundert Clemens VIII., Paul V. und Gregor XV. das Aufsinden der Märtyrer-
gräber dem Jesuitenorden übertragen hatte. Die zu jeder Zeit vorhandene Nei-
gung in den alten Grabstätten möglichst viele Märtyrergräber zu entdecken, sprach
') Schon von Sixtus III. (432 — 40) wird auch dies letztere hei seiner Restauration der Katakomben des
Calistus gesagt. S. Anastas. Biblioth. und Bosio pag. 178.