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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0079
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bezeichnet worden sind. Die Wandgräber in den senkrechten Wänden der
Gänge befinden sich ohne Ebenmaass und Ordnung, gross und klein, über und
neben einander, wie das Bedürfniss es gerade erforderte. Die Gräbernischen
zeichnen sich durch ein regelmäßiges Tonnengewölbe aus, die Gräberkammern
haben meistentheils eine Breite von sieben Palmen und eine Höhe und Tiefe von
zehn Palmen. Die Decke ist eine horizontale Fläche oder ein wenig gewölbt.
Die einzelnen Gräber sind so gross, dass sie einen menschlichen Körper sehr be-
quem aufnehmen konnten. Die größten sind acht Palmen lang, zwei Palmen hoch
und zwei Palmen tief. Die kleinsten sind nicht unter zwei Palmen lang, mit ent-
sprechender Höhe und Tiefe. Kleine Nischen für Aschenkrüge oder Columbarien,
wie man sie in heidnischen Gräbern entdeckt, sind hier nirgends anzutreffen. Die
vordere offene Seite der Gräber wurde mit Steinplatten oder Ziegeln verschlossen
und mit Kalk vermauert. Daher läuft rings um die Oeffnung ein Hohlrand, in
welchen die Platten eingefügt wurden. Jetzt sind die Gräber alle geöffnet, und
man bemerkt nur hier und da noch Reste von den Deckeln.
Das untere Stockwerk der neapolitanischen Katakomben hat zwei Eingänge,
Taf. XIII. 1. und 3., durch zwei neben einander liegende gewölbte Thore, die zu
ebener Erde in den ausgehöhlten Berg hineinführen, welcher hier eine senkrecht
abgeschnittene Wand darstellt. Wir treten zuerst durch das kleinere Thor, 1, wel-
ches gegen 22 Palmen hoch ist, in einen länglich viereckigen Raum, 4 mit fast
parallel laufenden Seitenwänden. Er ist gegen 80 Palmen lang, 25 Palmen breit
und bei unebenem Boden 10 — 12 Palmen hoch. Die Decke ist, wie alle Räume
der Katakomben flach gewölbt. Hier befinden wir uns schon unter den Ueberbleib-
seln eines hohen, christlichen Alterthums, nämlich in einer sogenannten Märtyrer-
kirche. Noch ganz deutlich treten ihre beiden Haupttheile hervor, nämlich das
Sanctuarium oder Presbyterium für die heiligen Functionen und den Bischof, und
die Aula, Naos oder das Schiff der Kirche, für die fromme Gemeine. Der dritte
Theil der alten Kirchen aber, die Pronaos oder Narthex, nämlich der Raum zu-
nächst am Eingänge, und vom eigentlichen Schiffe noch durch eine Wand geschie-
den, fehlte bei den unterirdischen Kirchen, weil dieser Raum für die Katechumenen,
Büßenden und Häretiker bestimmt war, welche die unterirdischen Märtyrerkirchen
gar nicht betreten durften. Aber die Abgränzung der beiden vorhandenen Theile,

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