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Die Katakomben in Neapel.
Beschreibung der Katakomben.
Am nördlichen Ende der Stadt, am Abhange der Höhen von Capodimonte, be-
finden sich in nicht grosser Entfernung von einander vier alte unterirdische Cöme-
terien, von denen jetzt kaum noch das eine genannt und besucht wird. So sehr
verschlingt der tausendfache Reiz der Königinn der Städte mit ihren vollendeten
Kunstdenkmälern eines höheren Alterthums alle Aufmerksamkeit auf die hier in der
Erde versteckten Anfänge des christlichen Lebens. Diese vier unterirdischen Cö-
meterien oder Katakomben liegen unter und neben den alten Kirchen S. Vito,
S. Severo, S. Maria della Sanitä und S. Gennaro de' Poveri. Eine fünfte Kata-
kombe ähnlicher Art soll unter der entfernter und höher gelegenen Klosterkirche
S. Efremo vecchio sich befinden. Einige neuere Topographen der Stadt haben
behauptet, alle diese Cömeterien hätten einst mit einander in Verbindung gestanden,
und ein einziges, grosses Dormitorium, den gemeinschaftlichen Begräbnissplatz der
alten christlichen Gemeine in Neapel gebildet. Doch kann dies jetzt nicht mehr
erwiesen werden. s)
Die Lage dieser Katakomben ist ihrer Bestimmung angemessen. Entfernt von
dem Geräusch und der Aufmerksamkeit der Stadt, die sich erst später bis in diese
') Bei den kurzen Angaben des Johannes Diaconus, der im 9. Jahrhundert eine summarische Ge-
schichte der neapolitanischen Bischöfe schrieb (Muratori scriptor. rer. ital. Vol. I. Tom. II.) bleibt es un-
gewiss, ob er von einem oder mehreren alten Kirchhöfen spricht. Jul. Caes. Capacius, in seiner Neapoli-
tana Historia. Neap. 1607. p. 429., giebt die genannten Katakomben als verschiedene, getrennte an. Eben
so Cesare d'Engenio Carraciolo (Napoli sacra. Napol. 1624.), ein genauer Durchforscher der kirchlichen
Alterthümer Neapels, und Carlo de Lellis, der Fortsetzer des letztgenannten Werkes (Parte seconda ovvero
supplemento a Napoli sacra. Napol. 1654.). Erst Carlo Celano (Notizie del bello antico e curioso della
cittä di Napoli. Napol. 1692. 6 Voll.) verbindet sie alle mit einander, aber seine Nachrichten sind ungenau,
oft unrichtig, und gründen sich nur auf die Erinnerungen seiner Jugend und auf Berichte Anderer. Dessen
ungeachtet sind ihm Al. Aurel. Pelliccia, dem wir die einzige Monographie der neapolitanischen Katakom-
ben verdanken (de coemeterio s. Catacumba Neapolit. im 4. Bande seiner Dissertt. de christ. eccl. politia.),
de Laurentiis (Campania felix. Neapol. 1826. Vol. I. pag. 247.) und Luigi Galanti (Napoli e contorni. Napol.
1829. pag. 89.) darin gefolgt.
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Die Katakomben in Neapel.
Beschreibung der Katakomben.
Am nördlichen Ende der Stadt, am Abhange der Höhen von Capodimonte, be-
finden sich in nicht grosser Entfernung von einander vier alte unterirdische Cöme-
terien, von denen jetzt kaum noch das eine genannt und besucht wird. So sehr
verschlingt der tausendfache Reiz der Königinn der Städte mit ihren vollendeten
Kunstdenkmälern eines höheren Alterthums alle Aufmerksamkeit auf die hier in der
Erde versteckten Anfänge des christlichen Lebens. Diese vier unterirdischen Cö-
meterien oder Katakomben liegen unter und neben den alten Kirchen S. Vito,
S. Severo, S. Maria della Sanitä und S. Gennaro de' Poveri. Eine fünfte Kata-
kombe ähnlicher Art soll unter der entfernter und höher gelegenen Klosterkirche
S. Efremo vecchio sich befinden. Einige neuere Topographen der Stadt haben
behauptet, alle diese Cömeterien hätten einst mit einander in Verbindung gestanden,
und ein einziges, grosses Dormitorium, den gemeinschaftlichen Begräbnissplatz der
alten christlichen Gemeine in Neapel gebildet. Doch kann dies jetzt nicht mehr
erwiesen werden. s)
Die Lage dieser Katakomben ist ihrer Bestimmung angemessen. Entfernt von
dem Geräusch und der Aufmerksamkeit der Stadt, die sich erst später bis in diese
') Bei den kurzen Angaben des Johannes Diaconus, der im 9. Jahrhundert eine summarische Ge-
schichte der neapolitanischen Bischöfe schrieb (Muratori scriptor. rer. ital. Vol. I. Tom. II.) bleibt es un-
gewiss, ob er von einem oder mehreren alten Kirchhöfen spricht. Jul. Caes. Capacius, in seiner Neapoli-
tana Historia. Neap. 1607. p. 429., giebt die genannten Katakomben als verschiedene, getrennte an. Eben
so Cesare d'Engenio Carraciolo (Napoli sacra. Napol. 1624.), ein genauer Durchforscher der kirchlichen
Alterthümer Neapels, und Carlo de Lellis, der Fortsetzer des letztgenannten Werkes (Parte seconda ovvero
supplemento a Napoli sacra. Napol. 1654.). Erst Carlo Celano (Notizie del bello antico e curioso della
cittä di Napoli. Napol. 1692. 6 Voll.) verbindet sie alle mit einander, aber seine Nachrichten sind ungenau,
oft unrichtig, und gründen sich nur auf die Erinnerungen seiner Jugend und auf Berichte Anderer. Dessen
ungeachtet sind ihm Al. Aurel. Pelliccia, dem wir die einzige Monographie der neapolitanischen Katakom-
ben verdanken (de coemeterio s. Catacumba Neapolit. im 4. Bande seiner Dissertt. de christ. eccl. politia.),
de Laurentiis (Campania felix. Neapol. 1826. Vol. I. pag. 247.) und Luigi Galanti (Napoli e contorni. Napol.
1829. pag. 89.) darin gefolgt.
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